Kommentar
12:32 Uhr, 20.07.2019

Bericht: Draghi will neue EZB-Geldflut beschließen

Der scheidende EZB-Präsident Mario Draghi will vor dem Ende seiner Amtszeit die Geldpolitik in der Eurozone offenbar noch einmal dramatisch lockern: Neue Anleihekäufe, eine Verschärfung der Strafzinsen für die Banken und eine Anpassung des EZB-Inflationsziel könnten auf dem Programm stehen.

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Wer daran geglaubt hat, dass mit dem Ende der Amtszeit von EZB-Präsident Mario Draghi auch die ultralockere Geldpolitik in der Eurozone endet, wird nun eines Besseren belehrt.

Wie das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtet, will Mario Draghi in den letzten Monaten seiner Amtszeit die Geldpolitik in der Eurozone noch einmal dramatisch lockern. So soll bis November der umstrittene Kauf von Staatsanleihen wieder aufgenommen werden, um die Konjunktur in der Eurozone anzukurbeln.

Daneben könnte der Einlagezins für die Banken weiter in den negativen Bereich gesenkt werden. Derzeit beträgt der Zins minus 0,4 Prozent. Der Zins wirkt wie ein Strafzins für die Banken und führt dazu, dass diese für bei der EZB geparkte Guthaben Zinsen zahlen müssen (statt welche zu bekommen, wie es bei einem positiven Einlagenzins der Fall wäre).

Im vergangenen Jahr haben deutsche Banken einem Zeitungsbericht zufolge 2,4 Milliarden Euro an Strafzinsen gezahlt. Das gehe aus der Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion hervor, berichtet die "Rheinische Post". Belastet davon werden vor allem kleine und mittelgroße Banken, wie Sparkassen und Volksbanken. In der Eurozone insgesamt zahlten Banken wegen der negativen Zinsen sogar 7,5 Milliarden Euro an die EZB bzw. die nationalen Notenbanken des Euro-Systems.

Laut "Spiegel"-Bericht will EZB-Präsident Mario Draghi vor dem Ende seiner Amtszeit zudem noch Entscheidungen treffen, die auch die Politik seiner Nachfolgerin Christine Lagarde stark beeinflussen dürfte. So soll das Inflationsziel der EZB verändert werden. Bisher strebt die EZB mittelfristig eine Inflationsrate von "unter, aber nahe bei zwei Prozent". Künftig soll das Ziel genau zwei Prozent betragen. Darüber habe der EZB-Rat bereits diskutiert, heißt es. Auch die Finanznachrichtenagentur "Bloomberg" hatte von entsprechenden Plänen in den vergangenen Tagen berichtet. Draghi will laut "Spiegel" außerdem erreichen, dass die EZB ihr Inflationsziel künftig auch für längere Zeit überschreiten darf, wenn sie die Marke zuvor über Jahre unterschritten hat.

Fazit: EZB-Präsident Mario Draghi plant offenbar ein ganz besonderes "Abschiedsgeschenk", bevor er sein Amt an Christine Lagarde übergibt: Neue Anleihekäufe, eine Verschärfung der Strafzinsen und ein neues Inflationsziel dürften dafür sorgen, dass die Flutung der Märkte mit frischem Notenbankgeld auch nach dem Ende der Amtszeit von EZB-Präsident Mario Draghi munter weitergeht.

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22 Kommentare

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  • franca
    franca

    Ich bin da ganz Ihrer Meinung! Weil ich nicht glauben wollte, dass die (deutschen) Lämmer tatsächlich so blöd sind und Ihrer Metzger selber wählen, haben ich mir die Mühe gemacht und schon 2016 die Auszählung der Wahlen bei uns im Wahlkreis beobachtet. Seit dem sage ich resigniert: Jedes Land bekommt die Regierung, die es verdient!

    16:03 Uhr, 22.07.2019
    1 Antwort anzeigen
  • franca
    franca

    In meinen Augen war es nie einfacher die Börse zu handeln! Wie ein Puzzle fügt sich eine Nachricht zur andern… Der von Dr. Krall beschrieben „Weg zum Crash“ wird beängstigend genau abgeschritten. Ja, selbstvertändlich muss der Merkt mit immer mehr und mehr und mehr Geld geflutet werden! der Weg zurück ist doch längst verbaut. Und so passt auch diese Nachricht erstaunlich genau in das große Ganze...

