Analyse
09:10 Uhr, 21.02.2018

Einzelhandels-Gigant verliert 10% - Einstiegschance?

Dass die Aktie eines Unternehmens, welches vorgestern noch mehr als 300 Mrd. Dollar wert war, an einem Tag um 10% fällt, erlebt man auch eher selten. Einem Dow-Jones-Wert ist ist genau das passiert. Eine Chance?

Erwähnte Instrumente

  • Covestro AG - WKN: 606214 - ISIN: DE0006062144 - Kurs: 93,000 € (XETRA)
  • Walmart Inc. - WKN: 860853 - ISIN: US9311421039 - Kurs: 94,110 $ (NYSE)

Die Aktie ist nicht ganz von alleine gefallen. Das Unternehmen hat einen großen Beitrag dazu geleistet. Die Quartals- und Jahreszahlen überzeugten die Anleger überhaupt nicht. Da war zum einen eine Verlangsamung des eCommerce-Wachstums im vierten Quartal. Im Gesamtjahr hat der Hoffnungsträger eCommerce zwar ein Wachstum von 40 % vorzuweisen, doch die Verlangsamung schmeckte Anlegern gar nicht.

Für dieses Jahr erwartet Walmart im eCommerce-Segment wieder ein Wachstum von 40 %, doch Anleger haben nach den Zahlen vermutlich so ihre Zweifel daran. Das Segment ist im Verhältnis zum Gesamtkonzern relativ klein. Der Umsatz liegt im Online-Handel bei knapp 12 Mrd. Dollar. Walmart als Gesamtkonzern konnte im vergangenen Jahr 500 Mrd. USD Umsatz ausweisen.

Es geht also nicht darum, ob Walmart im eCommerce nun 2 oder 3 Mrd. USD mehr verdient oder nicht. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Es geht mehr um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.

Wachstum ist bei einem Konzern dieser Größe schwer zu erzielen. Jeder Funken Hoffnung zählt. Die höheren Investitionen in diesen Bereich haben Anleger ab Anfang 2016 aufhorchen lassen. Der Kurs verdoppelte sich innerhalb von zwei Jahren beinahe.

Walmart Inc.
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Anleger sahen Walmart in dieser Zeit als Wachstumswert und nicht als träges und unbewegliches Walross. Die Zahlen lassen nun Zweifel aufkommen. Entsprechen reagieren Anleger und lassen die Aktie fallen. Das hat auch mit dem Ausblick zu tun. Noch im Oktober wurde ein Wachstum von mehr als 3 % angekündigt. Jetzt wurde dieser Wert fast halbiert. Da kann man die Aktie wirklich nur sehr schwer noch als Wachstumswert verkaufen.

Dabei gehen allerdings einige Aspekte unter. Walmart ist eine Cashflow-Maschine. Der Konzern generierte im abgelaufenen Jahr fast 30 Mrd. operativen Cashflow. Das ist mehr als bei Amazon. Der Free Cashflow ist sogar drei Mal so hoch wie bei Amazon. Amazon ist freilich auch kleiner, dafür aber deutlich unprofitabler.

Walmart hat es im vergangenen Jahr geschafft, seine Supermärkte mit dem Online-Handel zu verbinden. Im Offline-Kerngeschäft stieg der Umsatz je nach Region vergleichsweise deutlich. In den USA ging es so schnell wie seit 2009 nicht mehr nach oben. Das Kerngeschäft ist sehr gesund und wird weiterhin eine Cashflow-Maschine sein. Die Loyalität der Kunden wird dabei durch den eCommerce gestärkt. Er muss für sich allein genommen also nicht einmal zur Ertragsperle werden. Es reicht, wenn der online Bereich den Erfolg des offline Handels garantiert.

Anleger reagieren meiner Meinung nach über. Der Selloff ist dennoch ernst zu nehmen. Walmart ist auf dem richtigen Weg und investiert in sein Geschäft mehr als z.B. Amazon. Bei einem Jahresumsatz von 500 Mrd. kann man aber natürlich kein zweistelliges Wachstum erwarten. Es ist eine langfristige Angelegenheit. Anleger haben das in den letzten zwei Jahren vorweggenommen. Jetzt kommt die Enttäuschung, dass langfristig eben wirklich langfristig bedeutet. Wer hätte das gedacht...

Jetzt muss man abwarten, ob sich Walmart bei 91 USD je Aktie fangen kann. Dort wäre ein möglicher Einstiegspunkt für langfristig orientierte Anleger!

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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