Biodiversität: Das neue große Anlagethema?
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Der aktuelle Weltklimagipfel gilt als letzte Chance für die Menschheit, den Planeten zu retten. Dementsprechend blickt alles nach Glasgow, wo die COP 26 stattfindet. Von einer nicht weniger wichtigen Veranstaltung – der COP 15 – in Kunming, China, hat dagegen kaum jemand gehört. Die COP 15 ist eine zweiteilige UN-Biodiversitätskonferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt unseres Planeten und zur Sicherstellung einer nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen. Ziel ist ein neues globales Abkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt und zur Umkehr des Artenschwundes, das viel mehr Wirkung entfalten muss als frühere Initiativen, deren Ziele größtenteils verfehlt wurden.
Globales BIP abhängig von Biodiversität
Biodiversität ist definiert als Variabilität unter den lebenden Organismen jeglicher Herkunft, darunter Land-, Meeres und sonstige aquatische Ökosysteme – von Pflanzen und Bäumen bis hin zu einfachen Organismen und Tieren. Warum wird die Biodiversität das nächste große Thema für nachhaltig anlegende Investoren sein? Wir wissen, dass 50 Prozent des globalen BIP von der Biodiversität abhängen. Trotzdem verbrauchen wir die natürlichen Ressourcen nach wie vor viel schneller, als sie nachwachsen können. Beispielsweise sind 75 Prozent der Pflanzen, die der menschlichen Ernährung dienen, auf die Bestäubung durch Tiere angewiesen. Gleichzeitig führen landwirtschaftliche Praktiken, der Klimawandel und der Einsatz von Pestiziden nachweislich zu sinkenden Bestäuberpopulationen. Diese Auswirkungen werden über das gesamte natürliche Ökosystem hinweg spürbar sein, mit viel weitreichenderen Folgen für unsere Wirtschaft und unseren Lebensstandard.
Die Schaffung von Anreizen zur Verringerung der CO2-Emissionen durch die Einführung eines CO2-Preises wird ein wichtiges Thema sein. Ebenso dürften die Auswirkungen der Unternehmen auf die Natur zunehmend als Kosten verstanden werden, die sie tragen müssen, um Anreize für eine Änderung ihrer Arbeitsweise und der Auswirkungen ihrer Produkte zu schaffen. Ich hoffe, dass sich viele der Erkenntnisse aus den Klimaverhandlungen direkt auf das „natürliche Kapital“ übertragen lassen werden. Dadurch würde sich die politische Landschaft sehr viel schneller verändern. Erste Hinweise darauf gibt es bereits mit der raschen Entwicklung der TNFD (Taskforce for Nature-Related Financial Disclosures).
Nachhaltigere Lieferketten zum Schutz biologischer Vielfalt
Bei der Suche nach Antworten auf die drängendsten Herausforderungen unserer Zeit spielen alle Branchen eine Rolle. Wir halten gezielt Ausschau nach Unternehmen, die ihre negativen Auswirkungen auf die natürliche Umwelt auf Null reduzieren wollen. Dadurch eröffnen sich uns interessante Anlagemöglichkeiten in unterschiedlichen Sektoren. Was die biologische Vielfalt angeht, halten wir die Unternehmen, die sich schon heute nachhaltiger ausrichten, für am besten aufgestellt, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Mögliche Beispiele sind Modeunternehmen, die sich aktiv darum bemühen, den Stoffkreislauf zu schließen, um das Risiko von Störungen bei der Rohstoffproduktion zu mindern, oder Lebensmittelhersteller, die umweltfreundliche Anbaumethoden verwenden und die Verschmutzung von Boden und Wasser reduzieren.
Ein Beispiel für ein Unternehmen, das wir als führend in Bezug auf die biologische Vielfalt in seinen Lieferketten ansehen, ist Unilever. Das Unternehmen hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2023 sollen die Lieferketten frei von Abholzung sein, in einigen der wasserärmsten Gebiete der Welt sollen Wasserbewirtschaftungsprozesse eingeführt werden und bis 2030 sollen 100 Prozent der Inhaltsstoffe der Unilever-Produkte biologisch abbaubar sein. Darüber hinaus hat das Unternehmen für seine Zulieferer Best-Practice-Leitlinien in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bodengesundheit erstellt, wobei ein zusätzlicher Schwerpunkt auf Kleinbauern gelegt wird. Außerdem hat das Unternehmen viele weitere Maßnahmen ergriffen, um seine Lieferkette nachhaltiger zu gestalten. Aufgrund seiner Größe und seines Einflusses kann Unilever mit seinen Maßnahmen in zahlreichen Lieferketten enorm viel bewirken.
Wir halten Unilever für ein großartiges Beispiel eines Unternehmens, das beim Schutz der biologischen Vielfalt und der Wiederherstellung des natürlichen Umfelds eine Vorreiterrolle spielt. Durch die Sicherstellung nachhaltiger Lieferketten trägt das Unternehmen auch dazu bei, die künftigen Renditen für seine Anleger zu sichern, indem es seine Widerstandsfähigkeit stärkt und sich aktiv darum bemüht, seine Produkte an neue Verbraucheranforderungen anzupassen.
Was bedeutet all dies für Investoren?
Wie schon die Dekarbonisierung wird dies erhebliche Risiken für einige Unternehmen mit sich bringen, aber auch einige herausragende Anlagechancen in Unternehmen eröffnen, die sich an die Spitze der Bemühungen um eine nachhaltigere Welt setzen. Das Weltwirtschaftsforum sagt voraus, dass der Verlust der biologischen Vielfalt die Weltwirtschaft zwischen 2011 und 2050 bis zu 10 Billionen Dollar kosten könnte. Die Jupiter Global Sustainable Equities-Strategie setzt auf Anlagen in außergewöhnlich robusten Unternehmen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen. Mit Blick in die Zukunft werden die Gewinne der Unternehmen immer stärker von den physischen Auswirkungen der biologischen Vielfalt auf ihre Aktivitäten und Lieferketten sowie von den regulatorischen Vorgaben zur Begrenzung ihrer negativen Auswirkungen auf die Natur abhängen. Imageschäden werden ebenfalls häufiger auftreten.
Gleichzeitig sehe ich herausragende Anlagemöglichkeiten, durch die Investoren zum Schutz und Erhalt unserer natürlichen Umwelt beitragen können. Unternehmen, die sich aktiv darum bemühen, ihre Umweltauswirkungen und damit ihre künftigen Kosten zu verringern, dürften erhebliche Kostenvorteile haben. Immer mehr Unternehmen halten es für wichtig, sowohl ihre Auswirkungen auf die biologische Vielfalt als auch ihre Abhängigkeit von der Biodiversität zu adressieren. Anbietern, die anderen Unternehmen aus unterschiedlichen Sektoren hierbei helfen können, werden sich bedeutende neue Märkte eröffnen, die vom langfristigen strukturellen Trend zu einer nachhaltigen Produktion und einem nachhaltigeren Konsum profitieren werden.
Der regulatorische Rahmen, die Präferenzen und das Bewusstsein der Verbraucher sowie die Berichterstattung der Unternehmen in Bezug auf den Schutz der biologischen Vielfalt entwickeln sich permanent weiter. Daher wird die Biodiversitätsproblematik ein wichtiges Thema für die Jupiter Global Sustainable Equities-Strategie bleiben. Wir werden den Fokus weiter auf die Unternehmen legen, die den Weg in eine nachhaltigere Zukunft ebnen.
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