Kommentar
07:47 Uhr, 04.03.2015

Beeindruckend: Das sind die größten Unternehmen der Welt

Fast alle der größten Unternehmen der Welt haben inzwischen ihre Bilanzen geöffnet. Das Ergebnis: beeindruckend und auch erschreckend.

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Es gibt 25 Unternehmen, die mehr als 150 Mrd. USD Umsatz pro Jahr schreiben. Das größte Unternehmen ist derzeit Wal-Mart. Der US Lebensmittel- und Einzelhändler machte im abgelaufenen Jahr fast 500 Mrd. USD Umsatz. Damit ist das umsatzstärkste Unternehmen der Welt kein Ölunternehmen mehr. Vor einem Jahr war das noch so. Dort holte sich Sinopec die Krone, ebenfalls mit knapp 500 Mrd. Umsatz.

Wegen der gefallenen Ölpreise sind die Umsätze etwas geschrumpft. Insgesamt dominieren Ölunternehmen aber immer noch die Ranglisten. Nach Wal-Mart kommen erst einmal 5 Ölunternehmen (Sinopec, Shell, China National Petroleum, Exxon und BP). Nach BP mit 396 Mrd. Umsatz kommt erst einmal längere Zeit nichts. Es folgt mit ca. 60 Mrd. Abstand State Grid China, dem größten Versorger der Welt. Auch ein deutscher Versorger findet sich unter den ganz großen. E.ON schafft es als zweitgrößter börsennotierter Versorger unter die Top 25 nach Umsatz.

Interessanter als der Umsatz ist vielleicht noch der Gewinn. Bis auf Glencore schrieben alle Unternehmen schwarze Zahlen – das allerdings mit sehr unterschiedlichem Erfolg. Es sticht insbesondere die Industrial & Commercial Bank of China heraus. Diese hatte bereits nach 9 Monaten 36 Mrd. USD verdient. Für das Gesamtjahr 2014 wird von einem Gewinn in der Größenordnung von 43 Mrd. gerechnet. Nummer 2 auf der Rangliste der Top Verdiener steht Apple mit knapp 40 Mrd. Ölunternehmen müssen sich 2014 noch nicht verstecken. Exxon kann mit 32,5 Mrd. ganz oben mitspielen und landet auf Platz 4.
Bei dieser schier unglaublichen Größe der Unternehmen fragt man sich, wie weit das Wachstum noch gehen kann. Man hört auch von großen Unternehmen immer wieder, dass ihnen die Luft für Wachstum noch lange nicht ausgegangen ist. Das ist sicherlich eine Frage der Perspektive. Eine Perspektive, um ein Gefühl für die Größenordnungen zu bekommen, ist der Vergleich der Umsätze mit Ländern. Grafik 2 zeigt die Top 25 Unternehmen und insgesamt 182 Länder, wobei nicht alle namentlich auf der Grafik erscheinen.

Vor dem kleinsten der Top 25 Unternehmen (Industrial & Commercial Bank of China) kommen 122 Länder, deren Bruttoinlandsprodukt kleiner ist als der Umsatz der Bank. Größer als das größte Unternehmen (Wal-Mart) der Top 25 sind nur noch 22 Länder. Das muss man sich einmal vorstellen. Es gibt nur 22 Länder, die eine höhere Wirtschaftsleistung als Wal-Mart haben.
Selbst wenn man die Gewinne der Unternehmen den Bruttoinlandsprodukten gegenüberstellt (Grafik 3) bleiben große Lücken. Ungefähr 20 Länder sind kleiner als der kleinste Gewinn von 2,8 Mrd., wenn man den Verlust von Glencore einmal außen vor lässt. Nach dem größten Unternehmen nach Gewinn kommen noch 92 Nationen. Das ist weniger als die Hälfte aller Länder der Welt.

Bei diesen Dimensionen fehlt ein wenig die Fantasie für weiteres, unendliches Wachstum. Betrachtet man den Umsatz von Wal-Mart als Prozentsatz der Wirtschaftsleistung verschiedenster Länder, dann ist das ziemlich beeindruckend. Wal-Marts Umsatz beträgt 75% der Wirtschaftsleistung der Schweiz, knapp 36% der Wirtschaftsleistung von Spanien oder 13,3% von Deutschland. Selbst im Verhältnis des hohen US BIPs sind knapp 3% noch stattlich. Im Verhältnis zur Weltwirtschaftsleistung macht der Umsatz ca. 0,56% aus.

