Baisse! Und andere unglaubliche Dinge...
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Bevor wir zu einem Thema kommen, das einem schier den Atem nimmt, werfen wir einen Blick auf die Börsen. Nach dieser Woche muss das sein: Rote Vorzeichen wohin man auch sieht. Doch die Daueroptimisten wiegeln bereits ab – alles halb so schlimm, versichern sie, DAX und Dow Jones würden sich in Kürze wieder berappeln.
In Wahrheit gibt es im aktuellen Umfeld nicht den geringsten Grund für frohgemute Prognosen: Abgesehen von den politischen Entwicklungen, auf die wir gleich zu sprechen kommen, hat sich in der vergangenen Woche auch die Charttechnik sehr massiv eingetrübt.
Zunächst ein aufschlussreicher Kursverlauf aus den USA: Dort sind die Hausbauaktien jetzt unter einen sehr wichtigen Aufwärtstrend gerutscht. Die Verluste seit dem Hoch zu Jahresbeginn türmen sich bereits auf stattliche 17 Prozent. Auf dem Point & Figure Chart befindet sich eines der wichtigsten US-Marktsegmente jetzt sehr deutlich im Baisse-Modus.
Bedeutsam ist das deshalb, weil kaum ein anderes Segment so stark vom Vertrauen der Konsumenten getragen wird: Vergeht den US-Bürgern die Lust am Geldausgeben, etwa aus Angst vor Arbeitslosigkeit, wegen der Erwartung steigender Zinsen oder anderen Belastungsfaktoren, dann fällt sehr schnell auch der Immobilienmarkt als eine der wichtigsten US-Konjunkturstützen aus. Dazu folgende Abbildung:
Auch hier zu Lande lohnt sich jetzt der Blick in die zweite Reihe, denn beim DAX ist das nahende Desaster noch nicht in seiner ganzer Klarheit zu erkennen. Beim kleinen Bruder des deutschen Leitindex ist die Lage dafür umso eindeutiger:
Am Donnerstag dieser Woche, dem letzten Handelstag im Juli, hat der MDAX mit 15.790 Punkten sehr deutlich unterhalb seines gleitenden Zwölf-Monats-Durchschnitts geschlossen. 16.126 Punkte war die Bastion, die es zu verteidigen galt. Gut zwei Prozent unterhalb dieser Marke hat das Marktbarometer den Juli 2014 beendet. Na und, könnte man sagen, was hat das schon zu bedeuten und was sind schon zwei Prozent? Nun ja, zwei Prozent an der entscheidenden Stelle können das Fass zum Überlaufen bringen. Dazu die folgende Abbildung.
Wie man gut erkennen kann hat der Index der mittelgroßen deutschen Industrie-Unternehmen in den vergangenen zwölf (!) Jahren nach einem längeren Aufwärtstrend erst zweimal (!) unterhalb seines Zwölf-Monats-Durchschnittskurses geschlossen: Im November 2007 und im August 2011.
In beiden Fällen folgten dem Ausrutscher heftige Kursverluste. Im ersten Fall wurde daraus gar ein historischer Einbruch, der erst im März 2009 bei weniger als 4.119 Punkten endete. 4.119 Punkte? Nein, das kein Schreibfehler. Unglaublich ist diese Zahl nur deshalb, weil die meisten Börsianer unter chronischem Gedächtnisschwund leiden. Es wird höchste Zeit, dass die Börse diesen Kandidaten das Fell wieder einmal gehörig über die Ohren zieht, damit wenigstens zeitweise wieder so etwas wie gesunder Menschenverstand Einzug hält. Bestätigt wird das Baissesignal beim MDAX vom Verlauf des MACD (rote Markierungen).
