Kommentar
06:42 Uhr, 18.08.2016

Börsenanomalie: Die aktuellen Vorzüge der Stammaktien

Die Suche nach Rendite treibt merkwürdige Blüten. Diese ist eine davon.

Erwähnte Instrumente

  • Volkswagen AG
    ISIN: DE0007664005Kopiert
    Kursstand: 128,575 € (Frankfurt) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Henkel AG & Co. KGaA Vz
    ISIN: DE0006048432Kopiert
    Kursstand: 116,300 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Volkswagen AG - WKN: 766400 - ISIN: DE0007664005 - Kurs: 128,575 € (Frankfurt)
  • Henkel AG & Co. KGaA Vz - WKN: 604843 - ISIN: DE0006048432 - Kurs: 116,300 € (XETRA)

Für viele gelten Dividenden als die neuen Zinsen. Soweit, so gut, doch es führt zu teils merkwürdigen Entwicklungen, die sich nicht mehr vernünftig erklären lassen. Der bisherige Jahresverlauf 2016 hat bereits interessante Phänomene zum Vorschein gebracht. Dividendenzahlende Aktien von Versorgern waren so heiß begehrt, dass sie nun so hoch bewertet sind wie seit vielen Jahren oder gar Jahrzehnten nicht mehr.

Versorgeraktien gelten als konservativ. Strom und Wasser brauchen die Menschen immer. Das Geschäftsmodell gilt als krisensicher und als Garant für Dividenden. Deutsche Versorger haben gezeigt, wie man sich täuschen kann. In anderen Ländern funktioniert das Geschäftsmodell jedoch oftmals noch sehr gut. Weil es so gut funktioniert und stabile Erträge bringt, haben Anleger herzhaft zugegriffen.

Ein anderes Phänomen ist die fallende Rendite für US-Vorzugsaktien (ein Instrument, welches sowohl Charakteristika von Aktien wie Anleihen hat). Hier kann man inzwischen kaum noch von Vorzug sprechen, vor allem, wenn man die Risiken bedenkt. Ungeschlagen in der Entwicklung ist die Rally von Staatsanleihen. Einige langlaufende Bonds (30 Jahre) konnten in diesem Jahr Kursgewinne von 50 % ausweisen.

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Wer an Kursgewinnen wenig interessiert ist und lieber einen regelmäßigen Cashflow haben will, der kann Anleihen praktisch nicht mehr kaufen. Es bleiben oftmals nur noch Aktien. In Deutschland können Anleger bei vielen Unternehmen zwischen Stammaktien und Vorzugsaktien wählen. Die deutsche Art der Vorzugsaktien hat wenig mit der amerikanischen Form zu tun. Es sind zwei grundverschiedene Dinge.

Deutsche Vorzugsaktien sind Aktien ohne Stimmrecht. Dafür, dass Anleger auf das Stimmrecht verzichten, erhalten sie eine höhere Dividende. Die Dividendenzahlungen einiger Unternehmen sind in Grafik 1 dargestellt. Die meisten Unternehmen zahlen für Vorzugsaktien eine etwas höhere Dividende als für Stammaktien.

Beim Versorger RWE galt das bis vor kurzem nicht. Hier waren die Dividendenzahlungen für beide Aktienklassen gleich hoch. Trotzdem konnten Anleger mit den Vorzugsaktien mehr verdienen als mit Stammaktien. Das liegt am Kursunterschied der beiden Aktien. Die Vorzugsaktie notierte zu einem niedrigeren Kurs als die Stammaktie. Obwohl der gleiche Dividendenbetrag für beide Aktienformen gezahlt wurde, war die Rendite bei Vorzugsaktien höher.

Die Dividendenrenditen sind in Grafik 2 dargestellt. In einigen Fällen ist der Verlauf so, wie man ihn sich vorstellt: die Dividendenrendite für Vorzugsaktien ist höher als die für Stammaktien. Das gilt allerdings nicht für alle Unternehmen. Seit 2011 liegt die Dividendenrendite von VW-Vorzugsaktien unterhalb der Rendite der Stammaktien. Das macht absolut keinen Sinn.

Ähnlich sinnlos ist die Entwicklung bei Henkel. Auch hier haben die Stammaktien inzwischen eine höhere Dividendenrendite als die Vorzugsaktien. Anleger akzeptieren eine niedrigere Dividendenrendite dafür, dass sie kein Mitbestimmungsrecht haben. Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen.

Stammaktien bieten bei einigen Unternehmen derzeit mehr als Vorzugsaktien. Anleger können mit Stammaktien eine höhere Dividendenrendite kassieren und haben ein Mitbestimmungsrecht. Egal wie man das zu drehen und wenden versucht, es macht keinen Sinn.

