Kommentar
14:00 Uhr, 09.07.2014

Cash-Pool-Monster

Schattenbanken-Systeme gibt es nicht nur in China. Lesen Sie hier über Risiken und Nebenwirkungen dieser der Öffentlichkeit weitgehend unbekannten Größen des Finanzsystems

Ich habe in meinem letzten Post die OFR-Studie mit dem Titel „Shadow Banking: The Money View“ vorgestellt, und kurz angerissen wie sich institutionelle Cash Pools seit 1997 auf fast 6 Billionen US-Dollar verdreifacht haben.

Cash-Pool-Monster-Kommentar-Simon-Hauser-GodmodeTrader.de-1

Diese Cash Pools suchen die Sicherheit von geldähnlichen Anlagen, sind aber so riesig, dass sie a) unter keine Einlagensicherung fallen, und b) nicht von vollständig von T-Bills absorbiert werden können. Aufgrund von diesen Limitierungen weichen sie deshalb in den Repomarkt aus, wo sie über Dealer-Banken ihr Geld kurzfristig in langlaufende Sicherheiten tauschen können.

Es gibt mindestens drei Gründe für die Mutation dieser Cash Pool-Monster innerhalb des Schattenbankensystems:

  1. Zentralbanken betreiben zunehmend Währungsmanagement relativ zum US-Dollar und unterhalten deshalb große Portfolios für ihre FX-Interventionen.
  2. Große Unternehmen halten aufgrund ihrer hohen Profitabilität zu Lasten von Gehältern mehr Cash als jemals zuvor, und sind deshalb mittlerweile zu Nettokreditgebern avanciert.
  3. Unter Asset-Managern hat eine große Konsolidierung stattgefunden, sprich immer weniger Institutionen verwalten immer größere Berge an Geld.

Wer steht nun auf der anderen Seite dieser massiven Geldinjektionen mittels Repo-Deals? Welche Player haben aus welchem Grund einen derart hohen Bedarf nach Cash, um fast 6 Billionen US-Dollar aufzusaugen?

Laut Zoltan Pozsar , dem Autor der Studie, gibt es hauptsächlich 2 Gruppen von Investoren, die dafür in Frage kommen:

  1. Unterfinanzierte Pensionsfonds, welche über Hedgefonds „all-in“ gehen, um sich auch in Zukunft über Wasser halten zu können
  2. Zentralbanken, die ihre Währungsbindungen finanzieren müssen

Grafik 2 stellt vereinfacht das System der gegenseitigen Abhängigkeiten dar, welches besteht aus:

  1. Money- und Risk-Dealern: Verantwortlich für die Umwandlung von Sicherheit in Risiko und umgekehrt
  2. Risk PMs (Portfolio-Manager): Hedgefonds, die für Pensionsfonds in Schieflage auf Renditejagd gehen.
  3. Cash PMs: Risikoscheue Institutionen und Cash hortende Firmen
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Ich habe im vorherigen Beitrag zwar geschrieben, dass Cash Pools nicht die Intention haben in der Realwirtschaft aufzugehen, aber ganzheitlich betrachtet findet über den Umweg der Dealer-Banken trotzdem ein indirekter und problematischer Abfluss zum Beispiel in Aktienmärkte statt.

Die betriebene Risikotransformation ist (ganz abgesehen von den kostspieligen „FX-Wars“ der Notenbanken) meiner Meinung nach nicht unproblematisch:

Unternehmen schieben Risiken, die sie eigentlich selber übernehmen müssten, in die Bilanzen von Pensionsfonds ab, deren Fokus von Natur aus eigentlich auf Sicherheit liegen sollte – wieviel mehr kann die Welt noch Kopf stehen?

Die Entwicklung ist jedoch im Grunde nur Symptom einer unterschwelligen Problematik: Erstens verdienen Arbeitnehmer relativ zu den Profiten der Unternehmen zu wenig (Firmen horten Cash), zweitens können zukünftige Generationen nicht mehr den von ihr erwarteten – und schon im hier und jetzt verbratenen Wohlstand erwirtschaften (Pensionsfonds fehlt Cash).

Ist die Entwicklung wirklich nachhaltig, oder werden diese Makro-Ungleichgewichte irgendwann wieder (schmerzhaft) rückabgewickelt?

2 Kommentare

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  • Simon Hauser
    Simon Hauser Redakteur

    Hallo Investor, ja genau richtig. Die Unternehmen wollen jedoch keine Rendite, sondern hauptsächlich Sicherheit.

    19:43 Uhr, 09.07.2014
  • Investor
    Investor

    Spannendes Thema.

    Habe ich Ihre Aussage richtig verstanden:

    Pensionsfonds erwirtschaften wegen der Niedrigzinsen nicht mehr die notwendige Rendite und müssen deshalb ins Risiko ausweichen.

    Um ihren Wechsel ins Risiko zu finanzieren, "tauschen" Sie ihre konservativen Anlagen mit Firmen, die mit ihrem cash auch nicht genug Rendite erzeugen.

    In dem ersten Chart fehlt mit eine Entwicklung seit 2000. Dies ist das Jahr in dem die FED gestartet hat, das Platzen der Internetblase mit Niedrigzins zu lösen und hat damit aus meiner Sicht den Schlamassel erst erzeugt.

    Mit steigenden Nettorealzinsen sollte dieses Thema sich wieder normalisieren

    17:04 Uhr, 09.07.2014

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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