Geldanlage: Es kommt auf Ihre Entscheidungen an!
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Ich habe viele dieser Gespräche mit Kunden geführt.
Rendite? „Ja, bitte.“
Risiko? „Nein, danke.“
Am Ende sind die Gesichter lang, wenn der DAX mal wieder 20 % oder 30 % im abgelaufenen Jahr gestiegen ist. Soviel steigt er in seinen guten Jahren tatsächlich, nämlich um 25,19 % im Durchschnitt in Jahren, die über der langjährigen Durchschnittsrendite (aller Jahre) von 8,59 % liegen (Rückrechnung bis 1959).
Wenn man in solchen hervorragenden Jahren dann selbst nur 2 % oder 3 % verdient hat, ist man als Fondskunde schnell unzufrieden. Dass man selbst nicht bereit war höhere Risiken einzugehen, um die attraktiven Renditen des Aktienmarktes zu verdienen, das wird schnell vergessen. Schuld sind dann der „irre Markt“ oder die „zu hasenfüßige Bank.“ Prompt wird in guten Jahren das Risiko hochgefahren, um dann im nächsten schlechten Jahr wieder das Hohelied der Sicherheit zu singen. Diese Karussellfahrt macht man natürlich höchstens zwei- oder dreimal mit, um dann der Börse den Rücken zu kehren. Oldtimer, das Bankkonto oder die Firma des Juniors vom Golfkumpel, das sind bessere Investments als die "Zockerbörse".
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Wir sehen also, dass unser Erfolg an der Börse nicht von der Börse abhängt, sondern von den Entscheidungen, die wir treffen, bevor Anlagen gekauft oder verkauft werden. Dieses Gesetz gilt für alle Instrumente und Anlageformen der Finanzmärkte, im Trading genauso wie beim langfristigen Investieren.
Charlie Munger, meines Erachtens nach das heimliche „Brain“ bei Berkshire Hathaway, hat mal gesagt: „People are trying to be smart. All I am trying to do is not to be idiotic, but it’s harder than most people think.“
Wie wir schon in anderen Artikeln festgestellt haben, ist es nicht die Herausforderung geniale oder hochkomplexe Entscheidungen zu treffen, sondern einfach die schlechten Entscheidungen zu vermeiden. Das ist, wie Charlie Munger richtig feststellt, vor allem in der Finanzwelt nicht so einfach. Insbesondere wenn man jeden Tag viele Entscheidungen trifft, z.B. als aktiver Anleger.
Wie vermeidet man nun schlechte Entscheidungen?
Die Kunst besteht darin, sich klar zu machen, worüber man als Anleger überhaupt wahre Kontrolle hat. Denn Kontrolle erzeugt für uns ein Gefühl der Sicherheit und Sicherheit entspannt uns, vertreibt das lästige Gefühl von Stress und gibt uns Frieden.
Fragen wir uns also, worüber wir an den Finanzmärkten Kontrolle haben. Ist es der Kursverlauf der Börse? Wohl kaum. Ist es die Wahl einer geeigneten und guten Anlagestrategie? Schon eher. Ist es die Entscheidung, wie viel Risiko wir eingehen möchten? Sehr wohl.
Mit den Antworten auf die folgenden drei Fragen, können wir ein entspanntes Gefühl der Kontrolle erzeugen und dadurch bessere Handelsentscheidungen treffen:
1. Worauf wollen wir uns fokussieren?
Der richtige Fokus, die eigene Energie wie einen Laserstrahl auf einen bestimmten Punkt auszurichten, ist eine kraftvolle Entscheidung, die den Erfolg an der Börse maßgeblich beeinflusst. Doch wie sieht die Realität aus? Die meisten Privatanleger-Depots (und zugegebenermaßen auch viele professionell verwaltete Mandate) sehen aus wie schlecht bemalte Ostereierkörbe. Hier ein vermeintlich guter Aktientipp, da ein Optionsschein, zwei, drei Fonds, dazu sichere Bluechips, ach und ETFs, die sollen ja auch gut sein.
Wenn wir nicht genau wissen, was wir wollen, werden wir am Ende irgendeine Rendite erzielen, aber nicht die, die wir uns gewünscht haben.
Sie wollen eine hohe Aktienrendite? Dann informieren Sie sich, wie Sie diese am besten und sichersten erreichen. Lesen Sie nur noch Bücher, Online-Artikel oder schauen Videos über Aktienstrategien, aber über nichts anderes mehr. Ignorieren Sie allen Lärm, der nichts mit Ihrem Fokus zu tun hat. Sie werden erstaunt sein, wie schnell Sie Fortschritte machen.
2. Welche Bedeutung wollen wir bestimmten Ereignissen geben?
Nicht alles, was an den Finanzmärkten passiert, ist für jeden Anleger von gleicher Bedeutung. Stürzt eine Aktie nach einer Gewinnwarnung z.B. ab, dann ist das für die einen eine Katastrophe, für andere vielleicht die Gelegenheit zu kaufen.
Auch nicht alle Nachrichten oder Themen, die die Märkte so regelmäßig spielen, sind von gleicher Bedeutung. Aktive Anleger reagierten letztes Jahr mit Sorgen auf die politischen Veränderungen in der Welt (Brexit, Trump, Italien-Votum). Passive, langfristige Investoren zuckten vielleicht nur mit der Schulter und blieben investiert. Anleger, die ihr Geld in Versicherungen investierten, wussten vielleicht nicht einmal, dass sie indirekt auch investiert und betroffen waren. Die einen konnten vielleicht nachts kein Auge zu machen, die anderen schliefen ahnungslos tief und fest.
Wir sehen, nicht alle Events sind von gleicher Bedeutung für Anleger. Wir haben die Kontrolle und können entscheiden, welche Bedeutung wir bestimmten Ereignissen und Themen geben wollen. Das hängt natürlich auch stark davon ab, auf welche Strategie wir uns (in Punkt 1) fokussieren wollen.
3. Warum warten wir damit, neue Entscheidungen umzusetzen?
Der wichtigste Schritt jeder Veränderung ist die Handlung. Denn neue Entscheidungen, z.B. in Zukunft dem Medienlärm weniger zuzuhören oder noch konsequenter die eigenen Verluste abzuschneiden, müssen sich erstmal bei uns verankern.
Nur weil wir uns vorgenommen haben in Zukunft Verluste mit Aktienfonds gelassen auszusitzen, heißt das nicht, dass wir bei der ersten Korrektur nicht wieder ins Schwitzen kommen. Aber bei der zweiten oder dritten Korrektur wird sich Routine einstellen und das neue Handlungsmuster hat sich verfestigt.
Letztlich musste ich in den letzten Jahren feststellen, dass man diese Art des Handels nur schwer transportieren kann. Bestimmte Entscheidungen im Leben müssen wir einfach selbst treffen und können sie nicht an andere delegieren. Wenn wir der Meinung sind, wir sollten mehr Sport tun oder unsere Zähne könnten eine Überholung brauchen, dann können wir uns an einen Experten wenden, z.B. einen Trainer oder einen Zahnarzt, aber die Entscheidung müssen wir vorher für uns getroffen haben. Zu sagen „bitte treffen Sie die richtigen Entscheidungen für mich!“ - das wäre zu einfach.
So lässt sich zumindest erklären, warum nur wenige Anleger von so vielen guten Anlageprodukten (die die Finanzwelt tatsächlich vorweisen kann) profitieren.
Viele Grüße
Jakob Penndorf
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