Rechnet man auf diese Art und Weise, dann kann man sich kaum vorstellen, dass Unternehmen wie Wal-Mart noch überproportional (über dem Weltwirtschaftswachstum) wachsen können. Wo sollen sie auch mit ihren Umsätzen noch hin? Auf 1% der Weltwirtschaftsleistung? Irgendwie ist es schwer vorstellbar, dass das Welt BIP theoretisch in 100 Unternehmen unterkommen könnte. Insofern gibt es bestimmt Grenzen des Wachstums.

Man kann aber auch anders rechnen. Weltweit werden ungefähr 12 Billionen für Lebensmittel ausgegeben. Wal-Mart hat daran einen Anteil von über 4%. Der Weltmarktanteil des Unternehmens ist also gar nicht einmal so hoch. Wieso sollte Wal-Mart nicht einen Weltmarktanteil von 5 oder 7% erreichen? Ebenso verkauft Wal-Mart nicht nur Lebensmittel. Bezieht man die vielen Güter des täglichen Bedarfs mit ein, dann hat der Händler wahrscheinlich nur einen Weltmarktanteil von 2%. Da ist noch Luft nach oben.

Genauso kann man bei jedem anderen Unternehmen argumentieren. Wachstum kann noch stattfinden. Es ist dennoch endlich. Für Wal-Mart dürfte es sehr schwer sein, den Marktanteil zu verdoppeln. Das wäre viel zu teuer und teils einfach ineffizient. Die meisten dünn besiedelten Gebiete der Erde fallen höchstwahrscheinlich weg. Es ist nicht gerade die Unternehmensstrategie, die ländliche Bevölkerung durch Minimärkte zu bedienen. Bei anderen Unternehmen ist es vielleicht nicht die Strategie, die das Wachstum eingrenzt, sondern eher das Produkt. Nicht jeder der 7 Mrd. Menschen kann sich ein iPhone leisten (mal vom Alter abgesehen).

Eine Liste an Problemen für weiteres, hohes Wachstum lässt sich beliebig fortführen. Expandieren Unternehmen, indem sie ihre Produktpalette erweitern, dann ist das wieder etwas anderes. Würde Apple tatsächlich Autos bauen, wie spekuliert wird, dann könnten noch einmal 100 Mrd. an Umsatz hinzukommen.

Generell gilt trotzdem: je größer das Unternehmen, desto eher wächst es so viel wie die Weltwirtschaft. Von den Aktienkursen sollte man daher keine Vervielfachung erwarten. Es kann dennoch Spaß machen in diese Megaunternehmen zu investieren. Sie generieren viel Cash und Profit. Hier können Investoren einfach durch Dividenden und Aktienrückkaufprogramme der Unternehmen Wert generieren. Dieser liegt meist im hohen einstelligen Prozentbereich. Mit etwas Sitzfleisch ist das langfristig oft lukrativer als einer High Tech Aktien hinterherzulaufen.

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2 Kommentare

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  • sewiet13
    sewiet13

    Interessante Betrachtung. Wenn man sie lässt können die grössten Umsatzmässig noch um einiges weiterwachsen. Die Entscheidung liegt bei uns. Wenn wir alle die selben Dinge machen und essen wollen, so wollen wir offensichtlich immer noch mehr Apple-Produkte, mehr direkt nach hause (Amazon). Mehr alles an einem Ort (big malls, Mediamarkt/Saturn). Selbst ein Blick auf die Weihnachtsmärkte zeigt. Die meisten Artikel kann ich auf quasi jedem etwas grösseren Weihnachtsmarkt bekommen. Regional nur dann, wenn die Beschaffung praktisch ohne Aufwand möglich ist. Teurer bezahlt wird nur überragende Qualität. Qualität ist teuer und somit ein grosses Risiko und viel Aufwand für den lokalen Erzeuger.

    11:03 Uhr, 04.03.2015
  • fehu001
    fehu001

    Guten Morgen,

    für mich sind das dier typischen Value Aktien in der Form, dass man sie kauft und einfach nur liegen läßt. Hauptaugenmerk kann dann auf den Dividenden liegen. aber es ist wie ein Ruhekissen.

    09:29 Uhr, 04.03.2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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