Kommentar
11:01 Uhr, 06.10.2016

5 Empfehlungen für Privatanleger von Starinvestoren (Teil 4: Peter Lynch)

Welche Ratschläge können uns erfolgreiche Investoren geben? Wir lesen häufig schlaue Zitate von Warren Buffett, Peter Lynch oder Marc Faber, aber gibt es tatsächlich handfeste „Empfehlungen“ oder Anweisungen, denen ein einfacher Privatanleger folgen sollte?

Peter Lynch

Peter Lynch ist wohl der bekannteste Fondsmanager der Welt. Mit seinem Magellan Fund erzielte er zwischen 1977 und 1990 eine durchschnittliche Rendite von 29,2 % pro Jahr. Im Vergleich erwirtschaftete der S&P 500 Index 13,3 % pro Jahr.

Lynch besuchte, im Gegensatz zu vielen Wall Street Kollegen, keine Eliteuniversitäten, sondern schaffte seinen Sprung in die Finanzwelt, indem er als Caddy im Golfclub des Präsidenten der Investmentgesellschaft Fidelity, George Sullivan, jobbte und so einen Praktikumsplatz erhielt. Die Geschichte erinnert mich ein wenig an den Plot der Amazon-Serie „Red Oaks“ (1) (2)

“The real key to making money in stocks is not to get scared out of them.”

1. Tipp: Lassen Sie sich nicht von der Volatilität von Aktien erschrecken. Anders gesprochen, ohne Risiko, keine Rendite. Viele Anleger verkaufen ihre Aktien, wenn die Märkte in einen Abschwung geraten. Für Peter Lynch ist der Schlüssel zum Erfolg, dann dabei zu bleiben.

“But my system for over 30 years has been this: When stocks are attractive, you buy them. Sure, they can go lower. I've bought stocks at $12 that went to $2, but then they later went to $30.”

2. Tipp: Wenn Sie eine Aktie attraktiv finden, dann kaufen Sie diese und bleiben Sie aber auch bei Ihrer Entscheidung. Lynch selbst habe Aktien zu 12 Dollar gekauft, die zwischenzeitlich auf 2 Dollar fielen und sie später mit 30 Dollar verkauft.

Lesen Sie passend dazu auch den Artikel: „Der eigene Fokus: Schlüssel zum Erfolg an der Börse.“ Darin habe ich beleuchtet, was erfolgreiche Daytrader und Fondsmanager besonders gut machen.

“I've found that when the market's going down and you buy funds wisely, at some point in the future you will be happy. You won't get there by reading 'Now is the time to buy.”

3. Tipp: Warten Sie nicht darauf, dass in der Zeitung steht “Jetzt Kaufen”, sondern kaufen Sie Fonds, wenn der Markt abwärts geht. Peter Lynch weist darauf hin, dass Anleger oftmals zu lange zögern oder den perfekten Einstiegszeitpunkt in den Markt finden wollen. In den meisten Fällen gelingt das nicht. Dabei ist der richtige Einstiegszeitpunkt für einen langfristigen Anleger gar nicht so entscheidend – viel wichtiger ist die Frage des Verkaufszeitpunktes.

Hätten Sie beispielsweise vor der Finanzkrise in Deutsche Standardaktien (MSCI Germany) investiert, so läge Ihre durchschnittliche Jahresrendite bei

Einstieg 2006: 6,3 %
Einstieg 2007: 5,0 %
Einstieg 2008: 4,5 %

- Trotz Crash 2008!

Hätten Sie sich entschlossen nach der Finanzkrise Aktien zu kaufen, so läge Ihre durchschnittliche Jahresrendite bei

Einstieg 2010: 11,0 %
Einstieg 2011: 11,4 %

- Trotz Crash 2011!

Was wir sehen können ist, dass die Renditen der benachbarten Jahre nicht weit voneinander abweichen.

Ob Sie nun dieses Jahr oder nächstes Jahr kaufen ist nicht wichtig, entscheidend ist, die Aktien auch in einer Rezession oder einer Abwärtsbewegung der Märkte nicht zu verkaufen.

Verkaufen Sie Aktien erst, wenn Ihre persönlichen Finanzziele erreicht sind.

"It would be wonderful if we could avoid the setbacks with timely exits, but nobody has figured out how to predict them."

4. Tipp: Der nächste Hinweis von Peter Lynch reiht sich wunderbar in die Argumentation ein. Er sagt, es wäre doch toll, wenn wir Kursrücksetzer im Vorfeld erkennen könnten und dadurch rechtzeitig die Aktien verkaufen würden, aber leider habe noch niemand herausgefunden, wie das geht.

Die Empfehlung dahinter: Markettiming, also das Ausloten von Hoch- und Tiefpunkten an den Finanzmärkten, ist ein Spiel ohne Gewinner.

“Never invest in any idea you can't illustrate with a crayon.”

5. Tipp: Kaufen Sie nur Aktien (gilt für alle Wertpapiere und Finanzprodukte), die Sie verstehen (oder mit einem Buntstift aufzeichnen können). Peter Lynch ist ein Anhänger der „Keep it Simple“ – Methode. Ähnlich wie auch Warren Buffett, investierte Lynch überwiegend in Geschäftsmodelle des täglichen Bedarfs.

Als sich seine Kinder in den 1980er Jahren einen Apple-Computer wünschten, schaute er sich das Unternehmen genauer an. Ende der 1980er führte Lynch ein „Experiment“ mit einer Grundschulklasse durch. Die Kinder sollten sich selbst informieren und ein Musterdepot zusammenstellen. Darin waren natürlich nur Unternehmen, mit denen die Kinder in Kontakt gekommen waren. Spielzeughersteller, Coca Cola, Kleidung, aber auch die Aktien des Playboy wählten einige Jungen aus. Die Kinder investierten auf eine naive Weise in solide Unternehmen mit großartigen Margen und ihr Portfolio erreichte in den Jahren 1990 und 1991 eine Rendite von 69,6 % und schlug damit den S&P 500 Index um Längen (26 %).


Fazit

Peter Lynchs Empfehlungen reihen sich nahtlos in die Anlagewelt von Warren Buffett ein. Das erkennt man unter anderem daran, dass Zitate der beiden Herren, wie ich bei meiner Recherche zu dieser Artikelserie feststellen konnte, teilweise verwechselst werden, ohne dass es groß auffällt.

Lynchs Philosophie ist so einfach wie erfolgreich.

Kaufen Sie Aktien, die Sie verstehen, bleiben Sie dabei und ernten Sie die Erträge in der Zukunft.

Im nächsten Beitrag: George Soros.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

--
(1) Red Oaks ist eine Coming-of-Age-Comedy-Fernsehserie der Amazon Studios, die seit 2014 auf Amazon Video per Streaming veröffentlicht wird. Wikipedia-Artikel, abgerufen am 28.09.2016.
(2) Webseite des Brae Burn Country Club, abgerufen am 28.09.2016 

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Über den Experten

Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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