Wissensartikel
13:55 Uhr, 05.05.2014

Faktor-Zertifikate

Mit Faktor-Zertifikaten lässt sich auf simple und effiziente Weise an stabilen Trendphasen im Kursverlauf einer Aktie oder eines Index partizipieren. Die Besonderheit: Im Gegensatz zu Knock-out Produkten und Optionsscheinen ist der Faktor, also der Hebel, konstant.

Faktor-Zertifikate sind eine relativ neue Produktkategorie, mit der Anleger gehebelt in verschiedene Märkte investieren können. Anders als bei Knock-Out-Zertifikaten, bei denen die Hebelwirkung vom Abstand des Basiswerts vom Basispreis abhängt, bleibt bei Faktor-Zertifikaten die Hebelwirkung konstant. Faktor-Zertifikate haben außerdem keine Knock-Out-Schwelle.

Faktor-Zertifikate bilden die tägliche prozentuale Wertänderung des Basiswerts mit einem konstanten Faktor ab. Steigt der Preis eines Basiswertes - z.B. des DAX - im Tagesverlauf um ein Prozent, so steigt zum Beispiel der Preis eines DAX-Faktor-4x-Long-Zertifikats um vier Prozent. Emittenten von Faktorzertifikaten bieten in der Regel verschiedene Varianten ihrer Faktorzertifkate mit unterschiedlichen Faktoren (= konstanten Hebeln) an. Üblich sind Faktoren von 2, 4, 6 oder 8. Je nach Risikoneigung stehen dem Anleger damit moderate bis höher gehebelte Faktor-Zertifikate zur Verfügung.

Um die konstante Hebelwirkung zu erreichen, wird die Faktorwirkung jeweils auf den Vortagesschlusskurs bezogen. Das ist natürlich nicht ungewöhnlich, denn Kursveränderungen werden ja grundsätzlich so berechnet, dass der Schlusskurs des Vortages als Basis dient. Bei Faktor-Zertifikaten sorgt die tägliche Anpassung der Basis in Kombination mit dem konstanten Hebel allerdings dafür, dass Faktor-Zertifikate den eigentlichen Basiswert nicht mehr linear abbilden, wenn ein längerer Zeitraum betrachtet wird. Tatsächlich sind die Faktor-Zertifkate auf den DAX beispielsweise so konstruiert, dass sie nicht den DAX selbst, sondern einen gehebelten Index auf Basis des DAX abbilden. Dieser Index ist keine lineare Abbildung des DAX.

Daher sollte man als Anleger beachten, dass ein Faktor-Zertifikate in volatilen, schwankungsreichen Seitwärtsphasen an Wert verlieren kann, obwohl sich der Basiswert stabil entwickelt. Umgekehrt entfalten Faktor--Zertifikate in geradlinigen Trendphasen ihre volle Wirkung. Ein Rechenbeispiel soll diesen Effekt verdeutlichen: Angenommen ein fiktiver Index steht zu Beginn der Basisperiode bei 100 Punkten. Ein Index-Faktor-Zertifikat mit dem Faktor 2 kostet zu Beginn der Basisperiode 100 Euro. Fällt der INDEX am ersten Handelstag um 10% auf 90 Punkte, so verliert das Faktor-Zertifikat 20% und kostet nun nur noch 80 Euro. Dies entspricht dem konstanten Faktor zwei.

Am nächsten Tag steigt der INDEX wieder von 90 Punkten auf 100 Punkte. Da sich der Anstieg um 10 Punkte auf den Vortagesschlusskurs von 90 Punkten bezieht, entspricht dies einem Anstieg um 11,11% (und nicht 10%). Unser Faktor-Zertifikat, das sich am Vortag auf 80 Euro verbilligt hatte, steigt nun von der Basis 80 Euro um 22,22% (Faktor 2) auf 97,78 Euro (und nicht 100 Euro).

Faktor-Zertifikate-GodmodeTrader-Team-GodmodeTrader.de-1

Der INDEX ist von 100 Punkten auf 90 Punkte gesunken und am folgenden Tag wieder auf 100 Punkte gestiegen. Unser Faktor-Zertifikat hat sich hingegen von 100 Euro auf 80 Euro verbilligt und ist am folgenden Tag nur noch auf 97,78 Euro gestiegen. Obwohl der INDEX seinen Startkurs wieder erreicht hat, hat das Faktor-Zertifikat im Vergleich zum Startkurs 2,22% verloren.

Dieser Effekt ist auf die tägliche Anpassung des Basispreises in Kombination mit dem (auf Tagessicht) konstanten Hebel zurückzuführen. Der gezeigte Effekt tritt vor allem in volatilen Seitwärtsphasen auf. In diesen Phasen kann das Faktor-Zertifikat wie gezeigt an Wert verlieren, obwohl der Basisindex nur vorübergehend an Wert verliert und am Ende das Ausgangsniveau wieder erreicht. Je größer dabei die zwischenzeitlichen Schwankungen sind, umso größer ist der (negative) Effekt für den Anleger.

In trendstarken Phasen kann sich umgekehrt ein kumulativer Effekt ergeben, von dem Anleger auch profitieren können. Das Faktor-Zertifikat kann dann stärker zulegen, als es eigentlich dem Faktor entspricht. Bei einer negativen Kursentwicklung profitieren Anleger außerdem von gebremsten absoluten Verlusten, weil die Basis, auf die sich die Verluste beziehen, täglich abnimmt.

Fazit: Faktor-Zertifikate eignen sich gut für trendstarke Marktphasen. In volatilen Seitwärtsphasen können Faktor-Zertifikate allerdings an Wert verlieren, obwohl sich der Basiswert stabil entwickelt.