Am Verstand der Akteure zweifelt auch, wer die politischen Entwicklungen aufmerksam beobachtet. Wer Ohren hat zu hören, dem wird in diesen Tagen auffallen, dass die Kriegstrommeln immer lauter werden. Und das mitten in Europa, wo doch die Brüsseler Technokraten in der Vergangenheit nicht müde wurden, bestens gelaunt zu betonen, wie friedlich wir alle hier zusammenleben. Und nur ein paar Kilometer weiter östlich schlagen sie sich gerade die Köpfe ein. Wer hätte das noch vor ein paar Monaten gedacht?!
Was der Krieg in der Ost-Ukraine für die Menschen dort bedeutet, und was es heißt, wenn „Zivilisten sterben“, wie man das jetzt immer wieder hört, das zeigt das folgende Video. Einige Passagen darin sind allerdings nur schwer zu ertragen:
Und damit wären wir bei jenen atemberaubenden Dingen, von denen eingangs die Rede war und die man gar nicht glauben möchte, wenn man sie nicht selbst einmal schwarz auf weiß nachliest. Also tun wir das doch einmal:
Beschäftigt man sich mit der Lage in der Ukraine und der medialen Berichterstattung darüber etwas intensiver, kommt man zu interessanten Erkenntnissen. Dass es Angriffe unter falscher Flagge immer wieder gegeben hat, um auf diesem Weg einen Kriegsgrund zu konstruieren, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Auch der merkwürdige Absturz von MH 17 enthält mehrere Aspekte, die einen solchen Verdacht begründen.
Doch die Geschichte kennt noch mehr Ungeheuerlichkeiten. Beispielsweise die "Operation Northwoods". Nie gehört? Dann sind Sie in bester Gesellschaft, denn dieser Vorfall war allen Zeitgenossen, die ich in den vergangenen Tagen danach befragt habe, gänzlich unbekannt. Auch den kritischen und den belesenen Leuten. Im aktuellen Umfeld wäre es zu begrüßen, wenn sich das ändert, denn die Sache, um die es gleich geht, die hat es in sich.
Der folgende Beitrag von Wikipedia ist etwas länger, es lohnt sich aber, ihn vollständig zu lesen. Viele aktuelle Entwicklungen erscheinen dann in einem völlig neuen Licht. Die Ausrufezeichen im Text (!) wurden nachträglich eingefügt:
“Operation Northwoods war ein US-amerikanischer Geheimplan, der 1962 vom Generalstab des Verteidigungsministeriums der Vereinigten Staaten verfasst und am 13. März 1962 Präsident John F. Kennedy vorgelegt wurde.
Neben Operation Mongoose sah dieser Plan vor, die verdeckte Kriegsführung der USA gegenüber Kuba weiter auszubauen. Durch inszenierte Terroranschläge unter falscher Flagge gegen den zivilen (!) Luft- und Schifffahrtsverkehr (!) innerhalb der USA, für die man im Nachhinein Fidel Castro verantwortlich machen wollte (!), sollte ein Vorwand zur Invasion Kubas geschaffen werden.
Im Gegensatz zu Mongoose wurde Northwoods jedoch nicht umgesetzt, weil Kennedy seine Zustimmung verweigerte. Die Planungen wurden bereits unter Präsident Eisenhower vorgenommen.
Unterzeichnet war das Dokument von allen Mitgliedern der Vereinigten Stabschefs, Lyman L. Lemnitzer, dem Vorsitzenden und späteren Oberkommandeur der NATO in Europa (!), sowie von Brigadier General William H. Craig.[2] Nach über dreißigjähriger Geheimhaltung kam der Geheimplan 1997/98 durch den Freedom of Information Act an die Öffentlichkeit.
Mit dem Scheitern der Invasion in der Schweinebucht in Kuba und der offensichtlich gewordenen Beteiligung von CIA-Agenten im Zusammenhang mit einer organisierten Armee aus Exilkubanern, suchte die US-Regierung unter Kennedy nach subtileren Operationsmöglichkeiten gegen Kuba. Northwoods galt als ein Entwurf, der die Weltöffentlichkeit von der Gefährlichkeit des Castro-Regimes überzeugen sollte (!).
