Analyse
08:58 Uhr, 15.10.2015

WAL-MART: Das ist purer Wahnsinn

Wal-Mart kündigt an in seine Zukunft und in Wachstum zu investieren. Die Reaktion von Anlegern: ein Minus von knapp 10%. Das Unternehmen wird auf einen Schlag 20 Mrd. Dollar weniger wert.

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  • Walmart Inc.
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  • Walmart Inc. - WKN: 860853 - ISIN: US9311421039 - Kurs: 60,03 $ (NYSE)

Persönlich kann ich mich ausführlich darüber echauffieren, wenn Unternehmen nichts besseres anzufangen wissen als ihr Geld in Aktienrückkäufe zu stecken und dafür Investitionen zu kürzen. Nicht jedes Unternehmen kann all seine Gewinne wieder sinnvoll reinvestieren. Unternehmen wie Wal-Mart können das. Das Potential ist groß genug. Insofern ist es absolut zu befürworten, wenn der größte Einzelhändler der Welt in seine Zukunft investiert. Dass Anleger das mit Verkäufen quittieren ist bedenklich.

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Wal-Mart dürfte geahnt haben, dass Investitionen bei Anlegern nicht gut ankommen und kündigte deshalb zusammen mit den Investitionen ein Aktienrückkaufprogramm in der Höhe von 20 Mrd. an. Das half dem Kurs zumindest gestern nicht.

Die gestrigen Verluste gesellen sich zu einem rabenschwarzen Jahr für die Wal-Mart Aktie. In den vergangenen 12 Monaten verlor die Aktie ein Drittel an Wert. Grund dafür war ein langsameres Wachstum und die Konkurrenz von Unternehmen wie Amazon, die in die Lebensmittellieferung einsteigen.

Der Konkurrenz und dem lahmenden Wachstum begegnet das Unternehmen nun mit einem Investitionspaket. Das ist die absolut richtige Entscheidung und sollte eigentlich zu Käufen führen. Tut es aber nicht. Wieso, darüber kann man streiten. Es ist sicherlich das Eingeständnis des Managements, dass Wal-Mart von Amazon und anderen Unternehmen zunehmend unter Druck gesetzt wird.

Die Kursabschläge erscheinen mir persönlich trotz allem zu hoch. Betrachtet man den Kursverlauf der Aktie seit 1972 (Handelsbeginn der Aktie), dann hat die Aktie innerhalb von 12 Monaten in ihrer bisherigen Geschichte nur ein einziges Mal mehr verloren. Das war kurz nach Börsengang.

Die Rezession Anfang der 90er Jahre und die Aktienblase zur Jahrtausendwende konnten den Kurs nicht so aus der Bahn werfen wie die letzten 12 Monate. 2008/09 war Wal-Mart ein Fels in der Brandung und verlor nur halb so viel wie der Gesamtmarkt. Mit anderen Worten: der aktuelle Abverkauf ist für die Wal-Mart Aktie schon als historisch zu bezeichnen. Wenn man das Unternehmen nicht kennt und nur auf den Kurs der letzten Monate schaut, dann muss man fast glauben, Wal-Mart befände sich in einer existentiellen Krise und müsste ums Überleben kämpfen.

Um das alles in eine noch bessere Perspektive zu rücken: Die Marktkapitalisierung des Unternehmens liegt heute 20 Mrd. unter der Kapitalisierung des Jahres 1999. Damals schrieb der Konzern 137 Mrd. Umsatz. Heute sind es 485 Mrd. und bei moderatem Wachstum von 3% pro Jahr werden es bis Ende 2019 knapp 550 Mrd. sein. Der Gewinn stieg von 4,4 Mrd. im Jahr 1999 auf zuletzt 16 Mrd. Bis 2019 wird ein stabiler Gewinn erwartet. 2016 und 2017 liegt er vermutlich unter dem Gewinn von 2015, weil mehr investiert wird. Danach sollte er positive Trend wieder aufgenommen werden können.

Fundamental ist Wal-Mart absolut gesund. Das Unternehmen investiert in seine Zukunft und begegnet der Konkurrenz aus dem Internet. Gleichzeitig will der Konzern den Aktionären den Umbau und die Anpassung der Konzernausrichtung durch bewährte Mittel (Aktienrückkäufe) schmackhaft machen. Das ist angesichts der Marktreaktion nicht gelungen. Persönlich halte ich die Marktreaktion für grobe Übertreibung. Es könnte hier bald eine Kaufgelegenheit entstehen.

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4 Kommentare

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  • Chronos
    Chronos

    Würde ich jetzt in "Calif-or-nia" liegen/sitzen/stehen, meinen Luftgekühlten waschen, wachsen und ausfahren - könnte ich das ja noch alles nachvollziehen.

    Aber zum Henker, was bringt das einem EU-Inländer??

    Was bringt die Erkenntnis einem deutschem Anleger?

    Ähem, vieles ist nicht börsennotiert, es bleibt Beiersdorf und Metro.

    Kein Vergleich davon zu lesen.

    ergo warum kommt der Beitrag nicht von Mellon NY oder ist gleich in englisch geschrieben, spart man sich die Übersetzung.

    foolish

    17:12 Uhr, 15.10.2015
  • tschak
    tschak

    Sehr guter kurzer, prägnanter Artikel! Vielen Dank & lg aus Wien

    11:15 Uhr, 15.10.2015
  • Trade001
    Trade001

    Warum sollte das Umsatzwachstum einfach bis in 2019 mit 3% veranschlagt werden können? Die meisten Analysten schaffen es ja nicht mal von Quartal zu Quartal richtig einzuschätzen. Zudem scheinen auch die USA langsam aber sicher an Wachstum zu verlieren und das sollten doch wohl gerade die Einzelhändler spüren oder? Alles in allem erscheint mir die Analyse doch als zu Einfach gestrickt. Man kann nicht einfach die Vergangenheit in die Zukunft projizieren! Hätte man damals bei Unternehmen wie Nokia, Ericsson oder - um in der Branche zu bleiben- Karstadt wohl auch nie bis heute erwartet oder? Waren zu Beginn die Top-Player ihrer Branche und wurden letztlich von der falschen Einschätzung des Marktes überrollt....

    10:39 Uhr, 15.10.2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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