Wissensartikel
20:53 Uhr, 05.04.2017

Der richtige Umgang mit Fehlern und Verlusten

Beim Trading muss man stets in Bewegung bleiben. Das Wetter an der Börse kann jeden Tag umschlagen. Wer da als Trader zu lange überlegt oder hängenbleibt, verliert.

Wer sich zu lange mit seinen Fehltrades von gestern beschäftigt, kann sich nicht auf die Gewinner von heute konzentrieren.

Wie sinnvoll ist es, sich auf seine Misserfolge und Rückschläge zu fokussieren, in einem Geschäft in dem man täglich Entscheidungen unter Unsicherheit trifft?

Es gilt wie im Wirtschaftsleben das First-Mover-Prinzip. Schnelligkeit und Flexibilität gehören auch für einen Börsenhändler zum täglichen Broterwerb.

Trading ist ein Geschäft, schrieb mal der Trading-Mentor Joe Ross.

Manchmal habe ich mich mit meinen Verlusten tage- oder wochenlang gequält. Ich habe darauf bestanden, dass meine Ideen aufgehen, koste es was es wolle.

Mein Ego war groß und meine Demut klein.

Heute ist das andersherum.

Dazu gehört auch, dass ich nicht mehr lange über Entscheidungen nachdenke.

Rein, raus, fertig

Niemals denken, immer traden.

All diese Dinge sind schon bekannt. Wie oft haben wir Kostolanys Spruch von der nächsten Straßenbahn gehört und trotzdem haben wir der letzten Idee ewig und drei Tage hinterhergeschaut.

George Soros, wohl der erfolgreichste Trader des 20. Jahrhunderts sagte mal: „I'm not better than the next trader, just quicker at admitting my mistakes and moving on to the next opportunity.“

Es ist ok, wenn man seine Fehltrades analysiert.

Bitte verstehen Sie mich da nicht falsch. Nur aus seinen Fehlern kann man lernen. Überhaupt sind die eigenen Fehltrades die besten Lehrmeister.

Besser als die Trades von jemand anderem.

Doch ich habe gelernt, die Fehler nicht größer zu machen als sie sind. Manchmal werden aus unseren Verlusten ganze Horrorfilme, die dann vor dem inneren Auge tage- und nächtelang ablaufen.

Ich versuche die so schnell wie möglich abzuschalten. Ich will mich damit nicht belasten.

Ich habe keine Lust, mir meinen Handelstag mit Verlusten zu verderben.

Mein Job soll mir Spaß machen, also konzentriere ich mich auf die Dinge, die funktionieren und die Gewinne bringen.

Im Artikel Lösungsorientiertes Denken im Trading habe ich dieses Konzept beschrieben.

Ich verstärke damit automatisch Fähigkeiten und Strategien, die sich bewährt haben und lege weniger Fokus auf Dinge, die sowieso nicht funktionieren. Was bringt es über eine Strategie oder eine Entscheidung nachzugrübeln, die nicht funktioniert hat? Eigentlich absurd, oder?

Trotzdem habe ich lange an diesem schlechten Verhalten festgehalten.

Oft machen wir es uns schwer, obwohl es einen leichten Weg gibt.

Manchmal wollen wir unbedingt jemanden von unserer Meinung überzeugen, der von seinen Ansichten, seiner Prägung oder aus seiner Erfahrung heraus uns einfach niemals zustimmen kann.

Ich merke das zur Zeit beim Aufbau des Index-Managers, dem neuen Investment-Desktop auf Guidants, wo ich ausschließlich mit Indexfonds (ETFs) und Indexprodukten investiere.

Wenn jemand keine Lust hat, die Einführungsartikel und Videos zu lesen oder felsenfest überzeugt ist, dass Fonds Mist sind, was soll ich meine Energie darauf verwenden ihn unbedingt davon zu überzeugen?

Es ist doch viel einfacher, mich mit den Lesern zu befassen, die schon jetzt begeistert und gewillt sind die Strategie zu verstehen und daraus für sich einen Mehrwert ziehen.

Damit mache ich nicht nur mir das Leben leichter, ich kann auch denen einen größeren Nutzen bringen, die sich wirklich für den Index-Manager interessieren, statt meine Energie ineffizient zu verbrennen.

So ähnlich verhält es sich mit unseren Entscheidungen an der Börse.

Ich mache jeden Tag Fehler. So what.

Ablehnung, Rückschläge, Enttäuschungen – all das gehört in diesem Business dazu.

Wenn mich das jedesmal fertig machen würde, könnte ich den Job gleich bleiben lassen.

Ähnlich muss es Schauspielern gehen. Ich kann als Schauspieler noch so erfolgreich, gutaussehend und berühmt sein, wenn beim Casting ein bestimmter Typ gesucht wird, der vielleicht dazu noch Klavier spielen kann, dann trifft das entweder auf mich zu oder eben nicht. Wenn nicht, gehe ich zum nächsten Casting und verkrieche mich nicht traurig in meinem Kämmerlein (oder meiner Villa am Meer).

Denn ich bin ja ein berühmter und erfolgreicher Schauspieler.

Nehme ich das persönlich oder grübele tagelang, warum ich die Rolle nicht bekommen habe? Ich glaube nicht. Ich weiß was ich kann und schaue ob meine Vorzüge und Fähigkeiten beim nächsten Casting passen.

Nicht anders ist meine Einstellung beim Trading.

Wenn mein Trading heute nicht funktioniert, ok, schade – weiter geht’s zum nächsten Handelstag.

So einfach und entspannt kann Börse sein.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

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Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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