Das Dokument wurde mit der Absicht verfasst, eine allgemeine Zustimmung und Unterstützung für eine militärische Invasion von Kuba zu gewinnen (!). Die Stabschefs gingen davon aus, dass die US-Bevölkerung einen Militärangriff auf Kuba nur dann unterstützen würde, wenn dem Angriff bedrohliche und aggressive Aktionen der Inselnation gegen amerikanische Soldaten, Zivilisten, Kubaflüchtlinge oder Exilkubaner vorausgegangen wären (!). James Bamford kommentiert kurz nach Veröffentlichung der Dokumente den Inhalt wie folgt:
„Geheimen und lange unter Verschluss gehaltenen Dokumenten zufolge […] machte und verabschiedete der Vereinigte Generalstab Pläne, die vielleicht die schlimmsten waren, die je von einer US-amerikanischen Regierungsinstanz produziert worden sind. Im Namen des Antikommunismus schlugen die Militärs einen geheimen und blutigen Terrorkrieg gegen ihr eigenes Land vor, um die amerikanische Öffentlichkeit für den irrwitzigen Krieg zu gewinnen, den sie gegen Kuba führen wollten.“
– James Bamford: NSA. Die Anatomie des mächtigsten Geheimdienstes der Welt. 2001, S. 89.
Das Dokument umfasst die Inszenierung gefälschter Angriffe mit fingierten Opfern, in anderen Fällen lässt es offen, ob die Angriffe Täuschungsmanöver oder echte Aktionen sein sollten. Für einige Angriffe wurde ausdrücklich erwogen, sie in die Realität umzusetzen. Nach der erfolgreichen Operation Northwoods wurde eine weitere Koordination durch die CIA geplant.
Einige Empfehlungen der Operation Northwoods lauteten:
Verbreitung von Gerüchten über Kuba durch geheime Radiosender;
Anschläge gegen kubanische Flüchtlinge in den USA, für die man Castro verantwortlich machen wollte;
Versenkung eines amerikanischen Schiffes in der Bucht von Guantánamo;
Zerstörung einer amerikanischen Militärbasis oder eines amerikanischen Flugzeuges, anschließende Beschuldigung kubanischer Truppen;
Störung des zivilen Luftverkehrs, Angriffe auf Schiffe und Zerstörung eines US-Militärflugzeuges durch Flugzeuge vom Typ MiG;
Zerstörung eines angeblich mit ferienreisenden Studenten gefüllten Passagierflugzeuges;
Inszenierung einer Terroraktion mittels des tatsächlichen oder simulierten Versenkens kubanischer Flüchtlinge;
Inszenierung von kommunistischen kubanischen Terroraktionen im Bereich Miami und in anderen Städten Floridas sowie in Washington;
Angriff und Abschuss einer zivilen Chartermaschine durch ein kubanisches Flugzeug.
Für den Angriff und Abschuss einer zivilen Chartermaschine sah man vor, ein genaues Duplikat (!) eines tatsächlich registrierten Zivilflugzeuges der CIA anzufertigen. Vorgesehen war hierfür der Luftwaffenstützpunkt Eglin.
Das Duplikat sollte durch ein Rendezvous beider Flugzeuge südlich von Florida ausgetauscht werden. Zuvor haben bereits Passagiere mit falschem Namen das tatsächlich registrierte Flugzeug betreten und fliegen auf Minimalhöhe zum vorgesehenen Luftwaffenstützpunkt Eglin zurück.
Das Duplikat sollte als Drohne weiter Richtung Kuba fliegen und mit dem Notsignal „Mayday“ einen Angriff durch ein kubanisches Kampfflugzeug simulieren. Indem das Signal aufgefangen und der International Civil Aviation Organization gemeldet wird, würde der Vorfall von ganz allein genug Aufsehen erregen, ohne großes Zutun der US-Regierung.[3]
Folgen
Da das Dokument von John F. Kennedy abgelehnt wurde, blieb Operation Northwoods ein Entwurf ohne tiefgreifende Folgen für die kurz darauf folgende Kubakrise.[4] Bedeutung erlangte das Dokument erst wieder mit der Veröffentlichung in den 1990ern und der Auswertung interner Geheimdienstprotokolle aus der Zeit der Kubakrise, sowie durch die Terroranschläge vom 11. September 2001.
