Auf der Suche nach Gleichgewicht
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New York (GodmodeTrader.de) - Nach wie vor spricht das Makroumfeld für Vermögenswerte, die auf Wachstum ausgerichtet sind. Angeführt von den Industrieländern schreitet die wirtschaftliche Expansion voran und synchronisiert sich weltweit. Die Finanzbedingungen bleiben zudem positiv: Die Aktienmärkte entwickeln sich stark und Kredite sind günstig. Deshalb denken wir, dass die Märkte womöglich zu optimistisch sind. In den nächsten Monaten könnte sich diese Inkonsistenz auflösen und wieder ein Gleichgewicht herstellen, wie Andrew Wilson, CEO für EMEA und Co-Head des Global Fixed Income und Liquidity Management Teams bei Goldman Sachs Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Beunruhigend sei zuletzt gewesen, dass auf dem Markt für europäische Staatsanleihen keine Risikoaufschläge erhoben worden seien - trotz vom wachsenden Populismus ausgelösten Tail Risks. Volatilitäten auf den Märkten für Staatsanleihen seien bislang ausgeblieben und pendelten sich zwischen einer moderaten Spreadausweitung und rückläufigen politischen Risiko ein, heißt es weiter.
„Obwohl sich Emmanuel Macron bei der zweiten Runde der Präsidentenwahl am 7. Mai gegen Front-National-Kandidatin Marine Le Pen durchsetzen konnte, glauben wir nicht, dass der Sieg Macrons die Gefahr einer Fragmentierung der Eurozone langfristig tilgen kann. Vielmehr stellt der wachsende Nationalismus mittlerweile die dritte große Herausforderung für den Euroraum dar, beginnend mit der Staatsschuldenkrise von 2011 und der Flüchtlingswelle im Jahr 2015“, so Wilson.
Es sei davon auszugehen, dass auf den Märkten des Euroraums (mit Ausnahme Deutschlands) bis zur Wahl in Italien in 2018 mehr Risiken eingepreist werden dürften. In Italien strebe die Protestbewegung „Fünf Sterne“ ein Referendum über die Mitgliedschaft im Euroraum an und habe sich zu einem ernsten Rivalen der regierenden Mitte-Links-Partei entwickelt, heißt es weiter. „Wir halten derzeit keine Positionen in Italien, auch wenn wir der Ansicht sind, dass alle defensiven Trades unser Übergewichtung im Euro-Währungsgebiet zugutekommen dürften“, so Wilson.
Was Großbritannien betrifft, so sei es zu früh, um abzuschätzen, welche Auswirkungen der Austritt des Landes aus der EU auf die Politik des Euroraums haben werde. Gleichwohl sei es kein Geheimnis, worin die Herausforderungen für die britische Wirtschaft bestünden. Neben dem Inflationsdruck, dem Druck auf die Verbrauchernachfrage und einer hohen Volatilität über den zweijährigen Trennungsprozess könnte das britische Pfund in Mitleidenschaft gezogen werden, heißt es weiter. „Als Frühindikator beobachten wir vor allem die Verhandlungen über die Ausgleichszahlungen – also die Verbindlichkeiten Großbritanniens gegenüber der EU. Sollte sich dieser Prozess als schwieriger als ohnehin gedacht erweisen, drohen für die Zukunft eventuell noch größere Schwierigkeiten zwischen beiden Seiten“, so Wilson.
In den USA sei man weiterhin auf der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen der sehr positiven Grundstimmung und den harten Fakten, sprich niedrigeren Zinssätzen und einer strafferen Politik der US-Notenbank Fed, heißt es weiter. „Wir denken, dass die qualitativen und quantitativen Maßnahmen zu einem moderaten Wachstumsanstieg von knapp 2,2 Prozent führen dürften. Sollte die Regierung in puncto Steuerreform vorankommen, könnte das Wachstum auch stärker ausfallen“, so Wilson.
Allerdings sei nicht davon auszugehen, dass sich Trumps wachstumsfördernden Regulierungs- und Fiskalmaßnahmen vor 2018 bemerkbar machten. Nach wie vor bestehe eine Kluft zwischen den geldpolitischen Prognosen der US-Notenbank (Fed), den anhaltend niedrigen Zinssätzen und den lockeren Finanzbedingungen, heißt es weiter.
„Wir rechnen damit, dass sich die US-Zinsen auf höherem Niveau einpendeln werden. Zudem bleibt abzuwarten, ob sich die allgemeinen Finanzbedingungen verschlechtern. Dies beeinflusst nicht zuletzt unseren Ausblick für die künftige Fed-Politik. In unserem Basisszenario gehen wir davon aus, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr noch zweimal anheben und damit beginnen wird, ihre Bilanz zu bereinigen. Das Tempo für Zinserhöhungen könnte dann in 2018 noch einmal anziehen“, so Wilson.
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