Kommentar
14:14 Uhr, 14.03.2019

Börsen in Feierlaune - aber man fragt sich warum

Den Rebound in dieser Woche kann man schon als spektakulär bezeichnen. Man fragt sich, was bloß der Antrieb ist.

Erwähnte Instrumente

Mit der Flut (dem Rebound) steigen zwar nicht alle Boote, aber viele. Einige Ausreißer gibt es. Boeing bietet sich da als Beispiel hervorragend an. Bis die Probleme bei den Flugzeugen gefunden und behoben sind, bleibt die Aktie eine heiße Kartoffel. Sie hat auch dafür gesorgt, dass der Dow Jones anderen Indizes hinterherhinkt.

Boeing Co.
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    NYSE
    VerkaufenKaufen

Eigentlich hat der Dow Jones in den letzten Monaten besser performt als viele andere Indizes. Jetzt ist das anders und die Divergenz fällt einigen Analysten negativ auf. Zuletzt gab es eine solche Divergenz zur Zeit der Finanzkrise. Die Gründe sind allerdings ganz andere. Heute ist der Grund einfach benannt: Boeing. Es gibt keinen Grund zur Sorge.

Dow Jones
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    TTMzero Indikation

Sorge haben Anleger derzeit ohnehin nicht. Sie kaufen praktisch alles und zu jedem Preis. Das ist richtige Feierlaune, aber was gibt es eigentlich zu feiern? Der Welthandel ist es jedenfalls nicht. Dieser sendet weiterhin ganz klare Warnsignale (siehe Grafik).

In fast allen Regionen ist das Wachstum im Vergleich zum Vorjahresmonat negativ oder steht kurz davor in den negativen Bereich abzurutschen. Einen so klaren Trend nach unten gab es seit 5 Jahren nicht mehr. Damals führte der Trend zu der berühmten Korrektur im Sommer 2015 (Yuan-Abwertung) und Jahreswechsel 2015/16 (Rohstoffcrash).

Der Markt hat auch diesmal korrigiert, allerdings war der Rebound extrem dynamisch. Der S&P 500 steht nur noch 4 % unter seinem Allzeithoch. Das passt überhaupt nicht zum Welthandel, der die globale Konjunktur gut abbildet.

So langsam fällt auch das Argument Geldpolitik weg. Dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr wohl nicht oder erst zu Jahresende anhebt, dürfte inzwischen nun wirklich eingepreist sein. Auch der Handelsdeal mit China ist keine Neuigkeit mehr. Die US-Regierung hat die Erwartung inzwischen fast auf ein 100 %-iges Ja hinaufgeschraubt.

Fundamental ist die Rallye nicht mehr untermauert. Der Markt steigt in zunehmende Konjunkturschwäche hinein. Das kann auf Dauer nur gutgehen, wenn sich die globale Konjunktur spätestens im zweiten Quartal wieder erholt. Anleger preisen gerade eine Fortsetzung des Aufschwungs ein, der noch einmal mindestens 18-24 Monate anhalten muss. Sonst wird dem Markt der Boden unter den Füßen weggezogen.

Aktuell stört das niemanden. Ein Trend kann sich eine Zeit lang selbst tragen. Substanz braucht es nicht immer. Viele Anleger haben die Anfänge des Rebounds verpasst und warteten auf die Fortsetzung der Korrektur. Diese kam nicht. Mit der Zeit wird man immer nervöser, wenn man von fallenden Kursen ausgeht, der Markt aber immer weiter steigt.

Nun gab es Ende vergangener Woche den ersten kleinen Rücksetzer. Viele haben sich überwunden und den Markt nun in Windeseile nach oben katapultiert. Keiner weiß mit Sicherheit, ob die Nachzügler nun alle gekauft haben. Ein paar Prozentpunkte kann es noch nach oben gehen. Und dann?

Dann dürfte festgestellt werden, dass das Fundament doch fehlt. Fundamentaldaten holen den Markt früher oder später immer ein. Darauf zu warten, vor allem wenn man eine niedrige Investitionsquote hat, ist eine Tortur. Das durchzustehen lohnt sich aber. Persönlich bleibe ich bei meinem Fahrplan (Allzeithochs werden knapp erreicht, dann wieder Korrektur) und verkaufe weiter in die Rallye. Zu feiern gibt es nämlich nichts, auch wenn die Kurse etwas anderes sagen.

Clemens Schmale

Exklusive Inhalte. Wertiger Zeitvorteil. Push-Benachrichtigungen. Einen ganzen Tag im Monat alle Premium-Services nutzen. Nur 9 Euro pro Monat. Jetzt Godmode PRO testen!

