Zypern: Der inszenierte Bankensturm?
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Franklin Delano Roosevelt war ein kluger Mann. Auch deshalb wurde der 32. US-Präsident dreimal wiedergewählt, 1936, 1940 und 1944. Wie in unseren Tagen waren auch die turbulenten Zeiten damals von historischen Ereignissen geprägt: Die Weltwirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg forderten von den Menschen jener Zeit die größten Opfer der jüngeren Geschichte.
Von Roosevelt stammt ein bemerkenswerter Satz. Es ist ein Satz, den nur ein altgedienter Staatsmann von sich geben kann. Roosevelt sagte: „In der Politik geschieht nichts zufällig. Wenn etwas geschieht, dann kann man sicher sein, dass es auf diese Weise geplant war.“
Quelle: Weißes Haus
Womöglich werden Historiker vom Wochenende des 16. und 17. März 2013 in einigen Jahren von einer Zäsur sprechen. Geschehen auch vor unseren Augen gerade Dinge, die politisch von langer Hand geplant sind, um damit Wirkungen zu erzielen, die vollkommen beabsichtigt sind?
Sehen wir uns einige Fakten an:
Mit den Beschlüssen vom vergangenen Wochenende zur „Rettung“ Zyperns hat die Europäische Union (EU) selbst hochdekorierte Wirtschaftsnobelpreisträger sprachlos gemacht. Paul Krugman etwa sagte, die Entscheidung der EU, kleine Handwerker, Rentner und Kleinsparer an der Bankenrettung des Landes zu beteiligen, komme „überraschend“. Damit fordere die Troika die Sparer in Krisenländern wie Italien, Spanien, Griechenland und Portugal förmlich dazu auf, die Banken zu stürmen, um die eigenen Ersparnisse zu retten.
Der Chef der dänischen Saxo-Bank, Lars Seier Christensen, schreibt in seinem Internet-Blog: „Dies ist der Bruch der fundamentalen Eigentumsrechte, der einem kleinen Land von ausländischen Mächten diktiert wird. Jedem Inhaber eines Bankkontos in Europa muss dies einen kalten Schauer über den Rücken jagen. Ich kann noch immer nicht begreifen, dass das wirklich geschehen ist.“
Mohamed El Erian, Chef des größten Vermögensverwalters der Welt, sprach in einem Interview mit dem Wirtschaftssender CNBC von einer „Dynamit-Stange“, die am Wochenende gezündet wurde. Die EU habe die „Heiligkeit der Bankeinlagen“ infrage gestellt und riskiere jetzt massive soziale Unruhen.
Wer ist der Nächste?
In der Tat, in einem beispiellosen Akt der Willkür greifen die europäischen Regierungen jetzt auf die Spareinlagen der Bürger zu. Noch betrifft dies „nur“ das kleine Zypern. Doch ab sofort kann niemand mehr sicher sein, dass nicht morgen ähnliche Beschlüsse auch in anderen europäischen Ländern getroffen werden.
Die Entscheidung vom Wochenende erscheint aus vielerlei Hinsicht, sagen wir mal, dubios. „Vernünftig“ wäre gewesen, zunächst ein Insolvenzverfahren einzuleiten, bei dem Bankaktionäre und Schuldner, später möglicherweise auch die Gläubiger zur Kasse gebeten werden. So wie in Griechenland. Die Spareinlagen der Kunden zu enteignen ist jedoch ein Schlag ins Gesicht der Bürger. Das Vertrauen wird regelrecht mit Füßen getreten. Dabei ist es genau jenes Vertrauen, auf dem das gesamte Papiergeldsystem basiert.
Unterdessen lügt uns Finanzminister Wolfgang Schäuble frech ins Gesicht und behauptet, in Deutschland sei Vergleichbares gar nicht vorstellbar. Seit dem 16. März 2013 ist alles vorstellbar, Herr Schäuble. Denn wenn Sie und Ihresgleichen mehrfach und vorsätzlich bestehendes Recht brechen, dann ist es nur konsequent, wenn Ihnen niemand mehr glaubt. Der nicht gewählte Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hat am Samstag ja auch bereits durchblicken lassen, dass ähnliche Maßnahmen auch in anderen Ländern möglich sind - wenn auch im Moment nicht geplant...
Warum machen die das? Kann jemand so unsagbar dumm und einfältig sein? Brennt die Hütte gar derart lichterloh, dass andere Möglichkeiten gar nicht mehr denkbar sind? Oder steckt Kalkül dahinter?
