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11:29 Uhr, 14.06.2023

Sind Kursgewinne vorprogrammiert?

Die US-Notenbank Fed wird ihre Zinserhöhungen heute pausieren und wohl spätestens im Juli ganz beenden. Was bedeutet das für die Börsen?

Nach zehn Zinserhöhungen in Folge dürfte die US-Notenbank Fed heute keine Anhebung beim Leitzins mehr verkünden. Für den Zinsentscheid im Juli wird zwar ein weiterer Zinsschritt um 25 Basispunkte erwartet, dennoch dürfte die US-Notenbank langsam am Ende ihres Zinserhöhungszyklus angekommen sein.

Das wohl spätestens im Juli bevorstehende Ende der Zinserhöhungen ist Grund genug, um einen Blick auf frühere Zinserhöhungszyklen zu werfen: Wie haben die Börsen in der Vergangenheit auf das Ende der Anhebungen reagiert? Sind Kursgewinne vorprogrammiert?

2018: Die Börsen zünden den Turbo

Zwischen Dezember 2015 und Dezember 2018 hob die US-Notenbank den Leitzins insgesamt neun Mal um jeweils 0,25 Prozentpunkte an. Das Ziel war eine Normalisierung der Geldpolitik, nachdem die Leitzinsen seit der Finanzkrise von 2008 bei nur knapp über 0 % belassen worden waren.

Das Tempo der Zinserhöhungen fiel deutlich geringer aus als in früheren Zinserhöhungszyklen und am Ende stand der Leitzins nur in einer Spanne von 2,25 % bis 2,50 % und damit deutlich niedriger als am Ende früherer Zyklen.

Die Börsen reagierten erleichtert auf das Ende der Anhebungen. Nachdem es ab Oktober 2018 zu starken Kursverlusten gekommen war, markierte die letzte Zinserhöhung am 20. Dezember 2018 so ziemlich das Tief der Abwärtsbewegung. Zwar ging es an den beiden Folgetagen noch einmal deutlich abwärts mit den Kursen, anschließend begann aber eine Börsenrally. Innerhalb von sechs Monaten legte der S&P 500 um fast 20 % und innerhalb eines Jahres um fast 30 % zu. Dabei wurden die Zinsen innerhalb dieser Zeit nur leicht (um insgesamt 0,75 Prozentpunkte, zwischen August 2019 und Oktober 2019) gesenkt.

Im nachfolgenden Chart ist der Tag der Verkündung der letzten Zinserhöhung mit einem Pfeil markiert.

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2006: Die Kurse steigen weiter

Im Vorfeld der Finanzkrise von 2008 kam es zu einem Boom am US-Immobilienmarkt, der die US-Notenbank Fed dazu bewegte, den Leitzins zwischen Juni 2004 und Juni 2006 insgesamt 17 Mal um jeweils 0,25 Prozentpunkte anzuheben.

Die letzte Zinserhöhung wurde am 29. Juni 2006 verkündet. In den kommenden sechs Monaten legten die Kurse im S&P 500 um 11 % und innerhalb der nächsten 12 Monate um 18 % zu. Damit setzte sich der 2003 begonnene Bullenmarkt noch bis in den Sommer 2007 fort, bevor die Abkühlung auf dem US-Immobilienmarkt im Vorfeld der Hypothekenkrise auch den Aktienmarkt zu belasten begann.

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2000: Nach dem Ende der Zinserhöhungen beginnt der Crash

Auf dem Höhepunkt der Internetblase rund um die Jahrtausendwende hob die US-Notenbank Fed den Leitzins zwischen Juni 1999 und Mai 2000 insgesamt fünf Mal um 0,25 Prozentpunkte und einmal um 0,5 Prozentpunkte an, um gegen den "irrationalen Überschwang" (so der damalige Fed-Chef Alan Greenspan) anzugehen.

Die letzte Zinserhöhung wurde am 16. Mai 2000 ungefähr auf dem Höhepunkt des Booms verkündet. Ab September 2000 gerieten die Kurse deutlich ins Rutschen. Die Kursverluste beliefen sich auf 6 % innerhalb eines halben Jahres und 12 % innerhalb des folgenden Jahres nach der letzten Zinserhöhung, während die Fed ab Januar 2001 die Zinsen bereits wieder deutlich senkte, um die Krise in den Griff zu bekommen.

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Fazit: Steigende Kurse sind wahrscheinlich

Der Blick auf die letzten drei Zinserhöhungszyklen zeigt, dass steigende Kurse nach dem Ende von Leitzinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed wahrscheinlich sind. Sowohl 2006 als auch 2018 führte das Ende der Zinserhöhungen auf Sicht von 6 und 12 Monaten zu kräftig steigenden Kursen. Anders sah die Situation im Jahr 2000 aus: Hier begann ziemlich genau auf dem Zinshöhepunkt auch das Platzen der Internet-Spekulationsblase, was in den kommenden rund zweieinhalb Jahren zu heftigen Kursverlusten vor allem bei Technologieaktien, aber auch am breiten Aktienmarkt führte. Dies verdeutlicht, dass neben der Geldpolitik der US-Notenbank Fed natürlich auch zahlreiche andere Faktoren die Entwicklung der Aktienmärkte beeinflussen und es keinen monokausalen Zusammenhang zwischen den Zinsen und der Aktienmarktentwicklung gibt.

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Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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