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

20 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • trend-x
    trend-x

    Im Grunde ist das Bild nicht schwer zu verstehen. Vor 4 Monaten äußerte sich Trump zum Handelskrieg wie folgt:“ Wir haben kein Problem. Schaut euch China an, deren Aktien fallen, während unsere steigen.“ Seinerzeit stand der HangSeng knapp über 25.000 Punkten und der Dow über 26.000. Heute notiert der Hang Seng über 29.000 Zählern und der Dow bei unter 26.000.Wer glaubt die Amerikaner seien die Einzigen, die smarte Geldpolitik betreiben, der hat sich mit China noch nicht beschäftigt. Kurzum, in dieser Challenge treiben die Chinesen den Markt an und nicht umgekehrt. Der Plan war den Dow bis zum Verfall 1.000 Punkte auf 26.200 abzurechnen. Doch der unvorhersehbare Boeing Ab/Einsturz, hat die Party zugunsten des Nasdaq verlagert. Ausblick: Die Amis, insbesondere DT brauchen und wollez! ein gutes 1. Quartal (26.400/500) Dafür müssten zwei Voraussetzungen gegeben sein. 1.) Die Entscheidung zum Handelskrieg darf nicht schwebende Zurückhaltung provozieren, indem man täglich vergeblich auf Fakten wartet. Daher wurde die Entscheidung von Trump auf Mitte/Ende April offiziell vertagt. 2.) Die Boeing als Schwergewicht muss wieder „fliegen“, um dem Window-Dressing zum 29.03. zu entkommen. Daher geht die Auswertung der Daten auch nach Frankreich und nichr wie ursprünglich geplant nach D. Der Text zur Auswertung der Ergebnisse wurde bereits von der FAA vorformuliert und wird nächste Woche bekanntgegeben. „Fehler identifiziert, Problem behoben, Updates bereits veranlasst, höchste Sicherheit garantiert.“ Irgendjemand fragte hier, ob manipuliert wird... BTW: Nachdem Trump im Dezember short war, sollte man sich den April (Earning Season) genaustens anschauen. Ich wette nichr darauf, dass Trump sein letztes Wahlversprechen bereitwillig der Börse opfert. Wenn er wieder short geht, steht er umso lieber vom Verhandlungstisch auf und geht... aber keine Sorge, spätestens bei 24.000 Zählern twittert er wieder den Leuten Hoffmungen zu.

    10:34 Uhr, 16.03.2019
  • wolp
    wolp

    Heute haben wir schon ordentlich gefeiert. 11.7.... Bonus on top. Merci

    12:03 Uhr, 15.03.2019
  • Ich_bin_ein_Berliner
    Ich_bin_ein_Berliner

    es geht nicht eindeutiger

    22:50 Uhr, 14.03.2019
  • Ich_bin_ein_Berliner
    Ich_bin_ein_Berliner

    Gold mit klarer SKS auf 6 Monate!

    22:47 Uhr, 14.03.2019
  • Ich_bin_ein_Berliner
    Ich_bin_ein_Berliner
    22:21 Uhr, 14.03.2019
  • Ich_bin_ein_Berliner
    Ich_bin_ein_Berliner

    Die lang vermisste Inflation weltweit wird kommen, und das in SEHR SEHR grossen Schritten.

    Global wird es zur Masseninflation führen!

    .

    OIL long 3Jahre

    .

    ich weise daraufhin das ich nicht invstiert bin und auch keine Empfehlung ausspreche!!!!!!!!!!!!!!

    aber das ist eine LONG inverse SKS.. dazu bitte noch einmal den Artikel lesen! und drüber nach denken!

    Wenn Oil steigen wird!?? Dann auch die Inflation, und das in großen, mega großen Schritten!!

    ..

    Mittwoch, 13.03.2019 - 10:04 Uhr Die niedrige Inflation ein Systemfehler? Alle reden über die schlechte Konjunktur. Wie steht es eigentlich mit der Inflation?

    "Seit 2017 bewegt sie sich unter Schwankungen im Schnitt um die 1,5 %. Das ist für sich genommen ein hervorragendes Ergebnis. Es bedeutet, dass wir praktisch Stabilität haben. ANZEIGE

    Eigentlich müssten wir vor Freude in die Luft springen. Eine Welt ohne Inflation ist Goldilocks pur. Wie sehr haben wir uns immer gewünscht, dass Güter und Dienste auf den Märkten nicht permanent teurer werden und unser Geld nicht immer mehr an Wert verliert? Ein stabiler Geldwert ist Lebensqualität für alle Schichten der Bevölkerung.

