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14:23 Uhr, 16.09.2019

China: Analysten erwarten nun geldpolitische Lockerungen

Die Abschwächung der chinesischen Wirtschaft ist nicht mehr zu leugnen. Das hat mittlerweile auch die politische Führung in Peking erkannt.

Peking (Godmode-Trader.de) - Die Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft hat sich im August nochmals verstärkt - trotz einer Reihe von wachstumsfördernden Maßnahmen seit dem vergangenen Jahr. Vor allem die Industrie bereitet Sorgen. Das Wachstum der Produktion fiel im vergangenen Monat so schwach aus wie zuletzt vor mehr als 17 Jahren. Der Handelskrieg und die nachlassende Inlandsnachfrage machten sich hier ganz besonders zu bemerkbar. Auch die Einzelhandelsumsätze und das Investitionsniveau verschlechterten sich, wie die am Montag veröffentlichten Daten der Regierung zeigten.

Das Wachstum der Industrieproduktion schwächte sich im August unerwartet auf 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat ab. Das ist das niedrigste Wachstumstempo seit Februar 2002. Im Juli lag das Wachstum noch bei 4,8 Prozent. Analysten hatten hingegen eine Belebung auf 5,2 Prozent prognostiziert. Dabei sank der Wert der Industrieexporte um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist der erste monatliche Rückgang seit mindestens zwei Jahren, was die Auswirkungen des chinesisch-amerikanischen Handelskrieges auf die Hersteller in der Volksrepublik widerspiegelt.

Auch der Umsatz im Einzelhandel schwächte sich überraschend ab. Er zog im August um 7,5 (Juli: 7,6) Prozent an. Die Investitionen in Sachanlagen enttäuschten ebenfalls. Sie legten bis Ende August um 5,5 Prozent zu. Hier hatten die Volkswirte ein Plus auf dem bisherigen Niveau von 5,7 Prozent prognostiziert.

Ministerpräsident Li Keqiang sagte in einem vor den am Montag veröffentlichten Daten veröffentlichten Interview, dass es für die Wirtschaft sehr schwierig" sei, vor dem Hintergrund der ungewissen internationalen Situation noch um sechs Prozent oder mehr zu wachsen. Mehrere Analysten gaben in den letzten Wochen an, dass Chinas Wirtschaftswachstum bereits das untere Ende des Jahresziels von Peking von rund 6 bis 6,5 Prozent anlaufen würde, was zu einer weiteren Lockerung der Politik führen könnte. Das Wachstum im zweiten Quartal hat sich bereits auf 6,2 Prozent abgekühlt und fiel damit so schwach aus wie zuletzt vor 30 Jahren.

Händler erwarten bereits für Dienstag eine Senkung des mittelfristigen Kreditzinssatzes (MLF) der Zentralbank, was den Weg für eine Senkung des neuen Loan Prime Benchmark Rate (LPR) im Laufe der Woche frei machen würde. Der Spielraum für weitergehende Impulse wird durch die Sorge um steigende Schuldenrisiken begrenzt. Ting Lu, Chief China Economist bei Nomura, schrieb am Montag, dass eine Senkung des MLF-Zinses um rund 10 Basispunkte mit den jüngsten Daten wahrscheinlicher geworden sei.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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