Wissensartikel
13:38 Uhr, 14.07.2017

Trading: Richtig in die eigenen Fähigkeiten investieren

Wie baut man gute Trading-Fähigkeiten auf? Nun letztlich ist es ein Prozess, der mit dem kritischen Beobachten der eigenen Werkzeuge und Handlungen beginnt.

Sich über jede Menge Praxis erstreckt (mindestens 10.000 Stunden „Screen-Time“) und mit der abschließenden Disziplinierung dieser Fähigkeiten seinen finalen Schliff bekommt.

Deswegen empfehle ich auch allen Teilnehmern meiner Trading-Ausbildung erstmal, „nur“ 10 Wochen nach dem Programm die vorgestellten Handelskonzepte im Demo-Modus durchzuspielen, bis man bestimmte Abläufe automatisiert hat. Das ist wie die Grundausbildung bei der Bundeswehr oder die anfänglichen Landübungen bei jedem Surf-Kurs. Es bringt nichts, sofort aufs Wasser zu gehen, wenn man nicht einfachste Grundfähigkeiten, wie ein Gefühl für das Gleichgewicht oder die Windrichtung entwickelt und „gedrillt“ hat.

Beim Trading kann das u.a. die Disziplin sein, stoisch den aktuellen Marktbedingungen zu folgen und nicht in unsere zerstörerischen Trading-Muster zurückzufallen, in denen wir wieder große Theorien über den weiteren Kursverlauf mit aller Kraft gegen den Markt durchsetzen wollen.

Was ich auch an mir selbst über die Jahre beobachtet habe, ist dass dieser Prozess ein fortlaufender ist.

Das ist wie eine Sprache sprechen. Wenn ich vor 10 Jahren Englisch gelernt habe, es aber nie anwende, dann bleibt zwar etwas hängen, aber ich kann nicht erwarten, dieses Wissen auf dem gleichen Stand wie damals abzurufen.

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass ein Meister der ist, der jeden Tag die immer gleichen Fähigkeiten mit Perfektion ausführt.

Also ein Spezialist auf seinem Fachgebiet ist.


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Aber wie oft versuchen wir Experten auf so vielen Feldern gleichzeitig zu sein? Am Ende sind wir dann „Halb-Profis“, können zwar überall ein bisschen mitreden, aber richtig, richtig gut auf einem Gebiet sind wir selten.

Dafür gibt es meines Erachtens zwei Gründe.

1.) Wenn wir einmal einen bestimmten Spezialisierungsgrad erreicht haben, dann ist es durchaus bequem auf diesem stehenzubleiben.
2.) Es braucht einen offen und interessierten Geist oder Unternehmenskultur, um für neue Informationen beweglich zu bleiben.

Ich erlebe dieses Phänomen auch innerhalb der Finanzbranche.

Dort arbeitet man meist mit aktueller Technologie und investiert fleißig in neue Software, aber in die persönliche Weiterentwicklung der eigenen Kolleginnen und Kollegen wird kaum ein Euro gesteckt.

Das führt dann dazu, dass veraltete Konzepte, die möglicherweise früher einmal funktioniert haben, immer noch mit frustrierenden Ergebnissen angewendet werden oder dass die neue und teure Technologie schlichtweg nicht in ihrem vollen Umfang genutzt werden kann.

Es ist also doppelt bedauerlich, wenn einerseits viel Geld für teures Equipment verbrannt wird und gleichzeitig aufgrund fehlender Ausbildung damit nur unterdurchschnittliche Ergebnisse generiert werden.

Insbesondere in dem jetzt zu erwartenden dynamischen Wettbewerb mit den hochgerüsteten und kapitalstark gefütterten Finanztechnologie-Unternehmen ("Fintech") ist es umso wichtiger, in die eigenen „Human Ressources“ zu investieren. Denn letztlich ist es die eigene Motivation und die Erfahrung, die einen großen Unterschied in den Ergebnissen erfahrener Trader liefern kann.

Um diese Fähigkeiten zu perfektionieren, braucht es jedoch einen kontinuierlichen Feedback-Prozess.

Es reicht nicht nur Technik zu kaufen oder Wissen zu erwerben, sondern ich brauche als Trader eine Umgebung, in der ich fortwährend produktive Rückmeldungen erhalte. Manchmal reicht schon ein Gespräch oder eine kritische Frage, ein Blick von außen auf das, was wir da „zusammengehandelt“ haben, um uns in der Weiterentwicklung unserer Fähigkeiten zu bestärken.

Solche Fragen können sein:

Welche Entscheidungen lagen Ihren letzten Trades zugrunde? Wo sind diese Entscheidungen dokumentiert? Welche Informationen haben Sie verwendet, um zu dieser Entscheidung zu gelangen? Wie glaubwürdig oder sicher waren diese Informationen? Gab es dazu Studien, Auswertungen, Analysen?

Warum sind Sie bereit, viel Geld für Technologie auszugeben, aber nutzen nicht das Schulungsangebot, um die Software zu mehr als 20 Prozent zu verstehen? Welche Anreize müssten wir schaffen, damit Sie das Schulungsangebot der Software nutzen?

In die eigenen Fähigkeiten zu investieren, heißt auch, an diesen Fähigkeiten kontinuierlich zu arbeiten.

Denn es ist eigentlich zu schade, wenn wir einen einmal erlangten Wissensstand erreichen und diesen Vorsprung verlieren, weil wir den Vorteil einer kleinen und stetigen Pflege dieses „Know-Hows“ nicht erkennen.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

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Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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