Kommentar
12:40 Uhr, 19.08.2024

Bei VARTA wird es bald wieder gut laufen, aber die Aktionäre - bis auf einen - haben nichts davon

Die "Rettung" ist da, bis zum Ende des StaRUG-Verfahrens können noch drei Monate ins Land ziehen. Bei der Belegschaft drohen kaum Einschnitte, in der Produktion der Knopfzellen für Apple wird sogar Personal gesucht.

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  • VARTA AG
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  • VARTA AG - WKN: A0TGJ5 - ISIN: DE000A0TGJ55 - Kurs: 1,952 € (XETRA)

Manches Statement wirkt ein bisschen wie hoffentlich ungewollter Spott. "Wir wollen wachsen, sowohl mit Batteriespeichern für Photovoltaik-Anlagen als auch mit den Knopfzellen für die Apple-Kopfhörer", sagte Varta-Chef Michael Ostermann vor ein paar Tagen. "Wir werden Varta wieder auf einen profitablen Wachstumskurs bringen".

Klingt super, und trägt sicher zur Freude bei den Noch-Eigentümern der Varta AG bei.

Die zuletzt noch diskutierte Möglichkeit, dass nicht nur Varta-Großaktionär Tojner und die Porsche AG die neuen Investoren bei Varta werden und jeder Varta-Aktionär beim Neustart mitmachen kann, so er denn will, wurde verworfen. Angeblich sei es daran gescheitert, dass Varta zeitnah keinen Wertpapierprospekt erstellen kann, da es keinen geprüften Jahresabschluss gibt.


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"Wir haben alles versucht, die Kleinaktionäre noch an Bord zu holen – aber das ist in dieser Situation rechtlich nicht möglich", behauptet Ostermann.

Ich behaupte dagegen, dass genau dies zumindest anfangs nicht passiert ist, sondern das Gegenteil. Es sieht so aus als wurde von vornherein alles so ähnlich geplant wie beim Vorbild Leoni. Dort hatte Großaktionär Stefan Pierer nach dem Kapitalschnitt auf Null sogar alle Anteile übernommen. Da Tojner und Pierer sich gut kennen, kann man sich die diesbezüglichen Gespräche gut vorstellen. (Dass die Kleinaktionäre nun "leider" nicht mit einbezogen werden können, tut Tojner und Porsche selbstverständlich unendlich leid).

Tojner begnügt sich immerhin nun mit der Hälfte, rechtlich werden seine Beteiligungsgesellchaft MTInvestCo und die Porsche AG je 50 % halten und dafür zusammen 60 Mio. EUR aufbringen, davon 40 Mio. EUR in cash.

Über eine spezielle Konstruktion werden allerdings 36 % des "wirtschaftlichen Eigenkapitals" Darlehensgebern gehören, die 60 Mio. EUR frische, erstrangige Mittel bringen (diese sind also im Falle einer Insolvenz am besten gestellt).

In der Praxis bedeutet dies: Wenn Varta später mal wieder Dividenden ausschüttet, gehen 36 % an diese Darlehensgeber, je 32 % an Tojner und Porsche.

👉 Tipp: Lies alles Wichtige zum StaRUG-Verfahren hier: StaRUG: Gut gemeintes Sanierungs-Gesetz als Friedhof für viele Aktien?

Wie geht es nun weiter? Verträge müssen geschrieben und unterzeichnet werden, die Abstimmungen der verschiedenen Gruppen müssen im Rahmen des StaRUG-Verfahrens durchgeführt werden. Laut Varta-Chef Ostermann kann das noch drei Monate dauern.

In der Zwischenzeit wird vermutlich in der Varta-Aktie weiter wild gezockt, man sieht es ja heute.

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Leider sind die Chancen sehr gering, dass noch irgendeine Möglichkeit für die Altaktionäre besteht, gegen ihre Enteignung vorzugehen. Die nötigen Mehrheiten für die Abstimmungen haben sich die Akteure vermutlich gesichert. Und auch wenn geklagt wird, der Fall Leoni macht wenig Hoffnung. Dort sind alle Klagen gescheitert. Allerdings sieht zumindest auf den ersten Blick Varta nicht so desolat aus wie Leoni damals. Dort wäre wohl wirklich nur die Insolvenz die Alternative zum StaRUG gewesen.

👉 Wichtiger Tipp am Ende: Wenn die Varta-Aktie nicht mehr börsennotiert ist und der Kapitalschnitt auf Null durchgeführt wurde, dann handelt es sich steuerlich um einen Totalverlust. Lies alles darüber hier: Totalverluste mit Aktien und Derivaten: Was, wenn es doch passiert?

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  • Black-Scholes
    Black-Scholes

    Übertragen auf ein Unternehmen das nicht an der Börse notiert ist wäre folgender Fall denkbar?

    Man hat drei Unternehmensgründer, 1 Gründer hat 60 % der Unternehmensanteile, die 2 anderen jeweils 20 %.

    Es gibt einen finanziellen Engpass im Unternehmen (Steuerforderung, Forderungsausfall o.ä). Der 1 Gründer mit 60 % beruft ein StaRUG Verfahren ein, erklärt sich bereit den finanziellen Engpass durch privates Kapital zu lösen, während die beiden anderen Gründer auf die Werthaltigkeit ihrer Anteile verzichten müssen und so aus dem Unternehmen gedrängt werden.

    14:05 Uhr, 19.08.
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