Der Schweizer Historiker Daniele Ganser argumentiert in diesem Zusammenhang, Operation Northwoods liefere den auch für 2001 relevanten Beleg, dass weder die Planung von inszenierten Terroranschlägen gegen das eigene Land durch US-Regierungsbehörden noch die erfolgreiche Geheimhaltung solcher Pläne als abwegig auszuschließen seien.[5]“
de.wikipedia.org/wiki/Operation_Northwoods
Mit anderen Worten: Hätte US-Präsident John F. Kennedy den teuflischen Plan abgesegnet, dann hätten die Vereinigten Staaten einige ihrer Bürger ganz gezielt ermordet, um einen Grund zu haben, einen Militäreinsatz gegen Kuba zu starten. Wie krank muss jemand sein, um sich so etwas auszudenken? Und die Annahme, die Welt würde heute von anständigeren Leuten regiert als in den 1960er Jahren, muss man leider als blauäugig bezeichnen.
Nicht nur der 11. September 2001, auch der Absturz von MH 17 erscheinen da plötzlich in einem ganz anderen Licht...
Warum, ich so etwas schreibe, anstatt ausführlicher über die Börse zu berichten, wo es dort doch gerade so richtig zur Sache geht? Weil die Börse und vieles andere in diesen Tagen in den Hintergrund rückt. Meiner Ansicht nach ist es in der aktuellen Lage dringend erforderlich, dass derart unfassbare Dinge in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gelangen. Denn nur wenn das geschieht, kann sich etwas ändern.
Die Lage in der Ukraine ist brandgefährlich. Wer etwas anderes behauptet, der ist blind, von grenzenloser Einfalt oder er ignoriert die Geschichte. Wir dürfen jetzt keine Zeit verlieren, jeden Tag kann die Situation eskalieren.
Doch anstatt alte Mechanismen zu bedienen, die ganz offensichtlich erneut darauf abzielen, ein Feindbild zu konstruieren, das einen Krieg rechtfertigt - man sehe sich beispielhaft nur die Ausgabe des "Spiegel" von dieser Woche an - brauchen wir dringend einen partnerschaftlichen Dialog mit Russland.
Und zwar besser heute als morgen....
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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de
Ja Ja,die Flugschreiber.
" Also das wär was, wenn das groß die Runde machen würde."
Wat iss denn dann,wen kümmerts,wen ineressierts,wenn dann der Dax mal wieder mit dem restlichen Falschgeld einen Fuffie nach oben wandert,dann lechzen die lefzen,dann hofft man,daß noch ein paar Reste vom Digitalmoney auf den eigenen Laptop wandern.(Selbst eingeschlossen)
Brot und Spiele,ein wenig Kriegsgezeter,dann Bumm und alles weg.Also bei 7500 alles schön in Sicherheit bringen,Vielleicht sogar was vom verhaßten Gold anschaffen,aber nicht weitersagen.
Also das wär was, wenn das groß die Runde machen würde.
Bravo !!! Habe wieder etwas dazu gelernt.
Da kann man heute nur jedem sagen " think bad ", so traurig das auch ist .
Ja das ist Amerika, aber sie werden bald dort Einreiseverbot bekommen.!!
Sehr geehrter Herr Hoose,
ich schreibe auch regelmäßig Beiträge im Diskussionsforum bei T-Online. Ich bleibe sachlich, beachte die Netiquette und beleuchte die aktuellen Nachrichten von der nachdenklichen Warte aus.
Wenn man die News kritisch hinterfragt, öffentlich Fragen stellt, die praktisch auf der Hand liegen, werden meine Beiträge innerhalb von 10 Minuten gelöscht. Oft wird das Forum ganz geschlossen wegen "unangemessener Beiträge".
