Wissensartikel
19:30 Uhr, 07.02.2017

So denken Gewinner im Trading!

Ich habe immer von einer Anlagestrategie ohne Verluste geträumt. Wäre das nicht ein tolles Gefühl, jedes Geschäft an der Börse garantiert im Gewinn abzuschließen? Unglaublich müsste das sein.

Nur Gewinne, jeden Tag. Die Realität sieht jedoch vor allem beim aktiven Handel anders aus. Ein einfacher Trick hilft das zu verändern.

Haben Sie sich schon einmal ausgerechnet, wie viele Geschäfte Sie im Durchschnitt im Gewinn abschließen?

Nein? Dann sollten Sie das tun, vor allem, wenn Sie im Trading tätig sind. Schauen Sie sich dazu Ihre Trades über einen längeren Zeitraum an und zählen Sie die Gewinner und Verlierer.

Viele professionelle Händler müssen sowieso aus regulatorischen Gründen ein Orderbuch führen. In diesem dokumentiert man, wann man, wie viele Kontrakte oder Aktien gekauft hat. Es sollte auch aufgeschrieben werden, warum man einen Trade eingegangen ist. Der "Regulationswahnsinn" hat mittlerweile dazugeführt, dass Portfoliomanager jedem Trade komplettes Research hinterlegen müssen, um später einen sauberen Anlageprozess einwandfrei nachweisen zu können. Man notiert aber auch mit wem man das Geschäft abgeschlossen hat (um später bei Fehlern einen Beweis zu haben).

Ich hatte einmal einen Fall, da handelte ich den Schweizer Franken relativ früh am Morgen per Telefonhandel. Mein persönlicher Ansprechpartner war noch nicht im Büro gewesen, sodass ich bei einem Assistenten oder einer Vertretung gelandet war, der mein Geschäft aufnahm. Am nächsten Tag stellte ich dann mit Erschrecken auf meinen Abrechnungen fest, dass der Trade fehlte. Auf Nachfrage bei der Bank wurde das Geschäft nie ausgeführt. Der Franken hatte sich seitdem zu meinen Ungunsten entwickelt, sodass dadurch auch ein Schaden entstanden war. Mit meinem Orderbuch konnte ich meinem Chef nachweisen, dass ich das Geschäft wirklich in Auftrag gegeben hatte. Der drohte der Bank mit Einstellung der Geschäftsbeziehung und der Schaden wurde uns erstattet. Wobei ich mir auch ziemlich sicher bin, dass die Telefongespräche im Handel aus Beweisgründen aufgezeichnet wurden. Glück gehabt, dank meiner Dokumentation.

Aber auch private Trader sollten Ihre Trades dokumentieren. Rene Berteit hat dazu einen wundervollen Artikel mit Vorlagen zum Herunterladen geschrieben: Tradingtagebuch - Wenn Sie wirklich vorwärts kommen wollen!

Wenn Sie Ihre Trades über einen längeren Zeitraum dokumentiert haben, können Sie folgende Statistik aufstellen.

An einem durchschnittlichen Handelstag machen Sie ___ Transkationen.

Sagen wir, Sie machen 3 Transaktionen pro Tag.

In einer durchschnittlichen Handelswoche machen Sie __ Transaktionen.

Sagen wir, Sie machen 14 Transaktionen pro Woche.

In einem durchschnittlichen Monat machen Sie __ Transaktionen.

Sagen wir, Sie machen 50 Transaktionen pro Monat.

Von __ Transaktionen führen zu __ Gewinnen und __ Verlusten

Also sagen wir von 10 Transaktionen führen 3 zu Gewinnen und 7 zu Verlusten.

(Das ist jetzt keine gute Trefferquote, aber nur um es am Beispiel zu verdeutlichen).

Jeder Gewinnertrade bringt Ihnen im Durchschnitt (ausrechnen!) ___ EUR.

Sagen wir, Sie verdienen im Schnitt 500 EUR mit jedem Trade, der im Gewinn landet.

Jeder Verlierertrade kostet Sie im Durchschnitt (ausrechnen!) ___ EUR.

Nehmen wir an, Sie verlieren im Durchschnitt -150 EUR mit jedem Trade, der ausgestoppt wird.

Das bedeutet wir haben ___ Gewinnertrades mit ____ EUR Gewinn. (Eintragen!)

Das beudetet wir haben ___ Verliertrades mit ____ EUR Verlust. (Eintragen!)

Jede Transaktion bringt Ihnen im Durchschnitt ___ EUR Gewinn!

Auflösung für unser Beispiel folgt weiter unten.

(Wenn hier ein negatives Ergebnis herauskommt, ist Ihre Strategie leider noch nicht profitabel oder der Zeitraum zu kurz).

Warum macht man dieses Experiment als Trader?

