Kommentar
08:10 Uhr, 09.07.2019

Zweifel am Aktienmarkt wären angebracht

Anleger und Analysten haben wenig Zweifel am Markt. Andernfalls stünde dieser gerade in den USA kaum nahe der Allzeithochs.

Erwähnte Instrumente

Analysten sind derzeit ein besonders optimistisches Volk. Für den Rest des Jahres wird kräftiges Gewinnwachstum bei US-Unternehmen vorhergesagt. Bis Ende des Jahres sollen die S&P 500 Unternehmen 153 Dollar Gewinn je Aktie einfahren. Der S&P 500 steht wiederum bei knapp 3.000 Punkten. Das entspricht also einem KGV von 19,5. Im kommenden Jahr soll es nicht anders weitergehen. Der Gewinn soll auf 169 Dollar steigen. Damit würde der Gewinn 2019 gegenüber 2018 um 16 % steigen und im kommenden Jahr noch einmal gut 10 %. Da erscheinen Allzeithochs durchaus angebracht.

Aktienkurse richten sich nach den Gewinnen (Grafik 1). So wie die Gewinnentwicklung derzeit vorhergesagt wird, können die Kurse eigentlich nur steigen. Treten die Vorhersagen wie gemacht ein, sollte der S&P 500 keine Probleme haben, Richtung 3.300 Punkte zu steigen.


Dieses Bild ändert sich auch nicht, wenn man anstatt der Jahresgewinne die Quartalsgewinne betrachtet (Grafik 2). Es deutet sich zwar für das gerade beendete Quartal ein Gewinnrückgang an, doch danach soll der positive Trend gleich weitergehen. Dieser homöopathische Gewinnrückgang rechtfertigt keinen Bärenmarkt.

Der Optimismus der Anleger ist irgendwie angebracht, wenn man eben den Prognosen traut. Tendenziell kommt es am Ende anders als man denkt. Man muss aber nicht einmal einen generellen Trendwechsel erwarten, um Zweifel an immer neuen Hochs zu bekommen.

Aktien sind in diesem Bullenmarkt deutlich stärker gestiegen als die Gewinne. Die Bewertung des Marktes hat sich damit immer weiter nach oben geschraubt. Das Gewinnwachstum, vergangen und prognostiziert, rechtfertigt keine Kursexplosion (Grafik 3). Stattdessen wäre eine minimale Zunahme des Kursniveaus um 5-7 % denkbar.


Ob es dazu kommt, werden wir in den nächsten Wochen erfahren. Die Berichtssaison hat gerade begonnen. Im Vorfeld der Quartalszahlen haben bereits über drei Viertel der Unternehmen ihre eignen Prognosen nach unten korrigiert. So hoch war der Prozentsatz seit Jahren nicht.

Im ersten Quartal sind die Gewinne minimal geschrumpft. Für das zweite Quartal soll das Minus bei 2,3 % liegen. Dieser Rückgang ist, gemessen an den Revisionen der Unternehmen, gering. Als es das letzte Mal einen so hohen Prozentsatz an Revisionen nach unten gab, schrumpften die Gewinne um mehr als 10 %.

Aus diesem Grund wird die Berichtssaison dieses Mal besonders interessant. Die Differenz zwischen der Analysteneinschätzung und der Einschätzung der Unternehmen war lange nicht so groß. Im Normalfall sollten die Unternehmen besser wissen wie es ihnen geht. Dafür haben sie aber natürlich einen Anreiz tiefzustapeln. Wenn man am Ende die Erwartungen schlägt, weil man sie zunächst massiv gedrückt hat, beschwert sich niemand. Wenn man hohe Erwartungen nicht erfüllt, ist das anders. So oder so, man darf seine Zweifel haben, sowohl am jetzigen Kursniveau als auch daran, dass unmittelbar eine große Korrektur droht.

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  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    warum?

    21:25 Uhr, 08.07. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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