Kommentar
09:28 Uhr, 25.10.2017

Angebliches "Peak Oil": Jetzt auch bei Schieferöl?

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Manchmal kann man sich fast nur die Augen reiben. Öl gibt es in so ausreichenden Mengen, dass die Ära des Öls einfach kein Ende findet. Die bekannten Ölreserven steigen kontinuierlich an. 1980 waren Ölvorkommen von 680 Mrd. Barrel bekannt. Bei heutigem Verbrauch hätte Öl dann nur noch 20 Jahre lang gereicht, um die Welt zu versorgen. Jetzt, 40 Jahre später, ist uns das Öl immer noch nicht ausgegangen.

Heute sind es nicht mehr die 680 Mrd. Barrel, die bekannt sind, sondern schon 1.700 Mrd. (Grafik 1). Öl reicht also noch für 50 Jahre. Peak Öl, also der Moment, an dem keine Produktionssteigerungen mehr möglich sind, verschiebt sich Jahr um Jahr in die Zukunft. Öl wird einfach nicht knapp.

Besonders gut zeigt das auch das Beispiel USA. Die nachgewiesenen Ölreserven sanken von 1970 bis 2010. Dann kam das Schieferöl und die Reserven stiegen innerhalb kurzer Zeit um mehr als 50 % an. Unter diesen Umständen geht das Öl nie aus.

Gerade bei Schieferöl ist das aber so eine Sache. Grafik 2 zeigt die Vorkommen der größten Schieferölfelder in den USA und die Veränderung von 2014 auf 2015. Es galten knapp 13 Mrd. Barrel als nachgewiesen. Ein Jahr später waren es nur noch 11 Mrd. Ein Teil des Rückgangs ergibt sich aus der Produktion. Die Reserven sinken um die geförderte Menge. Ein anderer Teil ist aber einfach auf Revisionen zurückzuführen.

Die nachgewiesenen Reserven sanken einfach um 7 %. Das widerspricht dem Konzept von nachgewiesen. Eigentlich sollte sich etwas, was nachgewiesen ist, nicht mehr verändern. Das ist nicht der Fall. Die nachgewiesenen Schieferölreserven sind alles andere als sicher.

Es ist durchaus möglich, dass die bekannten Reserven viel geringer ausfallen als gedacht. In Panik muss man deswegen nicht geraten. Es gibt Unmengen an nicht nachgewiesenen Ölreserven. Man vermutet, dass es mehr Öl gibt, kann es aber noch nicht belegen. Derzeit geht man davon aus, dass im Wolfcamp Gebiet ein weiteres Ölfeld mit 20 Mrd. Barrel schlummert. Bestätigt sich dies würden sich die US-Reserven fast auf einen Schlag verdoppeln.

Die Abschätzung von Ölreserven ist ohnehin schwierig. Bei Schieferöl steht man erst am Anfang der Reise. Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass sich die Reserven hier langfristig deutlich erhöhen statt zu sinken. Ein Peak Schieferöl ist definitiv noch nicht in Sicht.

Wie viel Schieferöl gefördert wird, hängt letztlich von den Preisen ab. An Reserven wird es nicht scheitern. Schieferölvorkommen sind zwar normalerweise schneller erschöpft als herkömmliche Quellen, doch dafür scheint es von Schieferöl in den USA deutlich mehr zu geben. Schieferöl ist hier, um zu bleiben.

Clemens Schmale

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  • P_44
    P_44

    Irgendwann wird das Öl doch ausgehen. Dann wird man auch Flugzeuge elektrisch antreiben müssen und man kann sie nicht mehr hören. Andererseits hört man an Bord das ganze Gelaber seiner Mitreisenden.

    16:59 Uhr, 25.10.2017
  • Zircon
    Zircon

    Vorsicht mit den Begrifflichkeiten! Der Begriff "Reserve" hat auch eine wirtschaftliche Komponente. Insofern können einmal nachgewiesene Reserven sehr wohl ohne Widerspruch wieder revidiert werden. Nämlich dann, wenn sie aus irgendeinem Grund nicht mehr wirtschaftlich abgebaut werden können (z.B. Änderung des Ölpreises oder der Gesetzgebung (Stichwort Fracking)). Im obigen Text sollte an einigen Stellen "Ressource" statt "Reserve" stehen.

    09:57 Uhr, 25.10.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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