Kommentar
07:45 Uhr, 14.10.2017

Zusammenhang zwischen der Orderbuchtiefe und dem Aufbau von Futures-Positionen

Orderbuchtiefe und Arbitrage zwischen Kasse und Futures hängen eng miteinander zusammen, doch diese Betrachtung geht über die Arbitrage hinaus.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 12.991,87 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Die sich immer wieder verändernde Zusammensetzung der Ordergrößen innerhalb eines Orderbuches beeinflusst nicht nur den Indexarbitragevorgang, sondern dient auch als Indiz für sich bereits im Vorfeld anbahnende, möglicherweise tragende Bewegungsimpulse, welche von kurzfristig, spekulativ orientierten Händlern genutzt werden, um Trading-Positionen mit mehreren Positionseinheiten aufzubauen.

Der DAX-Index wird aus dem Durchschnitt dreißig unterschiedlich stark gewichteter Einzelaktien errechnet. Werden Aktien gekauft oder verkauft, entsteht ein Umsatzkurs, welcher in die Berechnung des Index mit einfließt. Dabei ist es unabhängig, welche Seite in jeder einzelnen Aktie dieser dreißig Werte aktiv gehandelt wird. Wichtig ist einzig, dass es einen Umsatz geben muss, welcher einen Kurs generiert.

Die nachfolgende Grafik zeigt einen Ausschnitt der Orderbücher der DAX Aktien, jedes Orderbuch zeigt für jede Aktie individuelle Geld- wie auch Briefkurse auf. Werden jetzt in allen dreißig Werten Umsätze getätigt, werden die entstehenden dreißig Einzelkurse in die Berechnungsformel des DAX-Index eingefügt und ein jeweilig aktueller DAX-Kurs berechnet.

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Dieser DAX-Kurs wird immer aus den Kursen errechnet, welche im Orderbuch vorn stehen (somit aus den sogenannten Front-Kursen). Damit zeigt der errechnete Kurs des Index immer die Vergangenheit an, da er aus Kursen errechnet wird, welche „vorn in der Front“ standen und bereits gehandelt wurden, wodurch es zur Preisbildung gekommen ist.

Stellen wir uns jetzt in einer Beispielaktie ein fiktives Orderbuch vor. Auf der Geldseite werden im Frontkurs 200 Aktien gesucht (limit Geld) zu einem Kurs von 26,88 Euro. Werden jetzt zwischen 1 und 200 Aktien auf diesen Geldkurs geschickt, wird ein Umsatzkurs von 26,88 ausgewiesen. Und dieser fließt jetzt in die Berechnung des DAX ein.

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In der Folgegrafik werden jetzt aber mehr als 200 Aktien market verkauft, nämlich 287 Aktien. Da es um einen laufenden variablen Handel geht, werden 200 Aktien zu 26,88 Euro abgerechnet und die verbleibenden 87 Aktien zu 26,87 Euro.

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Daraus ergibt sich ein rechnerischer Durchschnittskurs von 26,8769 Euro. Somit wird deutlich: werden mehr Aktien verkauft, als die Frontorder aufnehmen kann, sinkt naturgemäß der Durchschnittskurs der gesamten Verkaufsposition.

Würde man jetzt einen großen, alle dreißig DAX-Werte umfassenden Verkaufskorb in den Markt geben, welcher größere Verkaufsorders pro Einzelaktie umfasst, als in dieser in der Frontorder nachgefragt werden, kommen tiefere Durchschnittskurse zustande, als der aktuelle Frontkurs dies aufzeigt. Damit läge auch der DAX nach Abschluss der Gesamttransaktion tiefer, als er bei einem Verkaufskorb liegen würde, dessen Volumen von den jeweiligen Frontkursen aufgenommen werden könnte.

