Wissensartikel
13:56 Uhr, 08.05.2017

Besseres Trading durch positives Denken?

So ein Verlust, der tut weh. Vielleicht kennen Sie auch dieses kleine Piksen beim Gedanken an den letzten Verlusttrade. Man grübelt manchmal noch Tage später über diesen „dummen, dummen Fehler“ und warum man unbedingt in den Markt gehen musste.

Das Nachdenken über Verluste hat mir nicht nur so manche schöne Abende verdorben, sondern hat auch maßgeblich meinen Tradingerfolg ausgebremst. Irgendwann hatte ich dann begriffen, dass ich, um andere Resultate zu erzielen, ein anderes Verhalten an den Tag legen musste.

Das ist eigentlich logisch. Denn wenn ich mich weiter so verhalten würde wie bisher, woher sollten dann die neuen, besseren Ergebnisse kommen?

Doch wie wir uns verhalten wird maßgeblich davon beeinflusst, was wir denken. Ich bin z.B. ein eher introvertierter Typ, analysiere ausgiebig und reflektiere jederzeit über mich und mein Umfeld. Meine innere Stimme hatte früher einen großen Einfluss darauf, wie ich handelte.

Das Grübeln über Fehler war eine Blockade für mich, die es daher aus dem Weg zu räumen galt. Denn beim Trading muss man stets in Bewegung bleiben. Das Wetter an der Börse kann jeden Tag umschlagen.

Wer sich zu lange mit seinen Fehltrades von gestern beschäftigt, kann sich nicht auf die Gewinner von morgen konzentrieren.

Wie sinnvoll ist es überhaupt, sich auf seine Misserfolge und Rückschläge zu fokussieren, in einem Geschäft in dem man täglich Entscheidungen treffen muss?

Wer ständig nur über seine Verluste nachdenkt, begibt sich in einen Zirkel selbsterfüllender Prophezeiungen.

Der Verstand kennt nur noch: „Probleme, Probleme, Probleme.“

Meistens tritt ja das ein, was wir uns vorstellen oder glauben. Wenn wir meinen, ein Freund wird uns irgendwann enttäuschen, dann wird er es tatsächlich eines Tages tun (wer ist schon perfekt). Dann können wir wenigstens sagen: „Hab ich's doch gewusst!“

Kommen Ihnen die gleichen Gedanken über Ihr Trading irgendwie bekannt vor?

Manchmal habe ich mich von meinen Verlusten tage- oder wochenlang regelrecht quälen lassen.

Ich habe darauf bestanden, dass meine Ideen aufgehen, koste es was es wolle.

Mein Ego war groß und meine Demut klein.

Heute ist es – meistens – andersherum. Dazu gehört auch, dass ich nicht mehr lange über Entscheidungen nachdenke.

All diese Dinge sind schon bekannt. Wie oft haben wir Kostolanys Spruch von der nächsten Straßenbahn gehört und trotzdem haben wir der letzten Idee ewig und drei Tage hinterhergeschaut.

George Soros, wohl der erfolgreichste Trader des 20. Jahrhunderts sagte mal: „I'm not better than the next trader, just quicker at admitting my mistakes and moving on to the next opportunity.“

Es ist ok, wenn man seine Fehltrades analysiert.

Ich versuche die nur so schnell wie möglich abzuschalten. Ich will mich damit nicht unnötig belasten.

Ich habe keine Lust mir meinen Handelstag mit Verlusten zu verderben.

Mein Job soll mir Spaß machen, also konzentriere ich mich auf die Dinge, die funktionieren und die Gewinne bringen.

Dieses Konzept nennt sich auch lösungsorientieres Denken.

Ich versuche heute nicht ständig Antworten (die es manchmal gar nicht gibt) auf meine Fehltrades zu finden, sondern konzentriere mich überwiegend darauf, was schon sehr gut in meinem Trading funktioniert.

Eine Methode, um das lösungsorientierte Denken im Trading weiter auszubauen (oder überhaupt eine profitable Strategie zu finden), ist sich auf Basis seiner guten Trades eine Art persönliches Handbuch anzulegen.

Mit welchen Trades hatte ich zuletzt große Erfolge erzielt? Wo haben einfach viele Dinge gut zusammengepasst? Ich schaue in meine Trading-Ergebnisse und suche die Gewinnertrades raus.

Dabei analysiere ich, warum ich bestimmte gute Trades eingegangen bin und wieso letztlich das Ergebnis so erfolgreich war. Aber ich notiere mir auch Dinge, die nicht direkt mit der fachlichen Umsetzung zu tun hatten.

Ich frage mich z.B. auch warum ich an diesem Tag in der Lage war Gewinne laufen zu lassen oder was meine Sicherheit verstärkte, dass diese Idee aufgehen würde?

Ich checke auch manchmal wie mein Tagesablauf war, was ich gegessen hatte, ob ich Sport gemacht hatte, wie ich mich gefühlt hatte.

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass unser Gehirn bewusst nur einen Gedanken gleichzeitig denken kann.

Ich kann nicht die Gedanken „Ich bin ein Loser“ und „Ich bin ein Gewinner“ im selben Moment denken.

Und wenn ich mich entscheiden muss, dann richte ich meinen Fokus lieber auf jene Dinge aus, die gerade gut laufen. Das gibt mir nicht nur Kraft und Motivation an der Börse durchzuhalten, sondern stärkt mich auch für künftige Rückschläge.

Denn die kommen an der Börse ganz sicher.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

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Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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