Kommentar
06:55 Uhr, 27.03.2015

Bank of England sorgt sich um Pfund-Stärke

Die Bank of England (BoE) ist weniger diplomatisch als die US Notenbank Fed. Im jüngsten Protokoll benennt sie die Dinge beim Namen.

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Die BoE äußert sich über den Währungstrend besorgt. Das Pfund zeigt starke Aufwertungstendenzen. Zugleich arbeitet die Notenbank schon seit Jahren an der Zinswende. Anfang 2016 soll es dann endlich soweit sein. Liest man allerdings die jüngsten Äußerungen der Notenbanker, dann kann man das infrage stellen.

Man kann bei der BoE noch ganz andere Dinge infrage stellen. Die angebliche Aufwertung des Pfund muss man schon fast mit der Lupe suchen. Zugegeben, seit Anfang des Jahres hat der Euro gegenüber dem Pfund 7% verloren. Dafür wertet das Pfund gegenüber anderen Währungen ab, z.B. dem USD. Insgesamt kann man nicht behaupten, dass das Pfund eine besorgniserregende Rallye hinlegt.

Grafik 1 zeigt die Entwicklung von Euro, Pfund, Yen und USD gegenüber einem internationalen Währungskorb. Seit Freigabe der Wechselkurse nach Bretton Woods im Jahr 1971 hat das Pfund so stark verloren wie keine andere Währung. Das Pfund hat 55% real an Wert verloren. Das hat selbst der Dollar nach jahrelanger Abwertung nicht geschafft. Dessen Minus liegt derzeit bei 17%. Der Euro (rückgerechnet) ist ein ziemlicher Stabilitätsanker und hat sich in den vergangenen 40 Jahren unterm Strich nicht bewegt. Die einzige Währung, die massiv aufgewertet hat, ist der Yen. Trotz der von der Notenbank herbeigeführten Schwäche steht der Yen 240% höher als vor 40 Jahren.

Um es kurz und knapp zu halten: die letzten, die sich über die Abwertung anderer Währungen aufregen dürfen sind wohl die Briten. Trotzdem tun sie es, wahrscheinlich schon einfach aus Prinzip. Noch gibt es keine fundierten Gründe zu Beschwerden. Der Wirtschaft geht es überraschend gut. Grafik 2 zeigt einige Kennzahlen. Die Arbeitslosenrate ist wieder auf Vorkrisenniveau. Das BIP Wachstum ist ziemlich konstant über 2%.

Natürlich gibt es trotzdem ein Haar in der Suppe. Das findet jede Notenbank, wenn sie nur möchte. Im Falle Großbritanniens ist es die Inflation. Dieses Haar in der Suppe wird momentan überall auf der Welt gefunden und dient als Argument für oder gegen alles. Die BoE wird es wohl nutzen, um gegen Zinserhöhungen zu sein. Wer weiß, vielleicht senkt sie sogar die Zinsen. Zuzutrauen wäre es ihr.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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