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Da die Orderbuchtiefe von jedem Händler einsehbar ist, kann jeder Händler errechnen, wie der DAX-Kurs wäre, wenn ein entsprechen großer Verkaufskorb in den Markt gegeben wird. Auch wenn man ihn nicht direkt handelt, sondern sich nur errechnet, welchen Durchschnittskurs man bei vordefinierter Ordergröße pro Einzelaktie erzielen würde, ließe sich aus diesen dreißig theoretischen Aktienkursen ein möglicher DAX Kurs ermitteln, welcher im Falle der effektiven Ausführung des Verkaufskorbes bei aktueller Orderlage im Orderbuch errechnet werden würde.

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Der potentielle DAX-Kurs nach einem möglichen Verkaufskorb liegt naturgemäß unterhalb des realen, letzt gerechneten DAX-Kurses (siehe obige Grafik).

Durch das Einstellen oder Löschen von Limit-Orders, tief im Orderbuch, verändert sich jedoch auch der potentielle Kurs des DAX nach Ausführung einer aktiven Order.

Werden z.B. bei obiger Orderbuchtiefe 1.000 Aktien verkauft, ergäbe sich nach Orderausführung ein Abrechnungskurs von 26,858 Euro.

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Wird jetzt das Orderbuch verändert – es werden z.B. 650 Aktien im Kauf als Limit-Order mit 26,87 Euro eingestellt - erhöht sich in dieser Aktie der potentielle Abrechnungskurs für die angedachte Verkaufsorder von 26,858 Euro auf jetzt 26,8720 Euro – ein Plus von 0,014 Euro.

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Durch solche Orderbuchveränderungen erhöht sich auch der potentielle Abrechnungskurs des DAX nach Ausführung des Verkaufskorbes.

Da wir in der Realität permanent Veränderungen in der Orderbuchtiefe in allen dreißig DAX Werten haben, verändert sich auch der potentielle DAX Kurs gegenüber dem realen DAX-Kurs. Spontane einzelne Veränderungen in der Orderbuchtiefe bewirken auch keine tragende Veränderung des potentiellen DAX-Kurses.

Da auf Grund der geringeren Liquidität im Kasse Markt im Vergleich zum Futures mehr mit Limit-Orders gearbeitet wird, lassen sich durch das Ordereinstellen und die sich daraus ergebende stetige Veränderung des potentiellen DAX Kurses (sowohl im Long- wie auch Short-Bereich) durchaus bereits kommende Kurs-Tendenzen feststellen, BEVOR sich der Kasse-DAX wirklich effektiv bewegt.

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Dadurch, dass der Future aber über die Basis durch die Index-Arbitrage direkt mit der Kasse verbunden ist, ist eine Reaktion des Futures bei tatsächlicher Veränderung des Kasse-Kurses garantiert. In der Konsequenz geht man als kurzfristig orientierter Trader davon aus, dass sich bereits im Orderbuch abzeichnende Entwicklungen im Nachhinein zu Bewegungsimpulsen in der Kasse entfalten werden, denen der Futures folgen wird. Somit bietet sich der Positionsaufbau im Futures innerhalb einer Aktivitätszone bereits im Vorfeld an.

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Der Futures-Händler wird folglich innerhalb einer Aktivitätszone (Akkumulations- oder Distributionszone) Positionen mit mehreren Positionseinheiten aufbauen, wenn er unterstellt, dass sich Käufe oder Verkäufe in der Kasse anzubahnen scheinen. Dadurch, dass der Future in einem solchen Falle über die Arbitrage von der Kasse „mitgerissen“ wird, kann man beim Verlassen der Aktivitätszone durchaus unterstellen, dass der Future dann zu diesem Zeitpunkt die höchste Impulsdynamik aufweist. Dies wiederum erlaubt die höchste Zahl gehaltener Positionseinheiten (siehe dazu Ausführungen zum Thema „Handel mit mehreren Positionseinheiten“).

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Entfaltet sich die reale Kursentwicklung jedoch nicht wie erwartet, der potentielle DAX Kurs stagniert oder tendiert durch Orderlöschungen im Orderbuch wieder entgegen zur ursprünglich erwarteten Bewegungstendenz, muss auch die Erwartung an die Impulsdynamik relativiert werden, was zur Anpassung der Positionsgrößen führt.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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