Fundamentale Nachricht
12:57 Uhr, 22.11.2013

Aktien aus den Industrieländern zu favorisieren

In den USA wurde ein fiskal- sowie ein geldpolitischer Unsicherheitsfaktor entschärft. So wurde nach einer weiteren Hängepartie der Shutdown aufgehoben und die Schuldenobergrenze angehoben. Zweitens nominierte Präsident Obama wie erwartet Fed-Vizepräsidentin Yellen als Nachfolgerin von Bernanke an der Fed-Spitze.

Frankfurt/ Boston (BoerseGo.de) - Nach Ansicht von Robert Spector, CFA Portfolio Manager beim Vermögensverwalter MFS Investment Management, wird der Government Shutdown in den USA aus dem vergangenen Monat die Konjunktur nur vorübergehend bremsen, auch wenn „die Daten in den nächsten Wochen uneinheitlich sein könnten“. Wichtiger sei aber, was als Nächstes geschehen werde. Der Haushaltskompromiss sei eine Übergangslösung, mit der nur Zeit gekauft wurde. Wichtige Probleme wie die Reform des Sozial- und Steuersystems habe man ausgeklammert. „Keine der großen politischen Differenzen wurde überwunden und der allseits verabscheute Sequester blieb in Kraft. Der Übergangshaushalt gilt nur bis Mitte Januar 2014. Die Schuldenobergrenze wurde bis Mitte Februar ausgesetzt“, bemerkt Spector.

So könnte Anfang nächsten Jahres der nächste Akt des Washingtoner Dramas auf dem Spielplan stehen, befürchtet der Aktienexperte. Viel werde davon abhängen, ob sich die Parteien bis Mitte Dezember auf einen neuen Haushalt einigen. Vorsichtig optimistisch ist Spector trotzdem: Nach dem Umfrageabsturz dürfte den Republikanern nicht viel an einem weiteren Shutdown liegen. Außerdem werde das Finanzministerium eine Verletzung der Schuldenobergrenze „mit kreativen Maßnahmen“ wohl bis zum Frühjahr vermeiden können.

Ob sich die Ernennung von Janet Yellen zur Fed-Präsidentin auf den Tapering-Fahrplan auswirken werde, lasse sich heute noch nicht sagen, so der MFS-Fondsmanager. „Viel spricht dafür, dass das Tapering erst im März 2014 eingeleitet wird, sechs Monate später als allgemein erwartet. Die Fed hat auf ihrer Oktober-Sitzung allerdings nicht ausgeschlossen, dass sie ihre Wertpapierkäufe ab Dezember reduziert“.

Die Ereignisse in Washington haben die Aussichten für die Weltwirtschaft kaum verändert. So hat der IWF in seinem World Government Outlook vom Oktober seine Prognosen für das Weltwirtschaftswachstum nur leicht zurückgenommen. Für die Jahre 2013 und 2014 werden nun 2,9 % bzw. 3,6 % erwartet. Das sind 0,3 bzw. 0,2 Prozentpunkte weniger als im Juli. Unterdessen werden für die Industrieländer unverändert 1,2 % (im Jahr 2013) und 2,0 % (im Jahr 2014) prognostiziert. Die Bewertungen der Emerging Markets wurden dagegen um 0,4 bzw. 0,5 Prozentpunkte auf 4,5 % für 2013 und 5,1 % für 2014 gesenkt. Im Aktienbereich spricht dies für Spector eher für die Industrieländer als die Emerging Markets. Dort dürfte seiner Ansicht nach das schon seit einiger Zeit nachlassende Wachstum für weiter rückläufige Bewertungen sorgen. „Rentenanleger hingegen können angesichts des nach wie vor mäßigen Wachstums bei niedriger Inflation davon ausgehen, dass die mittel- und langfristigen Renditen insbesondere in den Industrieländern nicht sehr stark steigen“, prognostiziert der Experte.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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