Bundesbank-Präsident wettert gegen Schuldenerlass für Griechenland
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat sich eindringlich gegen einen Schuldenerlass für Griechenland ausgesprochen. Im Gespräch mit der "Bild am Sonntag" sagte Weidmann, Griechenland konsumiere deutlich mehr als es erwirtschafte, der Staatshaushalt weise hohe Defizite auf. „Solange sich daran nichts ändert, schafft selbst ein Schuldenschnitt keine wirkliche Besserung".
Weidmann trifft damit den Nerv der Bürger: Laut einer aktuellen Erhebung lehnt die Mehrheit der Deutschen einen Schuldenerlass für Griechenland ab: In einer repräsentativen Emnid-Umfrage für die "Bild am Sonntag" sprachen sich 60 Prozent der Befragten gegen eine Teilentschuldung aus, nur 35 Prozent dafür.
Der Bundesbank-Präsident warnt zudem vor einer gemeinsamen europäischen Schuldenhaftung: "Nichts würde die Anreize für eine solide Haushaltspolitik rascher und dauerhafter zerstören als eine gemeinsame Haftung für die Staatsschulden. Genau das schwebt aber einigen Politikern und Ökonomen in Form von Euro-Bonds als Lösung für die Probleme Griechenlands vor", so der oberste deutsche Währungshüter gegenüber dem Blatt. Bislang gibt es in der Eurozone keine koordinierte Schuldenpolitik. Mit der Einführung der sog. Euro-Bonds würden die Mitgliedstaaten der Währungsunion im Kollektiv Geld zu einem einheitlichen Zinssatz leihen. Staaten mit guter Haushaltslage würden im Endeffekt damit für Länder mit einer höheren Schuldenquote mitbürgen.
Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Joachim Poß, warf dem Bundesbank-Präsident vor, er sei in dieser Frage befangen und solle nicht die vermeintlichen Interessen der Steuerzahler als Alibi benutzen. Weidmann sitzt im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese wiederum hält milliardenschwere Griechenland-Anleihen und hätte daher im Falle eines Schuldenschnitts hohe bilanzielle Einbußen zu verkraften.
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