Mit Demokratie und Rechtsstaat hat das Ganze natürlich nicht das Geringste zu tun. Wer etwas anderes behauptet, der hat jeden Realitätssinn verloren. Und es spielt auch nicht die geringste Rolle, ob den zypriotischen Sparern drei, fünf oder 15 Prozent ihres Vermögens gestohlen werden. Genauso nebensächlich ist die jetzt angeregt diskutierte Frage, ob nur „große“ oder auch „kleine“ Sparer enteignet werden.
Allein die Tatsache, dass dies überhaupt geschieht, dass sich der Staat am Vermögen seiner Bürger vergreift, das ist der Umstand, durch den die europäische Schuldenkrise eine ganz neue Qualität erhält.
Für die Redaktion des Antizyklischen Börsenbriefs ist das alles keine Überraschung: Seit vielen Jahren warnen wir vor den Ereignissen, die sich jetzt vor unseren Augen immer weiter zuspitzen. Und das werden sie, daran besteht nach den jüngsten Entwicklungen überhaupt kein Zweifel mehr. Doch ist das womöglich sogar beabsichtigt?
Was könnte, nein, was müsste aller Logik folgend nun geschehen?
So richtig Stimmung dürfte aufkommen, sollten nun die Menschen in den europäischen Südländern beginnen, eins und eins zusammenzählen. Italiener, Griechen, Spanier und Portugiesen, die noch einen Funken Verstand besitzen, müssten nun eigentlich Nobelpreisträger Paul Krugman folgen und in Kürze ihre Sparguthaben von den Banken abziehen.
Wirklich turbulent könnte es werden, sollten auch nur zehn oder 15 Prozent der Menschen diesen Beschluss fassen. In Italien also in etwa die halbe Wählerschaft des politischen Emporkömmlings Beppe Grillo. Das sollte ausreichen, um auch größere Finanzhäuser in die Pleite zu schicken. Wer die Funktionsweise unseres Papiergeldsystem verstanden hat, der weiß, warum das so ist. Wir ersparen uns deshalb an dieser Stelle weitere Ausführungen zu diesem Punkt.
Wichtig ist jetzt etwas anderes. Und damit kommen wir zurück auf Franklin Delano Roosevelt. Die Beschlüsse vom vergangenen Wochenende sind derart unverfroren, dreist und nicht auslegungsfähig, dass man schon ein absoluter Volltrottel sein muss, um eine mögliche Intention dahinter nicht zu sehen:
Folgt man Roosevelts Äußerung, dann ist es so unwahrscheinlich nicht, dass mittlerweile auch die verbohrtesten „Euro-Retter“ erkannt haben könnten, dass ihr Projekt zum Scheitern verurteilt ist. Und um vom eigenen Versagen abzulenken, könnte man in Brüssel auf die glorreiche Idee gekommen sein, einen „Bankrun“ in den Südländern Europas zu inszenieren. Eine Bankenpanik, die dem Euro das Genick bricht.
Die „Schuld“ am Scheitern der Gemeinschaftswährung könnte man dann den verängstigten Bürgern in die Schuhe schieben, die aus Angst um ihre Ersparnisse die Bankschalter gestürmt haben. Und die Politiker wären fein raus. Jedenfalls könnten sie das im Moment noch hoffen.
Doch auch wenn der bislang beispiellose Keulenschlag aus Zypern nicht vorsätzlich geplant sein sollte, ändert das nichts an den trüben Aussichten, die sich mittelfristig daraus für uns alle ergeben: Wer auf Sparkonten zugreift, der wird in Zukunft auch nicht zögern, Immobilieneigentümer und alle anderen „Besitzenden“ zu enteignen.
Daraus folgt:
Bankschließfächer, Bankkonten, Lebensversicherungen, Immobilien, Rentenansprüche, Staatsanleihen, Sparguthaben und sonstige Zahlungsversprechen - mit einem Wort, alle Vermögenswerte auf die Banken oder der Staat in irgendeiner Form Zugriff haben, sind seit dem 16. März 2013 hochgradig unsicher geworden.
Ganz besonders gilt dies im Übrigen für alle Formen von Derivaten, Optionsscheine, Hebelzertifikate und sonstigen Unsinn. Mit diesen allseits beliebten Kunstprodukten der Banken hat die Finanzbranche in den vergangenen Jahren ganze Anlegergenerationen verblendet. Sollte in Südeuropa ein Flächenbrand losgetreten werden, weil die Menschen Angst haben um ihr Geld, dann sollte man solche Dinge besser nicht besitzen...
Suchen Sie sich spätestens jetzt also einen sicheren Platz für Ihre Gold- und Silbermünzen. Sie werden ihn bald brauchen...
Was wir unseren Lesern davon abgesehen jetzt raten, das werden wir in der April-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs ausführlich erläutern.
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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de
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