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Ob das nun ein Auswuchs des Renditehungers ist, kann man nicht sagen. Auch in der Vergangenheit kam es immer wieder einmal zu solchen Anomalien. Es ist durchaus denkbar, dass einige Anleger die höhere Dividendenzahlung bei Vorzugsaktien sehen und daher diese Aktien kaufen und so den Kurs in die Höhe treiben, bis die Dividendenrendite geringer ausfällt als bei Stammaktien.

Interessant ist zudem, dass sich dieses Phänomen teils über Jahre halten kann. Eigentlich eröffnet das Arbitragemöglichkeiten. Befindet sich die Dividendenrendite von Vorzugsaktien unterhalb der Rendite von Stammaktien, dann lohnt es sich, die Vorzüge zu shorten und Stammaktien zu kaufen.

Clemens Schmale

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8 Kommentare

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  • Chronos
    Chronos

    Leider nicht komplett durchschaut oder nachgesehen.

    Deutschland ist sicher ein Sonderfall, eben auch steuerlich.

    Die meisten Investoren sind sicher keine Deutschen (max 60% vom freefloat meist keine 40%)und wenn überlegt man sich über die WKN schon, in welches Lagerland ich mir was reinlege.

    VW ist da einerseits ein schlechtes oder eben auch gutes Beispiel.

    Als Deutscher der cashflow im Form von Divi mit VW generieren will, kann ich mir auch PAH003

    reinlegen (nicht Audi), als Araber will ich die Stämme (die werden dann aber über Niedersachsen, statt der Börse geholt).

    Generell: Vorzug ist nicht gleich Vorzug. (Stimmt)

    a) (Hat Bastian schon erklärt) über Finanzprodukte werden immer die Aktien aus dem Index abgebildet. Oftmals auch aus den Unternehmensanleihen. Dort ist der spread kleiner, da Handelsvolumen größer. Mit dem eigentlich "inneren" Wert hat das wenig zu tun.

    Volumen ist da automatisch über Derivate höher.

    b) Und das wurde unterschlagen, sind die ADR´s, ein vorrangig dt. Thema (ok Russen noch, mir fällt adHoc nur ein Türke ein).

    Miserables Volumen, oft eine "etwas seltsame" Taxe, aber meist voll dividenberechtigt, Lagerland USA bedeutet nur eine etwas verspätete Zahlung, dafür den Vorteil von Teilern 1/5 1/10 und eben Feierabend-Handel. Wenn man unbedingt die "Wiener" von der HV abstauben will, geht das auch.

    Für die Unternehmen war das damals mit der Nasdaq sicher eine blöde Idee (Aufwand), da geht es den Russen wie den Deutschen, für Investoren immer einen Blick wert.

    Sehr viele dt. Unternehmen haben ADR´s, gerade die großen Werte, das Währungsrisiko ist zu vernachlässigen (bis auf Arbitrage). Automobil-Werte kann man gleich in USD rechnen, andere wie Versicherer werden dennoch vom underlying abgeleitet. siehe ALV./ .ALVA

    09:47 Uhr, 18.08. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • Bastian Galuschka
    Bastian Galuschka Chefredakteur

    Eine VW oder Henkel zahlen jetzt nicht Dividenden, dass ich sage, deswegen kaufe ich mir die Aktien. Bei beiden notieren eben auch die Vorzüge im DAX, daher kommt das hohe Interesse der Instis.

    Nehmen wir aber beispielsweise eine BMW, da werden im kommenden Jahr voraussichtlich um die 3,35 EUR Dividende je Aktie gezahlt. Die Vorzüge notieren dagegen weit unter den Stämmen, der Abschlag beträgt über 15%. Dazu die höhere Dividendenrendite von über 5% der Vorzüge gegenüber 4,3% der Stämme. Dazu die Fantasie, dass Vorzüge und Stämme mittelfristig zusammengelegt werden können. Beispiele hierfür gab es in der Vergangenheit bereits. Als Privater würde ich immer die Vorzüge präferieren.

    Metro ist ein ähnlicher Fall, wenn auch nicht so extrem.

    08:29 Uhr, 18.08. 2016
  • tschak
    tschak

    Erinnert mich an LTCM-Strategien...und an Einstein: "Menscheit-Unendlichkeit-Dummheit". Man braucht nicht glauben - wie damals die LTCM-Herren, dass wir Alle rational handeln. Viele unserer Handlungen sind von Angst begleitet, bzw. versuchen möglichen Verlust zu vermeiden - Resümee : Man fühlt sich also anscheinend mit Stammaktien wohler als mit Vorzügen...Logisch ist das nicht - ABER: Würden rationale Anleger glauben, dass der Nächste Ihnen die negativ rentierlichen Anleihen abkauft? Eigentlich nicht, ABER..

    08:03 Uhr, 18.08. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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