Kommentar
09:00 Uhr, 07.03.2018

Anleihen werden wieder richtig gute Anlagen

Anleihen gelten als langweilig und sorgen nicht gerade für überwältigende Glücksgefühle bei Anlegern. Das dürfte sich ändern.

Erwähnte Instrumente

Die Rendite von 10-jährigen US-Anleihen steht heute wieder dort, wo sie auch schon einmal 2011 und 2013 stand, bei knapp 3 %. 3 % Rendite sind nun nicht gerade ein Performancetraum. Der Eindruck täuscht allerdings. Während die meisten Anleger auf die Zinsen blicken, bieten Anleihen sehr viel mehr als nur regelmäßige Kupons.

Anleihen unterliegen ebenso wie Aktien gewissen Kursschwankungen. Wer 2008 auf einen Anstieg des Bund Futures gewettet hat, konnte über 60 % an Kursgewinnen erzielen. Aktien waren da kaum besser. Der S&P 500 steht heute ca. 65 % über den Hochs aus dem Jahr 2007.

Sinken die Renditen von Anleihen, steigt deren Preis und umgekehrt. Ändert sich das Zinsniveau, können Anleger mit Anleihen hohe Kursgewinne oder Verluste erzielen. Interessant sind Anleihen also nicht nur unbedingt wegen ihrer Kupons, sondern wegen der Kurse.

Wer eine Anleihe kauft und sie bis zur Fälligkeit liegen lässt, muss sich über Kursschwankungen keine Sorgen machen. Man kassiert einfach den Zins. Attraktiv ist das derzeit allerdings nicht. In Deutschland können Anleger bei 10-jährigen Anleihen auf weniger als 1 % pro Jahr hoffen.

Das dürfte sich in diesem Jahr ändern. Die Zinsen sind bereits von einem Tief von -0,15 % auf 0,65 % gestiegen. Entsprechend haben die Anleihekurse verloren. Dieser Trend wird sich tendenziell in diesem Jahr fortsetzen. Anleger verdienen dann vor allem mit fallenden Kursen Geld.

Wirklich interessant ist aber die andere Richtung, also auf steigende Kurse zu setzen. Langfristig ist nämlich davon auszugehen, dass die Zinsen weiter sinken werden. Anleger haben derzeit vor dem Gegenteil Angst. Diese irrationale Angst kann den Markt noch einige Zeit lang begleiten. Der Markt kann immer wieder phasenweise von den fundamentalen Gegebenheiten abweichen.

Diese Gegebenheiten sprechen eine eindeutige Sprache. In der westlichen Welt steigt das Durchschnittsalter der Bevölkerung. In einigen Ländern sind bereits zwischen einem Fünftel und einem Viertel der Bevölkerung älter als 65 Jahre.

Eine im Durchschnitt immer älter werdende Bevölkerung hat Folgen, unter anderem bei der Inflation. Die Grafik zeigt den Zusammenhang aus über 65-Jährigen und der langfristigen Inflationsrate. Alle Länder bewegen sich mit der Zeit immer weiter in die linke untere Ecke. Die Gesellschaft wird älter und mit ihr sinkt die Inflation.

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Die Rendite von Anleihen bestimmt sich aus der Inflation, dem Realzins und einem Risikoaufschlag. Der Realzins wird langfristig kaum steigen. Er hängt stark mit dem Wirtschaftswachstum zusammen und dieses wiederum ist von der Altersstruktur abhängig. Realzins und Inflation bewegen sich mit dem Alter einer Gesellschaft nach unten.

Wir erleben nun gerade eine Phase, in der die Inflation leicht ansteigt. Das treibt auch die Zinsen. Langfristig ist das vollkommen unsinnig. Es spricht alles für weiter fallende Zinsen. Das mag nicht heute oder morgen beginnen. Es eilt also nicht, wenn man Anleihen in Erwartung fallender Zinsen kaufen will, um von Kursgewinnen zu profitieren. 2018 könnte aber ein Jahr sein, indem sich der Einstieg lohnt.

Damit sich der Einstieg richtig lohnt, wäre es sogar wünschenswert, dass Anleger die Zinsen noch etwas höher treiben. Erreicht die Rendite der 10-jährigen Anleihen in den USA 3,5-4 %, muss man nicht lange nachdenken, sondern einfach kaufen. So günstig kommt man vermutlich nie wieder an Anleihen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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