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16:47 Uhr, 26.10.2020

China will sich von der Welt "entkoppeln"

Der neue Fünf-Jahres-Plan für die Zeit von 2021 bis 2025 wird im März auf der Jahrestagung des Volkskongresses abgesegnet. Er soll die eigene technologische Innovation stärken und China angesichts amerikanischer Strafmaßnahmen eigenständiger machen.

Peking (Godmode-Trader.de) - Der chinesische Präsident Xi Jinping hat am Montag in Peking zum Auftakt viertätiger Beratungen betont, dass sich China unabhängiger von der Welt machen will. Die Neuausrichtung bezeichnete Xi mit dem Schlagwort der "dualen Kreisläufe“. Einerseits soll sich die Wirtschaft demnach stärker auf den heimischen Konsum, die Produktion und Verteilung im eigenen Land konzentrieren, was als „interne Zirkulation" beschrieben wird. Der „externe Kreislauf“ hingegen - internationaler Handel und Investitionen aus dem Ausland - dient eher der Unterstützung des internen Hauptmotors.

Der neue Fünf-Jahres-Plan für die Zeit von 2021 bis 2025 wird im März auf der Jahrestagung des Volkskongresses abgesegnet. Er soll die eigene technologische Innovation stärken und China angesichts amerikanischer Strafmaßnahmen und der Unterbrechung von Lieferketten eigenständiger machen. Es ist so etwas wie Pekings Antwort auf amerikanische Pläne für eine „Entkoppelung" von China. Die Aussicht auf immer stärkere Probleme mit den USA bedingt Xis Strategie, die Pläne zur Abschirmung Chinas gegen Schwankungen in der Weltwirtschaft voranzutreiben.

Eine frühere Wirtschaftsstrategie mit dem Titel „Made in China 2025" verpuffte, nachdem sie die Falken in der Trump-Administration auf den Plan rief und in Europa und anderen Volkswirtschaften, die Gefahr liefen, gegen die aggressive chinesische Wettbewerbspolitik das Nachsehen zu haben, Unbehagen hervorgerufen hatte. „Der Plan "Made in China 2025" hatte China so viel Ärger gebracht und dazu beigetragen, die Opposition in den USA zu mobilisieren", sagte Chen Zhiwu, Direktor des Asia Global Institute an der Universität Hongkong der Finanzagentur Bloomberg. „Ich erwarte also, dass die Kommunistische Führung sich nun auf allgemeine Richtlinien konzentriert und bei den Einzelheiten vage bleibt", sagte Chen.

Details könnten zum Ende der Beratungen am Donnerstag bekannt werden. Die Führung in Peking geht auch bei einem Sieg des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden bei der US-Wahl am 3. November über Amtsinhaber Donald Trump davon aus, dass die Spannungen anhalten werden. Dahinter stecke tiefsitzendes Misstrauen, „weil China so schnell wächst - vielleicht über die Erwartungen, die Vorstellungen oder das Ausmaß hinaus, das die entwickelte Welt akzeptiert", sagte Vizeaußenminister Qin Gang vor Journalisten. „Wir holen schnell auf. Das macht einige Länder wie die USA nervös." Wenn Chinas Wirtschaft, die sich bereits rasch vom Coronavirus-Schock erholt hat, an den Wachstumskurs der letzten Jahre anknüpfen kann, wird sie die USA innerhalb des nächsten Jahrzehnts übertreffen und zur größten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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