Wissensartikel
10:33 Uhr, 29.07.2020

Optionen und Optionsscheine - wie entstehen die Kurse?

Wie die meisten Trader wahrscheinlich wissen, stellen die Emittenten die Kurse von Optionsscheinen, und zwar (jedenfalls sollte es so sein) unabhängig von der Nachfrage nach einem konkreten Schein

Wenn jetzt also viele Scheine A ordern und niemand Schein B, beide sind aber exakt gleich ausgestattet (Basis, LZ), dann sollten A und B dennoch gleich viel kosten.

Die Nachfrage nach OS sollte den Kurs nur indirekt beeinflussen können: Nämlich in dem Maße, in dem der Emittent hedgen muss. Er wird sich nämlich in aller Regel risikoneutral aufstellen. Je nachdem, wie viele Calls und Puts er gerade ausstehen hat, hedgt er das was nötig ist, um es mal salopp zu formulieren. Und die Hedging-Maßnahmen könnten natürlich auch so umfangreich sein, dass sie sogar den Kurs des Underlyings beeinflussen, mindestens jedoch der zugrundeliegenden Option - denn wo er kann, wird der Emittent sich mit Optionen hedgen, z.B. an der Eurex.

Damit kommen wir zum spannenderen Teil - denn der Kurs der Optionen ergibt sich tatsächlich aus Angebot und Nachfrage - oder?

Formal auf alle Fälle. Aber wenn man die Struktur von Angebot und Nachfrage untersucht, erkennt man drastische Unterschiede zwischen Aktien und Optionen.

Wenn man von Leerverkäufen absieht, geht das Angebot von Aktien nur von bestehenden Aktionären aus - das Angebot ist also beschränkt.

Bei Optionen kann JEDER, der an der Eurex handeln kann, Optionen "schreiben", also verkaufen (und das Open Interest ist nicht begrenzt!). Und dafür kann es verschiedene Gründe geben.

Mit Optionen sind zahlreiche (und spannende) Strategien möglich. Denken Sie an Kombinationen aus verschiedenen Optionen (auch long/short) oder auch an Kombinationen aus Aktienkäufen und Optionsverkäufen ( covered short). So ist die Ausnutzung von Arbitrage-Beziehungen an der Tagesordnung.

Ich will Ihnen ein Beispiel nennen:

Angenommen der Kurs der Aktie A liegt bei 20 EUR und es gibt eine Call-Option auf Aktie A mit Basis 1 EUR (Annahme: Bezugsverhältnis 1:1), innerer Wert also 19 EUR. Der Kurs der Option wird dann für gewöhnlich bei 19,x liegen,
Würde nun jemand massiv die Option kaufen, aber nicht die Aktie, dann wird der Kurs der Option dennoch kaum über 20 EUR steigen (natürlich, solange der Kurs der Aktie sich nicht bewegt, siehe nun folgende Strategie

Denn dann könnte man folgende risikolose Strategie fahren (Gebühren außer Acht gelassen) : Kauf Aktie, Verkauf Option

Es gibt zahlreiche Arbitragebeziehungen, die das "Eigenleben" der Optionen einschränken. Der Kurs der Option entsteht immer aus Angebot und Nachfrage, aber das Angebot ist eben nicht limitiert und da es zahlreiche professionelle Marktteilnehmer gibt, werden v.a. Möglichkeiten der risikolosen Renditeerzielung immer ausgenutzt.

Das müssen Sie im Hinterkopf behalten, wenn Sie lesen: Der Preis von Optionen ergibt sich aus Angebot und Nachfrage

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Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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