Wissensartikel
16:02 Uhr, 27.12.2021

"Solange die Musik spielt, muss man aufstehen und tanzen"

Großer Crash am Horizont? Hoffnungslose Blase, die bald platzen wird? Anleger sollten sich das zu Herzen nehmen, was Citigroup-Chef Chuck Prince am Vorabend der Finanzkrise von 2008 in einem völlig anderen Zusammenhang sagte...

Es waren kluge Worte, die genau zum falschen Zeitpunkt kamen:

"Wenn die Musik aufhört, bezogen auf die Liquidität, werden die Dinge kompliziert. Aber solange die Musik spielt, muss man aufstehen und tanzen."

Als Chuck Prince sich im Juli 2007 so zum Geschäft mit Leveraged Buyouts äußerte, da waren Durchhalteparolen völlig fehl am Platz. Schon im dritten Quartal musste Citigroup hohe Milliardenverluste im Zusammenhang mit der beginnenden Hypothekenkrise melden.

Chuck Prince nahm im November 2007 seinen Hut bei der Citigroup. Prince hatte nicht wahrgenommen, dass die Musik längst aufgehört hatte. Im Rückblick betrachtet zeugen die Worte von Chuck Prince vor allem von Hochmut, der bekanntlich vor dem Fall kommt.

Aber obwohl Price die Worte in einem völlig anderen Zusammenhang äußerte, beinhalten sie doch wichtige Lektionen für Anleger, gerade auch für Privatanleger. Warum sollten Privatanleger das Zitat von Chuck Prince im Hinterkopf behalten? Es gibt vor allem zwei Gründe:

  • "Solange die Musik spielt, muss man aufstehen und tanzen": Es mag sehr klug klingen, sich über die hohen Bewertungen an den Aktienmärkten oder den Immobilienmärkten aufzuregen oder vor der riesigen Spekulationsblase zu warnen, die bald platzen wird. Wer sich so äußert, wird viele Zuhörer haben, die einem beipflichten und mit dem Kopf nicken. Nur: Geld verdienen wird man mit einer solchen Haltung an den Finanzmärkten normalerweise nicht. Das zeigen die vergangenen Jahre eindrucksvoll. Bedenkenträger warnen schließlich schon seit vielen Jahren vor den angeblich zu hohen Bewertungen. Aber die Kurse sind gleichwohl immer weiter gestiegen. Entscheidend ist nicht, was die Experten sagen (oder was man selbst denkt), sondern was der Markt macht. Solange die Musik spielt, muss man aufstehen und tanzen. Für Anleger bedeutet das übersetzt: Solange die Kurse steigen, ist es das Beste, einfach investiert zu bleiben und sich nicht all zu viele Gedanken zur Entwicklung des Gesamtmarktes zu machen. Wenn der Bullenmarkt endet, wird man es schon mitbekommen. Das klingt dumm, entspricht aber doch der Wahrheit. Wer nicht tanzt, weil er Angst hat, dass die Musik bald aufhören könnte, der wird im Zweifel niemals tanzen...
  • "Wenn die Musik aufhört, bezogen auf die Liquidität, werden die Dinge kompliziert": Auch diesen Satz sollten sich Anleger zu Herzen nehmen. Denn auch wenn sich Prince nicht zum Aktienmarkt äußerte, treffen seine Worte doch den Nagel auf den Kopf: Solange die Geldmenge immer stärker ausgeweitet wird, ist es nur natürlich, dass die Preise für Vermögenswerte ebenfalls steigen. Liquidität war für die Entwicklung des Gesamtmarktes schon immer das Entscheidende. Ist Geld im Überfluss vorhanden, steigen die Kurse. Wird das Geld knapp, dauert es nicht mehr lange bis zum Crash.

Es gibt viele Börsenweisheiten, und viele davon haben nur einen zweifelhaften Nutzen. Die Worte von Chuck Prince sollten Anleger allerdings im Hinterkopf behalten.

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Hinweis: Der Artikel erschien ursprünglich am 5. Juli 2021.

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Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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