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12:17 Uhr, 06.09.2010

Basel III: Banken brauchen 105 Mrd Euro

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Frankfurt (BoerseGo.de) - Die zehn größten deutschen Banken werden durch die strengeren Basel-III-Regeln einen zusätzlichen Kapitalbedarf in Höhe von rund 105 Milliarden Euro haben. So viel Kapital müssten die Banken schätzungsweise aufnehmen, um angesichts der bisherigen Vorschläge des Baseler Bankenausschusses vom Juli eine Kernkapitalquote (Core Tier 1) von acht Prozent zu erreichen, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) für Bankenaufsicht und Bilanzierung, Dirk Jäger, am Montag.

Zugleich warnte der Bankenverband davor, bei der Einführung neuer Regeln für die Kapitalausstattung und das Liquiditätsmanagement über das Ziel hinauszuschießen. "Mehr Eigenkapital ist notwendig. Klar ist aber auch, dass diese zusätzliche Kapitalbeschaffung mit Belastungen verbunden ist – deshalb ist Augenmaß wichtig", sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, Hans-Joachim Massenberg. Am Dienstag sollen vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht die neuen Kapitalregeln vorgeschlagen werden, die der G20-Gipfel im November in Seoul beschließen soll.

Nicht anfreunden kann sich der Bankenverband mit den vom Baseler Ausschuss angekündigten festen Kapitalpuffern, die über die Mindestkapitalanforderungen hinausgehen sollen. "Dies läuft faktisch auf eine Erhöhung der Eigenkapitalanforderungen hinaus, deshalb lehnen wir feste Kapitalpuffer ab", sagte Massenberg. Bei den antizyklischen Puffer, die im Grundsatz die Zustimmung des Bankenverbands finden, gebe es "noch eine Reihe von Fragen zu klären, insbesondere hinsichtlich der genauen Ausgestaltung", so Massenberg. Angesichts dieser Unwägbarkeiten sei es nicht nachvollziehbar, warum alle Mitglieder des "Basel Committee on Banking Supervision" – mit Ausnahme der deutschen – diesen Regeln bereits zugestimmt haben. Deutschland will bei dem Treffen am Dienstag allerdings ebenfalls kein Veto gegen die neuen Regeln einlegen.

Kritik äußert der Bankenverband auch an bestimmten Punkten der Eigenkapitaldefinition. So gibt es laut Massenberg an einigen Stellen "in ihrer Höhe nicht angemessene Abzüge von werthaltigen Positionen". An anderen Stellen habe sich der Baseler Ausschuss zwar bewegt, wie etwa bei der Anerkennung von Beteiligungen an Finanzinstituten, aber dennoch blieben die Auswirkungen erheblich. Der Bankenverband erneuerte auch seine Kritik an einer allgemeinen Verschuldungsobergrenze. "Wir halten das Instrument der Leverage Ratio für kontraproduktiv", so Massenberg. Der Bankenverband rechnet bei Einführung der vom Baseler Ausschuss geplanten Leverage Ratio für Deutschland mit einem zusätzlichen Kapitalbedarf in Höhe von 36 Milliarden Euro und einem Rückgang der Kreditvergabe um 1.000 Milliarden Euro, wenn die Institute ihren Kapitalbedarf nicht decken könnten.

Erste Festlegungen des Basel-III-Regelwerkes erfolgten bereits am 26. Juli 2010. Das Regulierungswerk müsse aber in seiner Gesamtwirkung beurteilt werden, so der Bankenverband. Wichtigster Punkt seien die aufsichtsrechtlichen Mindestkapitalquoten. "Hier kommen enorme Herausforderungen auf die Banken zu", sagte Massenberg, "insbesondere wenn man berücksichtigt, dass allein die vorliegenden Beschlüsse vom Juli bei einigen Instituten bis zu einer Halbierung der heutigen Kernkapitalquoten führen würden."

Zwingend erforderlich sei in jedem Fall, das neue Regelwerk zeitlich gestreckt und stufenweise einzuführen. Damit könne man es den Banken ermöglichen, das zusätzlich notwendige Kapital durch die Gewinnansammlung aufzubringen, da der Kapitalmarkt das gesamte notwendige Kapital wahrscheinlich nicht zur Verfügung stellen könne. Massenberg hält Übergangszeiten von 10-12 Jahren für sinnvoll, um den zusätzlichen Kapitalbedarf zu stemmen. Mit Blick auf den G20-Gipfel im November in Seoul mahnt der Bankenverband auch an, die Baseler Beschlüsse international abgestimmt umzusetzen. Massenberg erinnerte dabei an die USA, die bislang nicht einmal Basel II umgesetzt haben.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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