Aus den baltischen Tiger-Börsen sind Bettvorleger geworden
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Der Wind hat sich gedreht in den baltischen Staaten. Nach einem beeindruckenden Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahren, was den drei Ländern das Prädikat „baltische Tiger” einbrachte, hat sich die wirtschaftliche Lage merklich abgekühlt.
In Estland und in Lettland zeichnet sich für 2008 eine Rezession ab und laut den Experten der schwedischen Nordea-Bank dürfte auch 2009 ein trübes Jahr werden. In Estland soll die Wirtschaft in diesem Jahr demnach um 1,1 Prozent schrumpfen und 2009 um 0,5 Prozent. Nachbar Lettland dürfte es mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,4 Prozent in diesem Jahr beziehungsweise 0,7 Prozent im kommenden Jahr nicht bessergehen.
Etwas besser sieht es derzeit noch in Litauen aus. Für die größte baltische Volkswirtschaft rechnen die Analysten bei Nordea in diesem Jahr immerhin noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 3,8 Prozent. Doch auch hier gibt es unverkennbar Bremsspuren und 2009 wird dann nur noch ein Plus von 1,9 Prozent prognostiziert. Zum Vergleich: 2007 wuchs Litauen noch mit einer Rate von 8,7 Prozent. Estland hatte gleichzeitig ein Wachstum von sieben Prozent zu verzeichnen und Lettland sogar eines von mehr als zehn Prozent.
Der Konjunkturboom ist Schnee von gestern
Die seit 2004 zur Europäischen Union gehörenden Staaten kämpfen somit alle drei mit drastisch verlangsamter oder gar rückläufiger Wirtschaftsentwicklung. Hinzu kommen hohe Inflationsraten und Leistungsbilanzdefizite, eine wieder steigende Arbeitslosigkeit, ein abflauender Binnenkonsum und kriselnde Immobilienmärkte. Dem OMX Baltic Benchmark GI Index hat das in den vergangenen drei Jahren ein Minus von rund 45 Prozent beschert. Und der Standardwerteindex OMX Baltic 10 hat in diesem Zeitraum sogar rund 61 Prozent an Wert verloren.
Durch den Kursverfall haben sich die zuvor deutlich überteuerten Bewertungen inzwischen deutlich zurückgebildet (siehe auch Tabelle). Inzwischen lassen sich auf dem Kurszettel wieder Aktien mit einem einstelligen Kurs-Gewinn-Verhältnis und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von unter eins finden.
Die große Zeit der Schnäppchenjagd ist deswegen bisher aber noch nicht angebrochen. Händler vor Ort rechnen damit erst, sobald sich in den Volkswirtschaften erste Erholungssignale abzeichnen. Eine Kurserholung fällt kurzfristig auch deshalb schwer, weil sich die für diese Börsen so wichtigen skandinavischen Anleger noch zurückhalten. Sie sind traditionell im Baltikum stark vertreten und leiden jetzt unter dem starken Kursverfall.
Mehrere skandinavische Banken sind betroffen
Dieser zusammen mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten trifft auch die skandinavischen Banken. Denn der Bankensektor in allen drei baltischen Ländern wird von skandinavischen Finanzinstituten dominiert. Zu den größten Spielern zählen die schwedischen Geldhäuser Swedbank und SEB, die dänische Danske Bank und Nordea. Alleine der Marktanteil der Swedbank und der SEB beläuft sich im Baltikum auf 70 Prozent. Bei der Swedbank stammten in den vergangenen zwei Jahren rund 40 Prozent des Gewinns aus dem Baltikum, wo die Bank mit der Hansabank Marktführer ist.
Doch während das Geschäft dort während der Boomphase satte Gewinne brachte, leiden die skandinavischen Institute jetzt unter der schwierigen wirtschaftlichen Situation. Zuletzt kursierten jedenfalls schon Gerüchte, wonach die Swedbank wegen ihrer schwachen Eigenkapitalstruktur und einem seit über einem Jahr auf das Gesamtergebnis drückenden Baltikum-Geschäft ein Wackelkandidat sei. Anfang August hat außerdem die Ratingagentur Moody's die Kreditwürdigkeit der Swedbank mit Verweis auf das Engagement im Baltikum von „B” auf „B-„ herabgestuft.
Auch der Aktienkurs ist in den vergangenen Monaten deutlich gefallen. Doch dieses Los teilt die Swedbank mit den anderen genannten Kreditinstituten. Und Besserung ist ohne ein Ende der weltweiten Kreditkrise und der eingetrübten volkswirtschaftlichen Lage im Baltikum noch nicht in Sicht.
Quelle: Ostbörsen-Report
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