    " Einer ist, dass viele dem Frieden nicht trauen. Sie fürchten, die Preise könnten mit einer Zeitverzögerung doch reagieren. Das dicke Ende könnte also noch kommen. Die amerikanische Notenbank hat sich die Option auf weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr vorsorglich offen gehalten. Andererseits winkt die Europäische Zentralbank ab. "

    " Drittens sind die Zentralbanken nicht zufrieden. Die EZB müsste laut Gesetz eigentlich eine Inflation von "nahe aber unter 2 %" erreichen. Sie bräuchte also eine höhere Inflation. Allerdings ist das Unterschießen des Inflationsziels für die meisten Menschen weniger schlimm, vorausgesetzt es gibt keine Deflation. Das ist derzeit aber nicht der Fall. Nie­mand wird der EZB also einen Strick drehen. Im Übrigen beträgt die Abweichung der aktuellen Preissteigerung von dem Ziel nur ein paar Zehntel Prozentpunkte. Das ist nicht die Welt. "

    " Fünftens und im Zusammenhang damit gibt es grundsätzliche Zweifel. Wenn gute Konjunktur nicht mehr automatisch zu höheren Löhnen und mehr Preissteigerungen führt und schlechte nicht zu niedrigeren Löhnen und weniger Geldentwertung, dann stimmt etwas nicht in der Volkswirtschaft. Der marktwirtschaftliche Preismechanismus ist gestört. Die geringe Inflation ist nicht – wie das früher der Fall war – Ausdruck der Tatsache, dass sich die Wirtschaft im Gleichgewicht befindet. "

    Sie wird vielmehr durch strukturelle Faktoren gering gehalten. Das sind die neuen Technologien, die die Kosten senken und die Preise digitaler Produkte niedrig halten. Das ist das wachsende Angebot der Niedriglohnländer auf den Weltmärkten.

    Das ist ein Problem. Inflation ist unter normalen Umständen wie ein Fieberthermometer. Das Fieber steigt an, wenn es Ungleichgewichte gibt oder sie größer werden. Es geht runter, wenn der Patient gesund wird. Wenn das Fieber jetzt trotz der Ungleichgewichte nicht zunimmt, dann geht es uns nicht besser, sondern das Thermometer ist kaputt oder funktioniert nicht mehr richtig. Das ist kein gutes Zeichen. Vor allem fehlt es der Wirtschaftspolitik an dem Kompass, an dem sie sich bei ihrem Kurs orientieren kann.

    Die Finanzpolitik hat keine Bremse, die öffentlichen Defizite in Grenzen zu halten. In den USA erreicht der Fehlbetrag im Bundeshaushalt derzeit USD 900 Mrd. – trotzdem scheint sich keiner daran zu stören. Die Europäische Zentralbank hat vorige Woche Feueralarm ausgerufen und ihre Löschzüge ausgefahren. Dabei geht sie selbst davon aus, dass wir weit von einer Rezession entfernt sind.

    https://www.godmode-trader.de/...

    22:15 Uhr, 14.03.2019
  • amateur
    amateur

    Frei nach Ihrer Überschrift Herr Schmale: Warum sollen die Börsen nicht in Feierlaune sein? Ich sehe keinerlei fundamentale oder charttechnische Hinderungsgründe hierfür...

    21:46 Uhr, 14.03.2019
  • wizardmw
    wizardmw

    Die Antwort ist einfach: der FED-Put - bzw. der weltweite Aktien dürfen nicht fallen sonst gibts den Systemcrash - Notenbanken all in Put.....

    20:39 Uhr, 14.03.2019
  • grinder1337
    grinder1337

    jop höchst irrational. aber man weißt ja, dass die blase immer weiter aufgepumpt wird bis sie in einem ohrenbetäubenden knall explodiert. die explosion könnte das ende unserer geldsystems bedeuten, das grundlage der verteilung von unten nach oben ist. schmerzlich, aber eine überfällige nötige katharsis

    13:17 Uhr, 14.03.2019
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Bei Boeing kann sich der geneigte Anleger auch einmal die Frage stellen, ob die Welt die Waffensysteme tatsächlich braucht, die der Konzern "unters Volk bringt".

    Wer an dieser Stelle kontert, dass es an der Börse ausschließlich um Profite geht, der hat noch nichts begriffen.

    Und weil so viele Begriffsstutzige herumlaufen, ist dieses System so wie es ist. Also bitte keine Klagen, von wegen Manipulation und so...

    10:34 Uhr, 14.03.2019

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten