5 Empfehlungen für Privatanleger von Starinvestoren (Teil 5: George Soros)

George Soros

Zur Biografie der Hedgefondslegende George Soros, Philanthrop, politischer Aktivist und hin und wieder am Trading-Steuer seines Milliardenvermögens anzutreffen, braucht es nicht vieler Worte. Und obwohl dieser wohl berühmteste Trader der Finanzmärkte regelmäßig in Erscheinung tritt, wissen wir reichlich wenig über seine Strategien oder Konzepte. In seinem 1987 erschienen Werk „The Alchemy of Finance“ schreibt er selbst:

„I should like to emphasize that this book is not meant to provide a practical guide to getting rich in the stock market. […] I am not trying to explain how to use my approach to make money…” (1)

Da möchte man als wissbegieriger Leser das Buch doch gleich wieder in die Ecke hauen. Und dennoch lohnt es sich hinter die teils sehr komplexen theoretischen Konzepte von Soros Anlagephilosophie (im wahrsten Sinne des Wortes...) zu schauen. Seine philosophische Ader macht es nicht einfach zu folgen, wer aber dabei bleibt, erahnt, wie es dem Self-Made-Man gelang, ein Milliardenvermögen an den Finanzmärkten zu verdienen.

Vorab muss ich vielleicht noch erwähnen, dass George Soros sich von der Markteffizienztheorie distanziert und wohl eher als Anhänger der „österreichischen Schule“, so wie die meisten Hedgefondsmanager, bezeichnet werden kann.

Im unten zitierten Vortrag sagt er: “I am not well qualified to criticize the theory of rational expectations and the efficient market hypothesis because as a market participant I considered them so unrealistic that I never bothered to study them.” (2)

Zwar halten Hedgefonds auch langfristige Positionen in Aktien, Anleihen, Devisen oder Derivaten (meist ca. zu 60 %), aber ein großer Teil des Portfolios wird in entgegengesetzten Geschäften investiert. Dabei handelt es sich oftmals um hochgehebelte, asymmetrische Wetten. Kleiner Einsatz, großer Gewinn.

Die Empfehlungen, die ich aus Soros Zitaten ableite, sind daher eher an Trader und aktive Anleger, als an langfristige Investoren gerichtet.

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“The financial markets generally are unpredictable. So that one has to have different scenarios... The idea that you can actually predict what's going to happen contradicts my way of looking at the market.“

Tipp 1: Die Märkte sind unsicher und niemand kann die Zukunft hervorsagen, auch ein George Soros nicht.Anscheinend ist das aber auch nicht nötig, um viel Geld an den Märkten zu verdienen. Flexibilität und die Möglichkeit einzukalkulieren, dass die Dinge ganz anders laufen werden als geplant, sind eine Eigenschaft erfolgreicher Trader. Viele Trader "versteifen" sich auf ihre Sicht der Märkte und wollen oftmals „Recht behalten“. Wer sich frühzeitig eingesteht, dass ein Trade gegen ihn läuft, kann viel Geld sparen (und später wieder verdienen), wenn er rechtzeitig aussteigt oder seine Meinung ändert.

“Once we realize that imperfect understanding is the human condition there is no shame in being wrong, only in failing to correct our mistakes.”

Tipp 2: Anlagefehler zu machen oder Fehlentscheidungen zu treffen ist nicht schlimm, es ist nur menschlich.Fehler und Fehlentscheidungen spielen eine große Rolle in der Welt von George Soros. Überhaupt scheint eine gewisse Demut vor den Märkten und die Erkenntnis der eigenen Fehlbarkeit ein Schlüsselfaktor in Soros Investmentkarriere gewesen zu sein.

„I’m only rich because I know when I’m wrong. I basically have survived by recognizing my mistakes.”

Tipp 3: Dieses Zitat fasst ziemlich perfekt all das zusammen, was ich in Büchern und Reden von George Soros gelesen haben. Soros hat kein Tradingsystem, sondern er stellt Thesen auf, z.B. „die Eurozone scheitert“ oder „China löst die nächste Finanzkrise aus“, sucht dann nach Möglichkeiten mit dieser Annahme an den Märkten Geld zu verdienen und beginnt Positionen zu eröffnen. Liegt er richtig, lässt er die Gewinne laufen und stockt seine Positionen auf. Sind seine Thesen aber falsch und macht er Verluste, dann schließt er seine Trades wieder zügig.

“My peculiarity is that I don't have a particular style of investing or, more exactly, I try to change my style to fit the conditions.”

Tipp 4: Folgen Sie als Trader keinem starren Konzept, sondern passen Sie, so wie George Soros es getan hat, Ihre Vorgehensweise immer wieder an die Märkte an.

“If investing is entertaining, if you’re having fun, you’re probably not making any money. Good investing is boring.”

Tipp 5: Erfolgreiches Investieren ist langweilig. Für die meisten Anleger ist Spekulieren jedoch Stress und Nervenkitzel, weil sie den Märkten hinterherlaufen und ihre Entscheidungen permanent an die Marktentwicklungen anpassen. Treffen Sie eine Entscheidung, bleiben Sie dabei und wenn Sie falsch liegen, dann steigen Sie aus. Das ist ziemlich unspektakulär oder langweilig, wie Soros sagen würde, aber der erfolgreichere Weg an den Märkten.

Fazit

Am meisten überrascht hat mich an George Soros seine intellektuelle, teilweise sehr philosophische Diskussion mit den Märkten. Soros‘ Trading gleicht einem Streitgespräch mit den Märkten, aus dem er sich schnell zurückzieht, wenn ihm die richtigen Argumente fehlen. Wer ihm über Finanzmärkte zuhört, vermisst die sonst so typischen Statistiken, mathematischen und volkswirtschaftlichen Kennzahlen, aber vielleicht ist ja genau das, was seinen Erfolg ausmacht.

Seine Schriften und auch zahlreich bei Youtube vorhandenen Vorträge und Diskussionen empfehle ich allen fortgeschrittenen Tradern, die neue Ansätze außerhalb von Charts und Handelssystemen kennenlernen wollen.

Im nächsten Artikel: Meine persönliche Zusammenfassung und die Gemeinsamkeiten der 5 Starinvestoren.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

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(1) The Alchemy of Finance, Reading the mind of the market, von George Soros, aktualisierte Auflage 2007, Seite 22f.

(2) Einen tiefen Einblick in seine Konzepte gibt Soros im hier verlinkten Vortrag aus 2012. Wer seine Bücher gelesen hat, wird erkennen, dass sich viele Dinge wiederfinden und anscheinend für ihn über Jahrzehnte funktioniert haben (auf Englisch): Here's The Full Text Of George Soros' Famous Speech, Businessinsider.comvom 04.06.2012, abgerufen am 02.10.2016.

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