Wenn Sie 7 Mal verlieren, dann bedeutet das Frust und Schmerz. Diese negativen Erfahrungen bringen die meisten Trader, egal ob privat oder Profi, an ihre emotionalen Grenzen. Das kostet Kraft und Energie. Bevor ich eine positive Einstellung zum Handel lernen durfte, war ich abends nach dem Trading meist hundemüde, richtig platt und am Wochenende war auch selten was mit mir anzufangen.

Es geht also darum eine positive Sichtweise auf den Handel zu gewinnen, vor allem wenn man in einem Geschäft tätig ist, wo die Fehler die Erfolge überwiegen. Denn das allerwichtigste beim Börsenhandel ist es Durchzuhalten, sich von den Kurven nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Das haben Sie bereits in anderen Artikeln und Vorträgen von mir gehört. Am Ende, nicht Zwischendurch, werden die Sieger gekürt. Wenn Sie vielleicht dreimal hintereinander einen Verlust verbuchen müssen, dann ist vielleicht der vierte Trade der erfolgreiche Gewinner. Die meisten Menschen geben jedoch nach ein oder zwei Rückschlägen auf.

Doch Disziplin kann man nicht mit reiner Willenskraft erreichen, irgendwann wird der Schmerz zu groß. Man braucht daher Strategien, wie die folgende.

Ergebnisse

Wenn wir uns die vorliegenden Transaktionen anschauen, könnten wir auch folgendes herausfinden.

Wir haben 3 Gewinnertrades mit 500 EUR Gewinn.

Wir haben 7 Verlierertrades mit 150 EUR Verlust.

Bedeutet:

(3 x 500 EUR) - (7 * 150 EUR) = (1500 EUR) - (1050 EUR) = 450 EUR

Das Gesamtergebnis wird geteilt durch 10 Transaktionen, die nötig waren das Ergebnis zu erzielen.

Jede Transaktion bringt uns damit 45 EUR Gewinn.

Bei 3 Transaktionen am Tag verdienen wir damit jeden Tag 135 EUR.

Bei 14 Transaktionen pro Woche verdienen wir jede Woche 630 EUR.

Bei 50 Transaktionen im Monat verdienen wir jeden Monat 2.250 EUR.

Trading ist ein hartes Geschäft.

Es gibt Tage, da ist einfach nichts zu holen. Manchmal gibt es auch längere Durststrecken, in denen uns der Markt keine profitablen Trades schenkt. Aber das ist auch nichts ungewöhnliches! Versuchen Sie mal im Winter Badebekleidung und im Sommer Skier zu verkaufen. Märkte bewegen sich in Schwingungen, in Zyklen wie die Profis sagen.


Als Händler gibt es eine Zeit zum Geld verdienen und eine, in der man möglichst wenig verlieren sollte.

Wenn wir uns aber mit Hilfe des heutigen, kleinen Gedankenexperiments motivieren, kann das mittelfristig zu unglaublichen Ergebnissen führen (weil wir plötzlich zu den wenigen gehören, die durchhalten). Wenn wir die vorliegenden Zahlen verwenden, dann bedeutet das, dass Sie jedes Mal, wenn Sie eine Transaktion eingehen, 45 EUR verdienen. Jedes Mal, wenn Sie sich morgens an den PC setzen und Ihre Charts öffnen, verdienen Sie 135 EUR. Am Beginn einer neuen Handelswoche können Sie sich darauf einstellen 630 EUR zu verdienen. Mit Ihrem Trading wissen Sie schon am Monatsanfang, dass Sie sich über 2.000 EUR dazuverdienen werden.

Wie klingt denn das? Wie fühlt sich das an?

Es gibt jetzt keine Verlusttrades mehr für Sie. Arbeiten Sie gedanklich mit Ihrer Trefferquote. Bei einer Gewinnerquote von 30 % bedeutet das, dass im Schnitt jeder dritte oder vierte Trade zum Erfolg führt. Trade 1 = Verlust? Ok, noch zwei Trades bis zum nächsten Gewinner. Und so weiter.

Ein Verlusttrade ist nun kein Verlust mehr, sondern nur noch ein Schritt zum nächsten Gewinner.

Wie werden Sie nun Ihren Tradingtag beginnen oder wie werden Sie nun auf einen Verlust reagieren? Vermutlich mit einer positiveren und erfolgreicheren Einstellung, die Ihnen dabei helfen wird, noch bessere Ergebnisse zu erzielen.

Wenn Ihnen Ihre Ergebnisse noch nicht gefallen, dann verbessern Sie sich. Versuchen Sie noch mehr Gewinn und noch weniger Verlust pro Trade zu machen. Lernen Sie von anderen, erfolgreichen Tradern, wie Sie höhere Gewinne erzielen und arbeiten Sie härter an sich. Bauen Sie mehr Wissen auf, lesen Sie mehr, besuchen Sie mehr Webinare und erweitern Sie Ihr Themenspektrum.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

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Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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