Arbeitsmarkt bremst die wirtschaftliche Entwicklung nicht mehr
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• Die Anzahl der Beschäftigten ist im August um 216.000 Personen gesunken. Die Arbeitslosenquote überraschte negativ mit einem Anstieg um 0,3 Prozentpunkte auf 9,7 %. Die durchschnittlichen Stundenlöhne legten im Vergleich zum Vormonat um 0,3 % zu.
• Zum zweiten Mal in Folge dürfte die gesamtwirtschaftliche Lohn- und Gehaltssumme im Vergleich zum Vormonat angestiegen sein. Der Arbeitsmarkt bremst also nicht mehr die wirtschaftliche Entwicklung bzw. die Konsumentwicklung der privaten Haushalte. Eine Wachstumsstütze stellt er aber bislang nicht dar.
1. Ist der Dreh am Arbeitsmarkt geschafft? Der jüngste Arbeitsmarktbericht deutet dies zaghaft an: Die Anzahl der Beschäftigten ist zwar weiterhin rückläufig. Der Beschäftigungsabbau war aber im August mit 216.000 Personen deutlich geringer als in den Monaten zuvor und stellte auch eine positive Überraschung dar (Bloomberg-Median: -230.000 Personen; DekaBank: -240.000 Personen). Ebenfalls besser als erwartet fiel die Entwicklung der durchschnittlichen Stundenlöhne aus. Zum zweiten Mal in Folge stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne um 0,3 % gegenüber dem Vormonat an (Bloomberg-Median: 0,1 %, Deka- Bank: 0,0 % mom). Dies sind zwar keine kräftigen Lohnzuwächse, die Jahresveränderungsrate ist sogar noch geringfügig auf 2,6 % gefallen, aber zusammen mit dem geringeren Beschäftigungsabbau dürfte im August zum zweiten Mal in Folge die Summe der Löhne und Gehälter (d.h. das Produkt aus Anzahl der Köpfe und Lohn pro Kopf) gegenüber dem Vormonat angestiegen sein. Der Arbeitsmarkt bremst die gesamtwirtschaftliche Entwicklung also nicht mehr, wenngleich er noch keine Wachstumsstütze insbesondere für die Konsumentwicklung darstellt.
2. Eine Enttäuschung stellte dagegen die Entwicklung der Arbeitslosenquote dar. Diese stieg im August unerwartet deutlich von 9,4 % auf 9,7 % an (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 9,5 %). Wie erklärt sich dieser starke Zuwachs? Die Arbeitsmarktstatistiken in den USA haben die Besonderheit, dass sie aus unterschiedlichen Befragungen errechnet werden. Die Beschäftigungsentwicklung wird mittels einer Unternehmensbefragung berechnet. Hierbei handelt es sich (mehr oder weniger) um eine Vollerhebung. Die Arbeitslosenstatistik wird dagegen durch eine Telefonbefragung bei privaten Haushalten berechnet. Beide Erhebungen haben ihre Mängel und passen deshalb manchmal nicht zusammen. Beispielsweise sank nach der Telefonbefragung die Anzahl der Beschäftigten im August um knapp 400.000 Personen, also deutlich stärker als der Unternehmensbefragung. Daneben wird für die Entwicklung der Erwerbspersonen ein Anstieg von rund 70.000 Personen ausgewiesen. Oftmals gilt, dass sich statistische Verzerrungen in beiden Statistiken der Telefonbefragung im selben Monat ausgleichen, was zu einem nahezu unverzerrten Niveau der Arbeitslosenquote in jeden Monat führt. Der relativ hohe Beschäftigungsabbau laut Telefonbefragung sowie der Zuwachs der Erwerbspersonen deuten aber darauf hin, dass die Arbeitslosenquote im August tendenziell nach oben verzerrt ausgewiesen wurde.
3. Zurück zu den Beschäftigtenzahlen: Während die Entwicklung im Juli aufgrund eines Sondereffekts im Automobilsektor nach oben verzerrt gewesen ist, erfolgte nun die nochmalige Verlangsamung beim Beschäftigungsabbau verzerrungsfrei und ist damit noch höher zu bewerten. Erkennbar ist dies vor allem an einem relativ geringen Beschäftigungsabbau im Dienstleistungsgewerbe von 80.000 Personen. Einen geringeren Abbau gab es hier zuletzt vor über einem Jahr. Im Gesundheits- und Bildungswesen gab es mit gut 50.000 Personen sogar erstmals wieder einen für diesen Bereich durchschnittlichen Beschäftigungsaufbau. Deutlich gedreht hat auch die Entwicklung im Einzelhandel. Waren im Vormonat noch über 40.000 Stellen netto gestrichen worden, waren es im August nur knapp 10.000. Neben dem Anstieg der Lohn- und Gehaltssumme ist dies ein weiteres positives Indiz für die Konsumentwicklung der privaten Haushalte.
4. Es deutet sich mehr und mehr an, dass der Arbeitsmarkt seine Wirkung als Wachstumsbremse verloren hat. Dieser Dreh kommt zwar früher als von uns erwartet. Verglichen mit früheren Konjunkturaufschwüngen ist dies aber nur eine halbe Drehung, denn normalerweise wird bereits zu Beginn eines Aufschwungs schon wieder netto Beschäftigung aufgebaut, sodass der Arbeitsmarkt auch in der frühen Phase eines Konjunkturaufschwungs als Stütze der wirtschaftlichen Entwicklung dient. Wir gehen zurzeit nicht davon aus, dass der Arbeitsmarkt bereits in diesem Jahr der wirtschaftlichen Entwicklung einen zusätzlichen spürbaren Schub geben dürfte und auf Expansion umschaltet. Zwar gab es diese Woche verschiedene Anzeichen einer kräftigeren Investitionstätigkeit der Unternehmen in den kommenden Monaten. Diese kräftigere Investitionstätigkeit wäre eine Grundvoraussetzung für einen unerwartet frühen Beschäftigungsaufbau. Bislang sind diese Anzeichen aber nicht ausreichend, sodass wir weiterhin von einem zähen Aufschwung auch am Arbeitsmarkt ausgehen.
Rudolf Besch - Analyst bei der Dekabank
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