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13:31 Uhr, 19.05.2017

Ampeln für Schwellenländeranleihen stehen auf Grün

Sein Geld in Short Duration-Investments zu parken und abzuwarten, bis sich bessere Möglichkeiten ergäben, ist nach Meinung von Warren Hyland, Fondsmanager bei Muzinich & Co., eine gute Wahl.

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  • Dow Jones
    ISIN: US2605661048Kopiert
    Kursstand: 20.663,02 Pkt (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York (GodmodeTrader.de) - Seit Donald Trumps Amtseintritt sind die Märkte auf der ganzen Welt sehr optimistisch eingestellt und wir befinden uns in einer Umbruchphase. Den Ausgangspunkt bildet dabei ein Umfeld, das eine recht deflationäre Erwartungshaltung aufweist – mit langsamem Wachstum, wenig Produktivität und sinkender Inflation. Nun werden die Akteure zunehmend optimistischer und kurbeln damit die Weltwirtschaft an. Dazu zählen auch eine steigende Inflation sowie sich stabilisierende und sogar weiter anziehende Rohstoffpreise. Die allgemeinen Marktausblicke deuten in diesem Jahr auf eine wachsende Weltwirtschaft, wie Warren Hyland, Manager des Muzinich EmergingMarketsShortDuration Fund bei Muzinich & Co. in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Gerade in Zeiten des Wandels von einer Deflation zur Inflation könnten Schwellenländer als Anlageklasse besonders profitieren. Dies liege vor allem daran, dass die Schwellenländer genau das richtige Umfeld böten, um in eine Reflationsstory zu investieren. Je mehr die Industrieländer eine reflationäre Wirtschaftspolitik verfolgten, desto schneller wüchsen sie und investierten mehr Geld, was den Schwellenländern als globaler Hauptproduzent von Rohstoffen entgegenkomme, heißt es weiter.

„Hinzu kommt ein zweiter Punkt, der sonst immer zu den Sorgenfaktoren für Schwellenländer zählte. Dies sind mögliche Risikoereignisse, die sich negativ auf die Entwicklung der Schwellenmärkte auswirken könnten. Doch dieses Jahr scheint es, als ließen sich solche Ereignisse aktuell nicht finden. Selbst der übliche Verdächtige China ist derzeit nicht auf dem Radar, da das Land im Herbst diesen Jahres den Ständigen Ausschuss des Politbüros wechseln wird und im Zuge dessen den Fokus auf die Stabilität des Landes legen möchte. Natürlich sind viele Investoren weiterhin über die Entwicklung rund um Donald Trump und die noch ausstehenden Wahlen in Großbritannien sowie Deutschland besorgt. Allerdings werden die bestimmenden Ereignisse 2017 dieses Mal nicht aus den Schwellenländer kommen“, so Hyland.

Neben den positiven makroökonomischen Voraussetzungen sähen auch die Fundamentaldaten der Schwellenländer attraktiv aus. Konkret heiße das, dass die Schwellenländer nicht weiter nur die Kreditnehmer in der Welt seien, sondern jetzt tatsächlich zu den Netto-Kreditgebern zählten. Das Taper Tantrum 2013 sei ein Warnschuss gewesen. Die damals zugrundeliegenden Bilanzen der Unternehmen und Länder seien in einer sehr schlechten Verfassung. Diese hätten sich jedoch seither signifikant verbessert. Die Zinsen hätten sich ins Positive bewegt, was die Unternehmen dazu veranlasst habe, ihr Kreditwachstum zu verlangsamen und zurückzufahren. Die aktuellen Bilanzen wiesen Überschüsse auf, Inflation und Verschuldung seien unter Kontrolle, heißt es weiter.

„Länder wie Brasilien und Argentinien haben darüber hinaus ihre populistischen Regierungen durch unternehmerfreundlichere Verwaltungen ersetzt. Sollten sich diese Regierungswechsel auszahlen, wäre auch eine Steigerung der Kreditratings der Länder möglich. Asien ist da schon deutlich weiter. Die Regierungen in Indien und Indonesien haben bereits neue Reformen angestoßen und umgesetzt, woraus jetzt zunehmend Wachstum ersichtlich wird. Auch Russland stehen wir positiv gegenüber, nachdem die Ölpreise wieder steigen und das Land seinen Verschuldungsgrad aufgrund des zweijährigen Ausschlusses von den Kapitalmärkten eigenständig minimiert hat. In Summe verfügen die Schwellenländer jetzt über weitaus stärkere Grundlagen als noch vor einigen Jahren“, so Hyland.

