Wissensartikel
10:45 Uhr, 04.04.2017

Die Riesen-Blase: Alle wollen Immobilien

Ich muss immer wieder mit Erstaunen feststellen, welche einfachsten Gesetze des Marktes die meisten Menschen nicht kennen. In meinem Freundeskreis wird seit einiger Zeit wie verrückt in Immobilien „investiert“. Der Traum vom Eigenheim in der Vorstadt.

Wenn ich diesen kleinen, schwer messbaren Immobilien-Bullenmarkt in meinem Freundeskreis beobachte, dann ist nicht ganz klar, wer oder was eigentlich die ausschlaggebende Kraft war, die jetzt alle animiert zu kaufen, trotz hoher Grundstückspreise. Im Gegenteil, dass die Preise sich in den letzten Jahren verdoppelt haben wird sogar noch als Sicherheitsmerkmal betrachtet.

Es ist ein klassischer Herdentrieb-Effekt.

Irgendwann hat ein Pärchen im Freundeskreis angefangen zu bauen und nun ziehen alle anderen nach. Die meisten haben schon gekauft, die ohne Grundstück sind entweder verzweifelt auf der Suche oder haben vor, in diesem Jahr noch zu bauen.

Deutlicher geht ein Blase nicht, oder?

Verzweifelung und „Haben-Wollen-um-jeden-Preis“ sind klare Warnsignale.

Wenn ich mit meinen Freunden darüber spreche (dabei versuche ich niemals meine Meinung zu sagen, weil Immobilien und Eigenheime ein SEHR sensibles und emotionales Thema sind), dann stelle ich oft fest, dass einfachste Grundgesetze des Marktes nicht bekannt sind.

Nehmen wir den Zins.

Der ist bei nahe null Prozent.

Immobilienfinanzierungen für 10 Jahre gehen bei etwas unter einem Prozent durch, das war jedenfalls mein letzter Stand.

Tipp für Investoren: Der INDEX_MANAGER ist live. Folgen Sie mir kostenlos auf meinem neuen Desktop!

Als unsere Eltern vor 20 – 25 Jahren in den 1990er Jahren bauten, lagen die Immobilienzinsen bei ca. 6-7 Prozent und das trotz hoher Eigenkapitalquoten, steuerlicher Förderung und Sicherheiten. Unsere Eltern haben heute ordentliche „Buchgewinne“ auf ihren Immobilien. Wer in den 1990er Jahren in guter Lage gekauft hat, dürfte seinen Wert mindestens verdoppelt, manche gar verdreifacht haben.

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass der Markt damals eine Immobilieninvestition als „relativ riskant“ angesehen hat, bei 6 – 7 Prozent Zinsen, die die Banken für das Darlehen verlangten.

Riskanter jedenfalls als heute, bei 0 – 1 Prozent.

Über die Jahre wurden die Investoren von damals für ihr höheres Risiko mit Rendite, mit satten Gewinnen belohnt.

Der Zins ist ein Gradmesser für Risiko und Rendite

Im Moment sind die Zinsen bei 0 – 1 Prozent. Die Immobilien- und Grundstückspreise haben sich an angepasst.

Was sagt uns das über die Rendite-Aussichten?

Der Markt bewertet die Immobilien und Grundstücke momentan als relativ sicher.

Die Rendite ist eingepreist, könnte man auch sagen.

Es gibt vermeintlich kein Risiko.

Wo kein Risiko ist, gibt es aber auch keine Rendite.

Das heißt, alle diejenigen, und es tut mir leid wenn Sie dazu gehören und heute das erste Mal von diesen Gesetzen lesen, die zu 0 – 1 Prozent Zinsen ein Risiko eingehen, haben im besten Fall eine Null-Rendite. (Das bedeutet, dass Grund und Haus ihren Wert in den nächsten 20 – 25 Jahren stabil halten, einen Inflationsausgleich liefern).

Eine hohe Rendite ist aber leider nicht zu erwarten, weil der Markt kein Risiko einpreist. (Es sei denn man findet unter Ihrem Haus eine Ölquelle).

Das sind Basics des Geldes. Risiko und Rendite.

Es ist OK, wenn man die günstigen Zinsen nutzt, um keine Miete mehr zu zahlen und ein Haus zu bauen, als „Castle“ für die Familie.

Aber bitte sehen Sie das nicht als Wertanlage oder Altersvorsorge an, das ist es nämlich bei Null-Zinsen niemals. Ist mathematisch unmöglich.

Auch an den Aktienmärkten gibt es einen ähnlichen Zusammenhang, der nennt sich dort Kurs-Gewinn-Verhältnis.

Robert Shiller hat dafür einen Nobelpreis bekommen.

Er hat nachgewiesen, dass teure Aktien langfristig geringere Renditen abwerfen als billige Aktien.

Fast schon zu einfach, oder?

Wie die Grafik im Anhang zeigt, haben Anleger, die Aktien mit einem teuren Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21,1 kauften, eine Rendite von 0,9 Prozent erzielt (also unter dem Inflationsausgleich).

Anleger bewerten teure Aktien als sehr sicher, also mit wenig Risiko. Wo kein Risiko, da keine Rendite.

Anleger, die Aktien sehr günstig einkauften, also mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10,8 oder 11,9, erzielten 9 – 10 Prozent Rendite pro Jahr.

Hier bewertete der Markt die Aktien als sehr riskant und schon hatten die Anleger die Chance fette Rendite zu machen.

Was sagt uns das?

