Fundamentale Nachricht
15:20 Uhr, 27.06.2014

Beim Garantiezins kann weniger auch mehr sein

Die Bundesregierung brachte jüngst die Absenkung der Garantieverzinsung von Lebensversicherungen von 1,75 auf 1,25 Prozent auf den Weg. Was bei der Debatte unter den Tisch fällt: die Kosten von Garantien.

Kronberg im Taunus (BoerseGo.de) - Die Bundesregierung brachte jüngst die Absenkung der Garantieverzinsung von Lebensversicherungen von 1,75 auf 1,25 Prozent auf den Weg. Für Klaus Mössle, Leiter des institutionellen Geschäfts der Fondsgesellschaft Fidelity Worldwide Investment und verantwortlich für betriebliche Altersvorsorge, eine vorhersehbare Entwicklung. ,,Wenn 10-jährige Bundesanleihen eine Rendite von jährlich weniger als 1,5 Prozent einbringen, ist die Absenkung des maximal zulässigen Garantiezinses auf 1,25 Prozent nachvollziehbar. Ob dies den Lebensversicherern wesentliche Entlastung bringt, bleibt abzuwarten, zumal nur Neuverträge betroffen sind“, so Mössle. Die Maßnahme werfe allerdings ein Schlaglicht darauf, was Garantien den Verbraucher bei der Vermögensanlage und ganz speziell in der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) kosten.

„Garantien gibt es nicht umsonst - sie kosten Geld und zwar in Form einer verminderten Rendite: Bei Direktversicherungen und Pensionskassen etwa schrumpft aufgrund der garantierten Mindestverzinsung, die noch dazu für jedes Jahr der Anlage gilt, die Fähigkeit der Teilhabe am Wachstumspotenzial des weltweiten Produktivkapitals. Geringe Aktienquoten zwischen 5 und 10 Prozent sind in diesen versicherungsförmigen bAV-Varianten die Regel. Dem stehen Aktienquoten von 50 bis 90 Prozent bei betrieblichen Pensionsplänen gegenüber, wo der Arbeitgeber lediglich verpflichtet ist, eine Null-Prozent-Garantie zu geben. Das heißt, wo er den Kapitalerhalt aller eingezahlten Beträge bei Renteneintritt verbindlich zusagt - plus sämtliche Kapitalerträge, deren Höhe aber eben nicht garantiert ist, sondern die schwanken kann. Fakt ist aber, dass sich die Renditechancen dieser Anwartschaften gegenüber den Garantiezins gebundenen (selbst bei nur 1,25 Prozent) spürbar erhöhen, erläutert Mössle.

Bei den für die betriebliche Altersvorsorge typischen Anlagezeiträumen von 15, 20 und mehr Jahren seien über die Teilhabe am Wachstum des weltweiten Produktivkapitals mittels Aktieninvestments weiterhin attraktive Renditen im Bereich von jährlich 4 bis 8 Prozent zu erwarten, meint der Experte. „Und den höchsten Aktienanteil über einen Großteil der Anlagedauer können solche Pensionspläne bieten, die "nur" 0 Prozent zum Auszahltermin garantieren - und nicht z.B. 1,75 Prozent oder 1,25 Prozent jedes Jahr. So enthalten zum Beispiel sogenannte Lebenszyklusfonds, die von einer wachsenden Zahl von DAX-Unternehmen in deren bAV eingesetzt werden, und die über die Laufzeit langsam von risikoreicheren, renditestärkeren Anlagen in schwankungsärmere und zuletzt Geldmarktanlagen umschichten, fünf Jahre vor dem Renteneintritt nicht selten immer noch 50 Prozent Aktien“.

Fazit: „Vor dem Hintergrund, dass uns das Niedrigzinsumfeld noch auf längere Sicht begleiten dürfte, ist es jetzt noch viel wichtiger als in der Vergangenheit, bei der Anlage von Vorsorgegeldern Garantiekosten zu vermeiden oder zu minimieren. Für die bAV heißt das: Man sollte es beim gesetzlichen Erfordernis einer 0-Prozent-Mindestverzinsung belassen. Darüber hinausgehende Renditezusagen sind gut gemeint, aber schlecht gemacht,“ so Fidelity-Manager Mössle.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten