Fundamentale Nachricht
11:35 Uhr, 31.03.2020

Chinas Industrie ist noch lange nicht über dem Berg

Die chinesische Produktionstätigkeit hat sich im März laut aktuellen PMI-Daten kräftig erholt und signalisiert, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt gerade wieder in Gang kommt. Doch wie aussagekräftig sind die Daten?

Peking (Godmode-Trader.de) - Chinas Industrie ist überraschend auf den Erholungskurs zurückgekehrt. Für das Verarbeitende Gewerbe stieg der offizielle Einkaufsmanagerindex in diesem Monat auf 52,0 Punkte, wie das Nationale Statistikamt am Dienstag mitteilte. Nach dem Rekordtief von 35,7 Zählern im Februar bedeutet dies einen ebenso redkordgleichen Monatsanstieg von 16,3 Punkten. Zudem stieg der Index über die Wachstumsschwelle von 50 Punkten, was eine Ausweitung der Geschäfte signalisiert. Der Index für Dienstleistungen und Bauwesen erreichte 52,3 Punkte.

Der Anstieg deutet zwar auf eine verbesserte Stimmung in den chinesischen Fabriken hin, aber die Produktion ist noch immer weit von der Normalität entfernt. In der Umfrage werden die Unternehmen aufgefordert, anzugeben, wie ihre Geschäfte im Vergleich zum letzten Monat verlaufen sind. Demnach zeigen die März-Daten lediglich, dass sich die Lage nach dem Einbruch im Februar aufgehellt hat.

Es wird erwartet, dass China in diesem Quartal immer noch eine beispiellose wirtschaftliche Kontraktion erlebt, was vor dem Ausbruch des Virus undenkbar gewesen wäre. Die Aussichten für die Zeit von April bis Juni hängen insofern davon ab, wie schnell sich die Inlandsnachfrage wieder erholen kann, nachdem das Virus eingedämmt wurde. Zudem spielt die Nachfrage aus Überseemärkten wie den USA eine wichtige Rolle. Da sich das Epizentrum der Pandemie in die westlichen Industrie bewegt hat, ist es auf längere Sicht wahrscheinlich, dass die Auslandsnachfrage insgesamt schwach bleibt.

Chinesische Fabriken, die im Februar wochenlange Arbeitsunterbrechungen verzeichneten, nachdem Reisen und Handel landesweit eingestellt worden waren, sehen sich nun mit stornierten Exportaufträgen konfrontiert. „Obwohl sich der PMI im März im Verarbeitenden Gewerbe rasch erholte, geht aus der Erhebung auch hervor, dass die Unternehmen immer noch einem relativ großen operativen Druck ausgesetzt sind“, erklärte das National Bureau of Statistics of China (NBS). Zahlreiche Firmen hätten von Finanzierungsengpässen und sinkender Nachfrage berichtet. „Die globale Virusausbreitung wird die Weltwirtschaft und den Welthandel ernsthaft treffen und neue, ernsthafte Herausforderungen für die chinesische Wirtschaft mit sich bringen“, so das NBS.

Ein Teilindex der neuen Exportaufträge stieg im März auf 46,4 Punkte von zuvor 28,7. Der Beschäftigungsindikator für das Verarbeitende Gewerbe lag bei 50,9 Zählern nach 31,8 im Februar.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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