Unter dem Strich sehe es dieses Jahr für die Schwellenländer sehr positiv aus. Es stelle sich nur noch die große Frage, wie wir den Faktor Donald Trump in dieser Gleichung berücksichtigen müssten. Sei Donald Trump per se schlecht für die Schwellenländer? Die Antwort hierauf laute: Nur, wenn er den angekündigten protektionistischen Wirtschaftskurs auch umsetze. Doch das wäre nicht nur schlecht für die Schwellenländer, sondern für die komplette Welt. Und einen wirklichen Vorstoß an dieser politischen Front hätten wir bis zum heutigen Zeitpunkt von ihm noch nicht gesehen, heißt es weiter.

„Mit Nachdruck hingegen verfolgt Trumps Regierung eine Deregulierung im Banken und Bürokratiebereich, was wiederum positiv für die Schwellenländer wäre. Diese nehmen bei den US-Banken Kredite auf und stoßen so einen Dominoeffekt an. Durch die Kreditvergabe erzeugen die US-Banken Wachstum, was wiederum den Konsum von in Schwellenländern erzeugten Produkten fördert. Gleiches gilt für die angekündigten Steuersenkungen. Zudem plant Trump definitiv eine Erhöhung der Infrastrukturausgaben, für dessen Umsetzung er die Rohstoffe aus den Schwellenländern benötigt“, so Hyland.

Allgemein seien aktuell viele Ähnlichkeiten zu 2015 auszumachen und auch die Unsicherheit bleibe weiterhin bestehen. Während diese 2015 vermehrt durch die Rohstoffpreise getrieben worden sei, spielten 2017 Zinsen und geopolitische Aspekte die größere Rolle. Die Bewertungen seien zwar nicht gerade günstig, doch es seien auch keine allzu große Anzahl an Ausfällen zu erwarten. Zudem habe das Jahr mit einem Bullenmarkt begonnen, von dem niemand wisse, wann er seinen Höhepunkt erreicht habe. Investoren auf der Suche nach einem sichereren Platz für ihr Geld sollten in solch einem unruhigen Umfeld besser am kurzen Ende des Marktes investieren. Sein Geld in Short Duration-Investments zu parken und abzuwarten, bis sich bessere Möglichkeiten ergäben, sei daher eine gute Wahl, heißt es weiter.

„Hinzu kommt, dass wir aktuell davon ausgehen, dass die Zinsen eher steigen werden als weiter zu fallen. In einem recht aggressiven Zinsmarkt verlieren Investoren prinzipiell überall Geld, außer im kurzlaufenden Anleihebereich. Dies liegt daran, dass kürzer laufende Investments ein viel verlockenderes Rendite-Risiko-Profil bieten als bei normaler Duration oder Aktieninvestments. Dadurch erhalten die Investoren das meiste Geld pro Einheit Duration. Positiv ist zudem, dass Short Duration-Anleihen der Schwellenländer durch ihre durchschnittliche Fälligkeit von weniger als drei Jahren eine viel niedrigere Korrelation zu den US-Zinsen aufweisen“, so Hyland.

Seine größte Sorge ist jedoch: Sei der aktuelle Optimismus hinsichtlich des globalen Wachstums vielleicht nur ein Fehlstart gewesen, der im Laufe des Jahres korrigiert werden müsse? Doch selbst wenn das der Fall sein sollte, wäre dies nur enttäuschend für das Wachstum in den Industrieländern und keine Enttäuschung über die Entwicklung der Schwellenländer. Denn die zugrundeliegenden Bilanzen der Unternehmen der Schwellenmärkte sowie die politische Ausrichtung befänden sich heute in einem soliden Zustand, heißt es weiter. „Zudem wird das Wachstum der Schwellenländer weiter stark durch inländische und nicht durch internationale Faktoren getrieben sein. Alles in Allem spricht also momentan Vieles für eine Allokation in kurzlaufende Schwellenländeranleihen“, so Hyland.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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