Bei dieser Geldanlage ist DIE Katastrophe passiert!
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Die Kursbewegungen rund um den Globus waren schon für sich allein genommen bemerkenswert. Derart panikartige Verkäufe gab es schon länger nicht mehr. Zuletzt gab es im Sommer 2015 eine ähnliche Bewegung. Gefühlt ist es vermutlich noch länger her. Das Kurzzeitgedächtnis überwiegt halt...
Nun ging es nicht nur einfach mit den Kursen bergab, sondern mit der Volatilität kräftig nach oben – und zwar so kräftig wie noch nie. Der Volatilitätsindex auf den S&P 500 (VIX) stieg um knapp 120 % gegenüber dem Vortag an (von Freitag auf Montag den 5.2., siehe Grafik 1). Der zweithöchste jemals gemessene Wert lag mit einem Anstieg von 64 % bei gut der Hälfte. Wir waren am 5.2. quasi Zeugen eines historischen Moments.
Dieser Moment ist nicht nur historisch, weil der größte Anstieg seit Berechnung des VIX war, sondern auch, weil es einen ganz bestimmten Grund für diese Bewegung gab. Wir haben 2008 weitaus größere Kursausschläge gesehen. US-Indizes verloren teils an einem Tag im zweistelligen Prozentbereich. Der Dax brachte es einmal auf ein Minus von 13 %. Damals legte der VIX lediglich 40 % zu. Was ist heute also anders?
Lesen Sie dazu auch: Vola explodiert! Das gibt es sonst nur bei Kryptos
In den letzten Jahren haben immer mehr Anleger erkannt, dass Volatilitäts-Shorts eine Goldgrube sind. Im Jahr 2011 konnte man die Inverse VIX ETN (Grafik 2) zu 5 Dollar kaufen und hätte sie Anfang 2018 zu 145 Dollar verkaufen können. Um das noch einmal zu verdeutlichen: Wer hier damals 10.000 Dollar angelegt hat, hätte vor zwei Wochen 290.000 Dollar einstreichen können.
Das ist nun leider nur noch sehr hypothetisch, denn die ETN schloss am Montag bei 99 Dollar und viel im nachbörslichen Handel um über 80 %. Innerhalb von einer Stunde nach Börsenschluss war Sense. Nicht nur die Gewinne sind futsch, sondern gleich alles. Der Emittent hat das Recht, bei einem solchen Event (Kursverlust von 80 %) das Produkt abzuwickeln. Genau das wird geschehen. Ob es bis zur Abwicklung am 21.2. überhaupt noch Geld gibt, ist ungewiss.
Die ETN hat so viel an Wert verloren, weil der VIX so rasant stieg. Der VIX wiederum stieg so rasant, weil alle Welt Volatilität geshortet hat. Das läuft lange Zeit gut. Kommt dann aber der Vola Anstieg, müssen die ganzen Shorts eingedeckt werden. Die Nachfrage ist dann plötzlich so groß, dass der VIX massiv ansteigt, obwohl das auf Basis der zugrundeliegenden Kursbewegung des S&P 500 gar nicht angebracht ist.
Lesen Sie dazu auch: Alles über Volatilitätsindikatoren
Genau das ist vorgestern geschehen. Es gab einen Short Squeeze auf dem Vola Markt. Dieser Squeeze ist noch nicht abgehakt. Einen Tag nach diesem Katastrophenfall schwankt der VIX zwischen 50 und 23 Punkten. Das ist eine absolut ungeheuerliche Range.
Anleger können jetzt nicht mehr ganz so bequem in diese Art der Anlage gehen. Die zwei größten ETNs werden wohl geschlossen und ob nach dieser Erfahrung (der Markt für Vola Shorts wurde so groß, dass er sich praktisch selbst besiegte) gleich wieder neue Produkte auf den Markt kommen, darf man bezweifeln.
Clemens Schmale
Sie interessieren sich für Makrothemen und Trading in exotischen Basiswerten? Dann folgen Sie mir unbedingt auf Guidants!
Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:
- 25 Euro Startguthaben bei justTRADE
- ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
- 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order
Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!
Mich würde mal interessieren, wieso der Absturz nachbörslich kam: die höchste Volatilität passierte doch zwischen 20 und 22 Uhr an dem besagte Tag, also eigtl. während der regulären Börsenzeiten. Vielleicht hat jemand nachbörslich in einem dünneren Markt dann einen Absturz von 80 Prozent verursacht, damit der Emittent das ETN kündigen konnte.
Hallo, ich hatte vor zwei Wochen einen Optionsschein Short auf den Dow Jones gekauft (WKN UW9EXG). Nach dem Crash stellte der Emittent (UBS) nur noch Verkaufskurse und man konnte den Schein nicht mehr kaufen. Kann es ein, dass die Emittenten hier geschummelt haben und den krassen Anstieg der Volatilität nicht richtig in den Kurs der Optionsscheine eingerechent haben? Denn ich hatte den Eindruck, dass der Kurs eigentlich viel höher hätte stehen müssen bei diesem historischen Anstieg der Volatilität als er tatsächlich am 06.02. war. Danke!
Im Antizyklischen Börsenbrief warnen wir seit Jahren vor solchen Produkten. Der dramatische Kursverlust ist nämlich nur das Eine. Die andere Seite sind mögliche Dominoeffekte, die ausgelöst werden können, wenn sich größere Hedgefonds mit solchen Papieren verzocken.
Das war daher nur ein Vorgeschmack auf künftige Ereignisse...
Würde mich aber auch interessieren WER alles Vola-short war. Da gibt es jetzt doch sicher ein paar Banken / Hedgefonds / namenhafte Privatanleger die bei der nächsten Bilanzanpassung Insolvenz anmelden müssen.
Während die Notenbanken in den letzten Jahren Billionen (Falsch-)Geld aus dem Nichts geschöpft haben, hat der Markt dafür gesorgt, dass in ein paar Tagen Billionen im Nichts verschwunden sind. Waren es etwa gar Trillionen? Gibt es Schätzungen, wie viel (Falsch-)Geld durch die Marktbereinigung bei den Kryptos, Aktien und den Derivaten vernichtet wurden?