Risiko und Rendite sind wichtige Kennzahlen beim Vermögensaufbau und nur schätzungsweise fünf von hundert Menschen blicken diesen Zusammenhang. Die meisten von denen sind reich. Wer noch kein Geld oder Vermögen hat, aber dieses Wissen besitzt, der hat zumindest Zeit, die er für sich arbeiten lassen kann.

Das Geld kommt dann von alleine.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

53 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • Weißer Ritter
    Weißer Ritter

    Lieber Herr Penndorf, das ist so mit das Intelligenteste, was ich auf diesen Seiten seit Monaten oder gar Jahren gelesen habe. Sie haben völlig Recht. Was die Leute völlig verlernt haben ist, sich einfach mal in ihrer Umgebung umzuschauen und die nötigen Schlüsse zu ziehen. Stattdessen glotzen sie alle auf ihre Flachbildschirme und lassen sich in ihren absurden Ansichten durch Leute bestätigen, die noch realitätsentrückter sind, als sie selbst.

    08:16 Uhr, 08.05.2017
  • S0378
    S0378

    Nachtrag: Wenn Sie ein Objekt in 3-5 Jahren abbezahlen, setzen Sie Ihr Eigenkapital ein. Das können Sie wunderbar anders arbeiten lassen. Denn: Sie bekommen derzeit von der Bank das Geld zu 1 % - 2 % Zinsen. Warum wollen Sie das Eigenkapital nehmen, welches Sie lukrativ zu konservativ 5-8 % anders anlegen können? Zudem fallen keine bzw. geringere Schuldzinsen an, die Sie steuerlich geltend machen können. Da weiß ich wirklich nicht, wie Sie mit Ihrem Taschenrechner rechnen?!

    10:16 Uhr, 06.04.2017
    1 Antwort anzeigen
  • S0378
    S0378

    Hallo Chronist, danke, dass Sie sich Sorgen um mich machen. Mir geht es aber ausgesprochen gut und kann mir mittlerweile eine 4 Tage Arbeitswoche leisten. Natürlich kostet das Bauspardarlehen eine Abschlussgebühr. Diese liegt bei 1 % und wurde von meinen Mietern bezahlt. Das Finanzamt hat mir außerdem die Gebühr steuerlich berücksichtigt. Wenn Sie keinen kennen, der es so macht wie ich und Herr Zumdeick, suchen Sie mal im Internet unter Alex Fischer Düsseldorf oder unter das Renditeprojekt. Ich kann nur sagen, vergessen Sie Trading. Denken Sie unternehmerisch und schaffen günstigen Wohnraum. Die Risiken sind natürlich da. Sie liegen im falschen und teuren Einkauf, Renovierungsaufwand, Mietnomaden oder einer Deflation.

    07:49 Uhr, 06.04.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    @ S0378

    Hallo S037,

    ich freue mich über Ihre Antworten und Ansichten.

    Wenn ich Ihre Beträge zu den Immobilien lese, dann sehe ich meine Gedanken in Worten nieder geschrieben.

    Ich habe es genauso gemacht wie Sie.

    Eigentumswohnungen mit Null Eigenkapital gekauft ... - geringe prozentuale Veränderungen führen zu enormen absoluten Gewinnen.

    Ich fahre das gleiche System wie Sie ... -. mit den besten Erfahrungen ...

    16:49 Uhr, 05.04.2017
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • Quick Trade
    Quick Trade

    ... das thema immobilieninvestition, egal ob zur eigennutzung oder zur vermietung, mit einkaufskriterien nach kgv des aktienmarktes zu vergleichen ist schlichtweg unfug ... eine aktie kann ich innerhalb weniger sekunden handeln, eine immobilie nicht, aktien kauft man normalerweise nicht auf pump, immobilien schon, wohnen muss jeder, investieren ist freiwillig, etc..... nur mal so ...

    10:44 Uhr, 05.04.2017
    1 Antwort anzeigen
  • jaja
    jaja

    @Marktbegleiter : eine sehr gute Auflistung von Szenarien und ich bin 100% dabei ! Als Hoffnung für die Immobilienbesitzer bleibt dann aber noch das Heer der Immobilien besitzenden Politiker. Was können diese im Fall der Fälle unternehmen um ihren Hals und ihrer Familien aus der Schlinge zu ziehen ?

    21:47 Uhr, 04.04.2017
    1 Antwort anzeigen
  • klakor
    klakor

    Ein Häuschen hier, eine Wohnung da und ein Depot das die Schulden zum Grossteil deckt, dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Wenn dann tatsächlich die große Krise kommen sollte, ist's eh egal. Dann sind alle dabei

    19:09 Uhr, 04.04.2017
  • maltiger
    maltiger

    Wäre das doch soooo einfach. Es fehlen aber die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung, die Lohnzuwächse, das Angebot, die Lage, die Landflucht usw. Das Problem einfach nur auf den Zins zu reduzieren ist fatal, denn es führt zu falschen Entscheidungen. Ein Blase ist --- bis auf Ausnahme Lagen in München, Hamburg, Berlin --- nicht in Sicht. Jahrzente lang haben sich die Immobilien Preise nicht bewegt. Jetzt wird auf normales Niveau nachgezogen.

    15:41 Uhr, 04.04.2017
  • Market Impact
    Market Impact

    Wir werden bald genug Zwangsversteigerungen haben um billig einzukaufen.

    14:02 Uhr, 04.04.2017

Das könnte Dich auch interessieren

Passender Service

Mehr Services

Über den Experten

Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

Mehr Experten