Es heißt, eine Demokratie muss Kritik aushalten können, besonders wenn es sich nicht um negative , sondern um konstruktive Beurteilungen einer Sachlage geht. Stattdessen
wird zensiert, was das Zeug hält.
Die Pressefreiheit in Deutschland ist spätestens seit Merkel tot. Sie liebt die gleichgeschaltete Presse. Seit den Winterspielen in Sotchi trommelt der Springer-Verlag gegen Putin und treibt die Eskalation zum Krieg gegen Rußland voran. Die Stimmung in der deutschen Bevölkerung gegen den US-Putsch in der Ukraine kennt man - die Redaktionen der deutschen Presse werden mit Leserbriefen besorgter Bürger überschüttet - und man dient doch nur den amerikanischen und britischen Kriegsherren.
Ihnen, Herr Hoose, kann ich nur zu ihrer antizyklischen Geisteshaltung als Fels in der Brandung des Mainstream-Tsunamis gratulieren.
Guten Abend Herr Hoose,
wie immer legen Sie den Finger in die Wunde und halten den Papiergeldkönigen im Schuldenuniversum den Spiegel vor. Es sieht doch wirklich so aus, als hätten der Minicrash und die Westpropaganda bezüglich des über der Ukraine abgeschossenen Verkehrsfliegers, den Systemlingen die Sprache verschlagen. Sind die Hoose-Hetzer alle mit Harry in Urlaub gefahren??? Oder haben die Jungs nach den paar lächerlichen Prozent Verlust die Hose bereits gestrichen voll??? Tja, vielleicht waren die Experten total überhebelt und sind jetzt total benebelt. Der Hebel wirkt halt in beide Richtungen, gell!!!
Na ja, wenigstens der Stanzl Jochen hat sich heute mannhaft zu Wort gemeldet und über eine Longposition im DAX nachgedacht. Das habe ich allerdings auch nicht anders erwartet vom Stanzl Jochen. Der zieht sein Ding konsequent durch und hält den Aktienmärkten in treuer Verbundenheit die Stange. Aber möglicherweise nicht mehr lange. Den wenn der Chart mit Stanzl spricht, das sich der DAX sehr bald erbricht, dann wird auch Stanzl sich besinnen und mehr Spass am Gold gewinnen.
In diesem Sinne ein erholsames Sommersonnenwochenende
d'accord Herr Hose
Was steckt wirklich dahinter?
Feindbilder dienen zum einen der Verteufelung des politischen (militärischen, ideologischen) Antipoden, sie haben zum anderen eine wichtige innere Funktion, nämlich die eigenen Reihen zu festigen, innere Widersprüche zu glätten und von eigenen Plänen und Absichten abzulenken.
Und so muss man sich schon fragen, was hinter dieser lawinenartigen Feindbildpropaganda zur Causa Ukraine steckt. Cui bono! Dass die Protagonisten auf einen Krieg in Europa hinarbeiten, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Angesichts der Dichte an Kraftwerken (auch atomar), Chemiekonzernen etc. hätte schon ein begrenzter konventioneller Krieg unvorstellbare Auswirkungen für Menschen und Umwelt. Kein Politiker/Militär der einigermaßen bei Verstande ist, wird das wollen. (Das war übrigens Gemeingut im Denken von West und Ost unmittelbar nach Beendigung des Kalten Krieges.) Aber natürlich impliziert Säbelrasseln immer auch die Gefahr, dass Kontrolle und Mäßigung verloren gehen.
Was bezweckt nun diese Propaganda, diese wir-sind-der-Westen-also-sind-wir-die-Guten-also-haben-wir-Recht Attitüde? Ich sehe folgende Aspekte:
(1) virulente innere Konflikte werden durch sie für eine gewisse Zeit dem Fokus der Öffentlichkeit entrückt, z. B. soziale Auseinandersetzungen und Krisen an den Rändern der EU.