    15:48 Uhr, 22.07.2019
  • Der Sezessionär
    Der Sezessionär

    Gerade die Deutschen " Wählen " das alles freiwillig und lieben es ! Alle 4 Jahre treten sie den Beweiß an ! Nur die im Osten scheinen noch in geringen Beständen des Denken mächtigs !

    Wer denkt Lagarde Zufall oder UvdL galubt an zitronenfaltende Zitronenfalter ! Ein Untersuchungsausschuß UvdL im Buta wird jetzt mit Hilfe von Cdu und Spd verhindert! 600 Mio Beratergelder 19 für den Sohn ????? Allein den Deutschen ists egal ! Sie wählen immer weiter und ziehen NIE Konsequenzen , merken sich nichts , und sind Stolz Lemminge zu sein.......

    07:43 Uhr, 22.07.2019
    2 Antworten anzeigen
  • wolp
    wolp

    Was ne Überraschung... Wer's die letzten zehn Jahre nicht gecheckt hat, dem ist nicht zu helfen.

    01:16 Uhr, 22.07.2019
  • hugo777
    hugo777

    was schlagt ihr denn vor, wie man es besser machen kann???

    00:11 Uhr, 22.07.2019
    2 Antworten anzeigen
  • godfather
    godfather

    Da kommen ja "goldene Zeiten" auf uns zu, wird auch langsam Zeit...

    18:52 Uhr, 21.07.2019
  • EsJay
    EsJay

    Offensichtlich sollen noch mehr Kredite genommen werden, so dass die Schuldenblase auf allen Ebenen weiter wächst - bei gleichzeitiger ungenügender Berücksichtigung der Bonität, versteht sich. Einer der Hauptursachen für den Kollaps 2008.

    Pensionskassen in USA sind jetzt schon in massiver Unterdeckung dank Niedrigzinsen (laut Stephanie Pomboy mehr als 4 Billionen Dollar (4 trillion), weiter rasant steigend). In der EU kommt man an entsprechende Zahlen nur schwer. Es wird wohl drastischer sein.

    Wie lange soll denn laut EZB die Inflation 2% betragen, so dass sie sich zufrieden gibt? 1 Jahr, 3 Jahre? Und was ist, wenn dann wieder mal irgendein Wirtschaftsindikator nach unten zeigt oder ein EU-Land weiterhin Problemen hat?

    Die Aussage der EZB, dass die Leitzinsen bis min. Mitte 2020 bei 0% bleiben ist doch pure Heuchelei. Es wird auch 2025 keine Zinsen in der EU geben.

    Es wunder mich ja, dass es keinen Aufschrei gibt, wenn die Notenbanken uns erzählen, dass die Lösung der Probleme in steigenden Lebenshaltungskosten (Inflation) liegen soll.

    In Bezug auf niedrige Zinsen wird ja immer häufiger berichtet, dass die EU japanische Verhältnisse erleben wird. Auch deswegen seien Aktien alternativlos. War der Nikkei-Index nicht vor knapp 30 Jahren (Dez. 1989) bei 38916 Punkten? Heute steht er bei ca. 21500, also mal schlappe 44% tiefer - nach 20 Jahren Nullzinsen.

    Happy investing!

    20:33 Uhr, 20.07.2019
  • Helmut56
    Helmut56

    Vor allem: Nach dem nächsten "Hipe" gibts für mich nur noch etwas: PUT-Optionen! Der DAX wird noch in diesem Jahr die 10'000 von unten ansehen! Grüessli aus der Schweiz :-)

    14:37 Uhr, 20.07.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Helmut56
    Helmut56

    Ja, der Crash wird wohl einfach nochmals grösser werden. Dieses Fluten bringt nix, gar nix! Wir haben es ja jetzt jahrelang gesehen... Oder doch? Was ist gefragt? Kleinere Brötchen, weniger Leute auf "unserer" Kugel! Also fluten? Entscheidet selber... :-)))

    14:27 Uhr, 20.07.2019

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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