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16:28 Uhr, 29.09.2020

Armenien und Aserbaidschan im Krieg, türkische Lira am Boden

Nicht zuletzt wird die türkische Lira durch den neuerlich ausgebrochenen Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan und den damit einhergehenden geopolitischen Risiken belastet. Wie bereits zum Wochenauftakt wurden im Handel mit dem Dollar und dem Euro auch am Dienstag neue historische Tiefstände erreicht.

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Ankara/Frankfurt/Moskau (Godmode-Trader.de) - Bei den Gefechten zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Berg-Karabach sind zahlreiche Menschen getötet worden. Wie die armenischen Behörden mitteilten, kamen seit Sonntag mehr als 110 Menschen ums Leben. Aserbaidschanische Militärbeamte teilten der Nachrichtenagentur Interfax mit, dass über 550 armenische Truppen „vernichtet (einschließlich der Verwundeten)" worden seien, was Armenien bestritt.

Beide Seiten warfen sich gegenseitig vor, auch Gebiete jenseits der umkämpften Region Berg-Karabach unter Beschuss zu nehmen. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium behauptete, armenische Streitkräfte hätten die Stadt Tatar bombardiert, während armenische Vertreter erklärten, die Kämpfe gingen weiter, und Baku habe am Dienstagmorgen die „offensiven Operationen" wieder aufgenommen.

Bei den meisten Todesopfern, von denen auf armenischer Seite die Rede war, soll es sich um Soldaten handeln. Aserbaidschan machte keine Angaben zu den gefallenen Soldaten. Aus der Hauptstadt Baku verlautete aber, es seien zehn Zivilisten getötet worden. Die schweren Kämpfe brachen am Sonntag in der Region aus, die in Aserbaidschan liegt, aber seit 1994 am Ende eines Separatistenkrieges unter der Kontrolle ethnisch armenischer Kräfte steht, die von der Regierung in Eriwan unterstützt werden.

Berg-Karabach - eine Region im Kaukasusgebirge, etwa 4.400 Quadratkilometer groß - liegt 50 Kilometer von der armenischen Grenze entfernt. Soldaten, die von Armenien unterstützt werden, besetzten auch einige aserbaidschanische Gebiete außerhalb der Region.

Die Europäische Union forderte beide Seiten auf, die Kämpfe einzustellen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren, nachdem Iran, Russland, Frankreich und die Vereinigten Staaten ähnliche Forderungen gestellt hatten. „Wir hoffen und fordern alle nachdrücklich auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um den Ausbruch eines totalen Krieges zu verhindern, denn das ist das Letzte, was die Region braucht", sagte Peter Stano, Sprecher der Europäischen Kommission, in Brüssel. „Es gibt keine militärische Lösung für diesen Konflikt.

Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev warf der internationalen Gemeinschaft vor, „zuviel Geduld" mit Armenien zu haben. Seit 30 Jahren reagiere Armenien nicht auf Resolutionen der Vereinten Nationen, sich aus dem besetzten Gebiet Aserbaidschans zurückzuziehen, sagte er.

Armenien setzt auf Russland als Schutzmacht, die dort Tausende Soldaten sowie viele Waffen stationiert hat. Das öl- und gasreiche sowie militärisch hochgerüstete Aserbaidschan hat die Türkei als Verbündeten. Ankara hatte sich bereits hinter Aserbaidschan gestellt und Armenien die Schuld an der Eskalation gegeben. Die Türkei stehe „mit allen Mitteln und ganzem Herzen" an Aserbaidschans Seite, hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan geäußert. „Als Türkei werden all unsere Bemühungen und Anstrengungen darauf hinauslaufen, dass das verbrüderte Aserbaidschan seine besetzten Gebiete zurückerobert und seine Rechte auf internationalem Gebiet beschützt werden“, so Erdogans Kommunikationsdirektor Fahrettin Altun.

Russland kritisierte das Verhalten der Türkei. Der Kreml forderte Ankara auf, auf Aserbaidschan einzuwirken und das Land zu einer Waffenruhe und Verhandlungen zu bewegen.

Nicht zuletzt wird die türkische Lira durch den neuerlich ausgebrochenen Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan und den damit einhergehenden geopolitischen Risiken belastet. Wie bereits zum Wochenauftakt wurden im Handel mit dem Dollar und dem Euro auch am Dienstag neue historische Tiefstände erreicht. Die Talfahrt der türkischen Währung setzt sich weiter fort, obwohl die Notenbank des Landes in der vergangenen Woche eine kräftige Zinserhöhung vorgenommen hatte. Sollte die geldpolitische Entscheidung gegen den Willen Erdogans gefällt worden sein, „wird der Markt die Zinserhöhung nicht als Bestandteil eines konsistenten Rahmenkonzepts und auch nicht als nachhaltig einschätzen“, erklärte Devisenexperte Tatha Ghose von der Commerzbank den fehlgeschlagenen Versuch der Notenbank, den Kurs zu stabilisieren.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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