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12:00 Uhr, 30.06.2011

China zwischen Wachstum und Inflation

London (BoerseGo.de) – Die Fondsmanagerin des HSBC GIF Chinese Equity Fonds, Mandy Chan, erläutert in ihrem aktuellen Marktausblick die wichtigsten Einflussfaktoren auf Chinas kurzfristige wirtschaftliche Entwicklung und beleuchtet, inwieweit der zwölfte Fünf-Jahres-Plan der Regierung den chinesischen Markt für Neueinsteiger attraktiv macht.

Chan erwartet in den nächsten ein bis zwei Monaten bei Aktien eine anhaltende Seitwärtsbewegung. Der Markt schwanke zwischen Wachstums- und Inflationssorgen. Jüngste Anzeichen einer nachlassenden Industrieproduktion und die striktere Geldpolitik seit dem vierten Quartal 2010 schürten Ängste vor einer starken Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, die Inflationssorgen würden zusätzlich wegen des Energieversorgungsengpasses aufgrund der Dürre gesteigert.

„Der Energiemangel, die Korrekturen der Lagerbestände und die Kreditverknappung wirken zwar dem Wachstum entgegen, die Probleme sind jedoch kurzfristiger Natur und nicht so ernst, wie viele Anleger fürchten“, sagte Chan. „Für die zweite Jahreshälfte bleibt das Basisszenario von HSBC daher eine sanfte Landung der Wirtschaft, denn der Konsum und das Investitionswachstum sind stabil. Steigende Ausgaben für den sozialen Wohnungsbau sollten einen potenziellen Rückgang im privaten Wohnungsbau, den die straffe Geldpolitik auslösen könnte, abfedern“.

Die Schätzungen für das Gewinnwachstum 2011 bleiben trotz der Wachstumssorgen positiv: Die Gewinne sollen dieses Jahr um durchschnittlich 15 bis 16 Prozent wachsen, die Dividendenrendite soll bei voraussichtlich 2,9 Prozent liegen.

Die Fondsmanagerin glaubt an ein Interesse der Investoren für Nachzügler-Märkte wie China, sobald die strikte Geldpolitik beendet wird. Auf Basis der Konsens-Prognose zur Gewinnentwicklung 2011 wird der MSCI China zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11,5 gehandelt - der Durchschnittswert seit 2000 liegt bei 12. „In den nächsten zwei Monaten, erwartet HSBC ein niedriges Wachstum und eine hohe Inflation“. Diese Aussicht wird den Aktienmarkt nicht beflügeln, allerdings erwartet Chan einen Wendepunkt im dritten Quartal, wenn die Inflation aufgrund von Carry-Over-Effekten ihren Höhepunkt erreicht und die Nahrungsmittelpreise sinken. Als Folge könnte die strikte Geldpolitik gelockert werden. Wir agieren zurzeit sehr vorsichtig, glauben aber, dass die nächsten ein bis zwei Monate eine gute Einstiegsphase bieten", so Chan.

Wegen der attraktiven Marktbewertungen wird die kurzfristige Performance wahrscheinlich vom Ausmaß der geldpolitischen Straffung abhängen. Ganz oben auf der politischen Agenda stehen die Drosselung des Inflationsdrucks und die Überhitzung im Immobilienmarkt - der Fokus liegt weiterhin auf dem Spagat, die Inflation zu senken ohne das Wachstum zu belasten.

„Investoren können sie grundsätzlich am zwölften Fünf-Jahres-Plan vom März 2011 orientieren, der die politische Richtung vorgibt: Die Schwerpunkte liegen auf der Förderung des Konsums und der Verstädterung sowie auf weiteren Investitionen in technologische Modernisierungen, erneuerbare Energien und staatliche Sozialleistungen. Diese Politik sollte die inländischen Investitionen verstärken und attraktive Investmentchancen in zahlreichen Sektoren schaffen", meint die Asien-Expertin.

Sorgenfalten dürften den globalen Investoren die jüngsten Anzeichen für ein nachlassendes Wachstum in China und den Industrieländernbereiten. Hinzu komme die Schuldenkrise in Europa, Spannungen im Nahen Osten sowie das Erdbeben und der Tsunami in Japan. Chan dazu: "Sollte eine wesentliche konjunkturelle Abkühlung eintreten, verfügt China jedoch über genügend Spielraum, um seine Geldpolitik zu lockern und die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Die niedrige Staatsverschuldung und ausreichende Devisenreserven sichern China eine starke finanzielle Position."

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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