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12:26 Uhr, 23.10.2015

Brasilien setzt erstes Achtungszeichen

Das lateinamerikanische Schwergewicht befindet sich weiterhin auf Talfahrt. Allerdings zeigt der Arbeitsmarkt im September erstmals seit langem keine Verschlechterung. Ein erstes Anzeichen einer Trendwende?

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Rio de Janeiro (Godmode-Trader.de) - Die tiefe wirtschaftliche und politische Krise in Brasilien setzt sich weiter fort. Allerdings zeigt sich der Arbeitsmarkt im vergangenen Monat überraschend robust. Im August ging die Industrieproduktion um 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück - Ein Einbruch, den das Brasilianische Institut für Geographie und Statistik IBGE in diesem Ausmaß zuletzt 2009 inmitten der Weltwirtschaftskrise meldete.

Die industrielle Talfahrt schlägt auch auf den Arbeitsmarkt durch. Die Arbeitslosenquote lag im Dezember letzten Jahres noch bei 4,3 Prozent, kletterte seither sukzessive bis auf zuletzt 7,6 Prozent im August. Nun hat sich im September die Rate aber nicht weiter verschlechtert - ein erstes Anzeichen einer Trendwende? Die Statistikbehörde IBGE meldete am Donnerstag, dass die Arbeitslosenquote Brasiliens saisonal angepasste bei 7,6 Prozent verharrte. Ökonomen hatten einen Anstieg auf 7,7 bzw. sogar 7,8 Prozent erwartet. Die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit belastet die Einkommensentwicklung der privaten Haushalte und trübt den Ausblick für den privaten Konsum weiter ein.

Daneben stellt die hohe Inflation einen weiteren Brennpunkt dar. Die Inflationsrate ist, bedingt durch die gestiegenen Sprit- und Lebensmittelpreise, im September um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat angestiegen, nach einem Monatszuwachs von 0,2 Prozent im August. Im Jahresvergleich lag die Teuerungsrate im vergangenen Monat bei 9,5 Prozent. Das von der Notenbank angestrebte Inflationsziel liegt bei 4,5 Prozent. Dadurch sind der Notenbank die Händer gebunden. Die Banco Central do Brasil (BCB) hat am Mittwoch daher auch beschlossen, den Leitzins SELIC unverändert bei 14,25 Prozent zu belassen.

Das Land dürfte in diesem Jahr deutlich schrumpfen (-2,7 %), und auch im kommenden Jahr ist noch keine Rückkehr zu positivem Wachstum in Aussicht. Ausländische Investoren üben sich diese in Zurückhaltung. Nach der letzten dürfte sich dieser Trend verschärfen. Die politischen Probleme und den Anstieg der Verschuldung nahm die Rating-Agentur Standard & Poor’s Anfang September zum Anlass, Brasilien in den Ramsch-Bereich herabzustufen. Mitte Oktober senkte Fitch das Rating für Brasilien auf BBB-. Das ist zwar noch im Investment Grade-Bereich. Der Rating-Ausblick wurde aber auf negativ beibehalten. Damit droht eine weitere Herabsenkung der Kreditwürdigkeit.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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