(2) das Bild einer Bedrohung Europas durch Russland hilft eine Schutz- und Trutzmentalität zu schaffen, die der Durchsetzung wirtschaftlich unvorteilhafter Sanktionen und höherer Rüstungsanstrengungen dienlich sind.
(3) Die antirussische Propaganda hilft jene Wogen zu glätten, die der NSA-Spionageskandal ausgelöst hat. Es geht darum, diese Affäre herunterzuspielen. Der Herausgeber der „Zeit“, Josef Joffe, unterstreicht diese Zielstellung wenn er feststellt, dass im „Zeitalter des Putinismus“ die Stärkung der Geheimdienstzusammenarbeit mit Amerika wichtiger denn je sei (TSP, 5. Mai 2014, S.1).
Hierzu passt auch, dass der SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann Edward Snowden die Rückkehr in seine Heimat empfiehlt. Dafür sollten mit den USA „humanitäre Lösungen“ angestrebt werden. Das sei das Beste für Snowden, denn er bliebe sonst Zeit seines Lebens verfolgt. (Wie fürsorglich!) Darin sieht Oppermann einen Beitrag zur Entspannung im deutsch-amerikanischen Verhältnis. "Snowden darf keine dauerhafte Belastung für die deutsch-amerikanischen Beziehungen werden." (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/snowden-oppermann-draengt-whistleblower-zur-rueckkehr-in-die-usa-a-983956.html)
(4) Propaganda und Sanktionen sollen Russland politisch und ökonomisch schwächen. Das ist möglicherweise auch ein Reflex der USA über bröckelnde internationale Hegemonie und möglicherweise schwindender Aura des Dollar-Imperiums, z.B. beeinflusst durch die Gründung einer Entwicklungsbank durch die BRICS-Staaten. -
Sicher, an Putin und der russischen Politik gibt es durchaus vieles zu kritisieren. Die Frage ist aber, wie und zu welchem Zweck das geschieht. Die derzeitige asymmetrische Wahrnehmung russischer Politik, dieses Putin-Bashing ist konstruktiven Lösungen abträglich und wirft die Frage auf, ob es den Protagonisten wirklich ernst ist mit Konfliktlösungen in der Ukraine und der Versachlichung der Beziehungen mit Russland.
Herr Hoose,
ich finde den folgenden Artikel
http://www.anderweltonline.com/wissenschaft-und-te...
kann aber nicht abschätzen, ob es sich dabei um eine richtige oder falsche Info handelt. Beide Parteien des Ukraine veröffentlichen einen Mix von richtigen Information und Fehlinformationen. Seit den imbedded Journalisten des Irakkrieges leben wir in einer Welt der Propaganda.
Sind aber die Ukraine Konflikt und das Geschehen an den Börsen unabhängige Ereignisse? Was mich etwas überrascht, daß die Börsen in USA und Europa am stärksten betroffen sind.
Vor einiger Zeit hatte ich einmal darüber nachgedacht, wie ich als Russland auf weitere Repressionen reagieren würde. Eine obskure Idee war, massiv über die Future Märkte zu verkaufen und damit die Börsen abstützen zu lassen. Mit einigen Mrd wäre dies machbar. Der Westen könnte dies auch nicht veröffentlichen, da dann die Märkte komplett in Panik wären.
Was auch für die These sprechen würde ist, daß trotz durchbrechen von wichtigen Indexmarken, die Edelmetalle kaum reagiert haben. So würde ich mir einen Angriff auf die Kapitalmärkte vorstellen.
Unabhängig von Ukraine befindet sich der Westen im Währungskrieg. China und Russland unterstützt durch EMs greifen den USD als Weltleitwährung an. US hat bisher solche Angriffe immer militärisch beantwortet (Iran, Lybien, Syrien, Irak, Russland??). Nachdem Russland schon im 1Q diesen Jahres seine US Bonds aus den Händen der FED genommen hat, könnte dies Nahrung zu neuen Verschwörungstheorien sein.