Kommentar
08:08 Uhr, 19.05.2015

Ausbruch der US-Indizes: Ist das nachhaltig?

Die US Indizes versuchen gerade nach oben auszubrechen, obwohl die wirtschaftliche Entwicklung zu wünschen übrig lässt. Auf den ersten Blick passt das nicht zusammen. Auf den zweiten Blick lässt sich noch Luft nach oben erkennen.

Erwähnte Instrumente

Dow Jones und S&P 500 bemühen sich nach oben auszubrechen. Sie bemühen sich schon seit Monaten und scheiterten bisher redlich. Jetzt sieht es jedoch so aus, als würde es ihnen endlich gelingen. Versucht man das mit der wirtschaftlichen Entwicklung in Verbindung zu bringen, dann tut man sich schwer. Fundamental scheint das überhaupt nicht gerechtfertigt, zumal die vergangene Quartalssaison bestenfalls durchwachsen war. Trotzdem stehen die Chancen für einen Ausbruch gut.

Uneingeschränkte Freude gibt es nicht, denn nicht jeder Index steht auf dem Sprung zu neuen Allzeithochs. Der Dow Jones Transportation Index konnte vergangene Woche nur sehr knapp einem Desaster entgehen. Die 200 Tageslinie wurde nur mit Mühe gehalten. Ein Bruch dieser Linie per Wochenschluss wäre fatal gewesen. So aber rettete sich der Index noch mit Ach und Krach wieder zurück in den grünen Bereich. Entwarnung gibt das dennoch nicht. Der Transportindex entwickelt sich sehr viel schwächer als die anderen Indizes. Als Vorlaufindikator gibt das zu denken.

Laut klassischer Theorie sollte man als Anleger einem Ausbruch des einen Index nicht ohne Bestätigung des anderen Index trauen. Brechen Dow Jones und S&P 500 nach oben aus, ohne dass der Transportindex mitmacht, dann sollte man skeptisch sein. Ein Fehlausbruch wäre relativ wahrscheinlich. Einige wenige Analysten warnen davor. Mit Blick auf die verschiedenen Indizes muss man auch davor warnen. Doch eine Divergenz zwischen Dow Jones und Dow Jones Transportation allein bringt nicht notwendigerweise einen Fehlausbruch mit sich.

Grafik 1 zeigt einen etwas zuverlässigeren Indikator als einfach nur die Feststellung, dass Transportaktien schlechter laufen als der Rest des Marktes. Dargestellt sind der Dow Jones und der Dow Jones Transportation Average. Sie laufen tendenziell parallel. Kommt es zu einer größeren und lang anhaltenden Divergenz, dann steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Korrektur. 1999 war das ein sehr gutes Warnsignal. 2008 hat das nur bedingt funktioniert.

Es kommt nicht so sehr darauf an, ob der eine oder andere Index besser läuft. Es kommt sehr viel mehr auf das Ausmaß an. Dieses Ausmaß wird von der schwarzen Fläche dargestellt. Konkret zeigt es die Performancedifferenz zwischen Dow Jones und dem Dow Jones Transportation Average (DJTA) auf Jahressicht. Momentan ist die schwarze Fläche klein. Die Performancedifferenz liegt nahe 0%. Das heißt, dass auf Jahressicht beide Indizes in etwa die gleiche Performance gezeigt haben (ca. 10%).

In diesen Tagen läuft der Dow Jones Industrial Average (DJIA) besser als der DJTA. Kommt es zu einem Ausbruch des DJIA und bleibt der DJTA in seinem Seitwärtstrend gefangen, dann wird die schwarze Fläche positiv. Immer dann, wenn die Fläche im positiven Bereich war kam es zu einer Korrektur des DJIA. Wenn die Outperformance des DJIA zu groß wird, dann korrigiert sich das früher oder später.

Genau genommen liegt Wahrscheinlichkeit für eine Korrektur bei 80%, wenn die Outperformance des DJIA mehr als 10% gegenüber dem DJTA beträgt. Dort sind wir noch nicht. Der Dow Jones müsste bis 20.000 Punkte steigen bei gleichzeitig stagnierendem DJTA, damit es zu diesem äußert interessanten Setup kommt. Es besteht also keine sofortige Korrekturgefahr – zumindest nicht aufgrund der Indexdivergenz.

Wie sieht es Abseits der Divergenz aus? – Gar nicht so schlecht. Die Realwirtschaft in den USA schleppt sich ein wenig dahin und Besserung ist nicht wirklich in Sicht. Die Lage ist trotzdem nicht aussichtslos. Der Transportation Service Index (TSI), der das tatsächliche Transportaufkommen in den USA misst, hat lediglich eine kleine Winterdelle gezeigt. Seit März steigt der Index wieder. Es scheint also für die Transportaktien kaum einen Grund für eine Underperformance zu geben. Die Seitwärtsbewegung zeigt vielmehr die Befürchtungen von Anlegern als die Realität. Das sind erst einmal gute Voraussetzungen, dass sich die Divergenz bald positiv auflöst. Ein wieder schwächer werdender Dollar sollte dabei helfen. Der wird den USA nicht sofort wieder höheres Wachstum bescheren, aber dafür wachsen die Unternehmensgewinne im zweiten Quartal wieder schneller. Das erste Quartal hat teils hohe Rückgänge gezeigt, weil der starke Dollar das Auslandsgeschäft gedrückt hat. Für das zweite Quartal sollten diese Faktoren nicht gelten und eher Rückenwind geben. Nach einer klaren Outperformance der europäischen Indizes im ersten Quartal sollte der US Markt nun bis in den Sommer hinein wieder outperformen.

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1 Kommentar

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  • GeBa96
    GeBa96

    Vielleicht geht es ja noch ein paar Wochen nach oben. Habe seit über einen Monat wieder Aktien gekauft. Wäre schade wenn das nicht so kommt. Habe nochmal Intel, Nestle, Corning

    und Blackston Group gekauft die ich schon mal hatte. Dazu sollte auch der EUR/US-$ mitspielen.

    14:27 Uhr, 19.05. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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