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15:47 Uhr, 21.07.2010

Arbeitslosigkeit in diesem Herbst unter der 3-Millionen-Marke?

Nürnberg - (BoerseGo.de) - Wer hätte das gedacht! Gerade erst hat die deutsche Wirtschaft die schlimmste Krise seit Bestehen der BRD durchlebt. Noch das erste Quartal in diesem Jahr gab wenig Hoffnung auf Besserung. Nun klotzt und brummt es wieder in den Fabrikhallen. Die Konjunktur zieht an, der Export ist fast zu alter Stärke von Vor-Krisen-Zeiten zurückgekehrt, die Auftragsbücher der Unternehmen sind wieder gut bestückt. Gute Aussichten hat auch der Arbeitsmarkt. Da verwundert es nicht, wenn sich allerorts Entspannung breit macht. In dieses Bild passen die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der Nachrichtenagentur dpa unter Volkswirten deutscher Großbanken. Der Untersuchung zufolge könnte die Arbeitslosenzahl in Deutschland schon diesen Herbst wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 3 Millionen fallen. Diese Schwelle werde wahrscheinlich im Oktober oder November 2010 unterschritten, prognostizierten die Makroökonomen. Zuletzt war dies im selben Zeitraum in 2008 der Fall. Allerdings wollten sich keineswegs alle Volkswirte in der Erhebung dieser Einschätzung anschließen.

Unterdessen hat sich der kräftige Aufschwung auf dem deutschen Arbeitsmarkt nach Ansicht der Experten wohl auch im Juli fortgesetzt. Die Zahl der Jobsuchenden sei lediglich um rund 35.000 auf 3,18 Millionen gestiegen. Das wären rund 280.000 Erwerbslose weniger als vor einem Jahr. Die offiziellen Zahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) am nächsten Donnerstag (29. Juli) bekanntgeben. Derzeit ist auf dem Stellenmarkt vor allem die gute Auftragslage der exportabhängigen Industrie zu spüren. Neben der Autoindustrie stellten auch Maschinenbauunternehmen wieder verstärkt Mitarbeiter ein.

Die Zahlen am Arbeitsmarkt geben durchaus Anlass, die Sektkorken knallen zu lassen. Aber die Wirtschaftswissenschaftler wollen den Eindruck von allzu großer Zufriedenheit gar nicht erst aufkommen zu lassen. Die Entwicklung sei gut, wenn nicht überraschend. Aber es ist noch nicht geschafft, so der Tenor unter den befragten Wirtschaftswissenschaftlern. Die glimpfliche Entwicklung am Arbeitsmarkt ist auch damit zu erklären, dass gerade die durch die Rezession besonders in Mitleidenschaft gezogene Industrie vor der Krise mit Arbeitskräftemangel zu kämpfen hatte. Die Beschäftigten hätten massiv Überstunden angehäuft. Die Überlastung ging nach den Auftragseinbrüchen zunächst auf ein Normalmaß zurück. Die Industrie kam schließlich dank der umfangreichen Kurzarbeiter-Regelung weitgehend ohne Entlassungen aus. Das heißt aber auch, dass die Belegschaften schon bald wieder an ihre Belastungsgrenze stoßen könnten, wenn die Konjunktur wieder anzieht.

Sorgen bereiten den Volkswirten zudem die Sparprogramme vieler Regierungen. Diese dürften 2011 zu einer Abkühlung des Welthandels führen und damit womöglich auch den deutschen Arbeitsmarkt treffen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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