Kommentar
09:45 Uhr, 02.11.2017

Zinswende in Großbritannien: Ein historischer Moment?

Wir haben alle die Chance Zeitzeugen eines historischen Moments zu werden. Das klingt erst einmal nach etwas ganz Großem.

Erwähnte Instrumente

In Wahrheit ist der historische Moment ziemlich klein. Am besten lässt sich das grafisch darstellen. Der Moment ist kaum wahrnehmbar. Es handelt sich um die erwartete Zinswende in Großbritannien. Der Leitzins soll von 0,25 % auf 0,5 % angehoben werden.


Obwohl dieser Zinsschritt visuell ziemlich unspektakulär ist, ist er dennoch nennenswert. Die Bank of England (BoE) stellt auf ihrer Website eine historische Datenbank zur Verfügung. In dieser finden sich unter anderem die von der BoE festgelegten Zinsen.

Die BoE existiert seit 1694. Viele Daten gehen über die Jahre verloren, aber anscheinend nicht im Archiv der Notenbank. Sie stellt die gesamte Historie zur Verfügung. Die ersten 130 Jahre waren an der Zinsfront extrem unaufgeregt. Der Zinssatz bewegte sich kaum. Von 1719 bis 1820 stand er gar konsequent bei 5 %.

Wenn man sich über Zinsen aufregt, die zu lange an einem Fleck stehen, kann man sich diese Periode in Erinnerung rufen. Heute ist es freilich unwahrscheinlich, dass sich Zinsen 100 Jahre lang nicht bewegen. Damals war das möglich. Das Geld- und Finanzsystem ist mit heute nicht zu vergleichen. Bis zum Ersten Weltkrieg gab es in unterschiedlichen Formen einen Silber- und Goldstandard. Von Beginn des Ersten Weltkrieges bis 1925 wurde der Goldstandard ausgesetzt.

Insofern ist die Zeit nicht ganz vergleichbar und auch mit Goldstandard gab es im 19. Jahrhundert einige ausgeprägte Schwankungen. Auf Anleihen hat sich das nicht ausgewirkt. Sie blieben relativ stabil und sind in der Zeit vor der Großen Depression wahrscheinlich ein besserer Indikator dafür, wo die Zinsen standen.

Während der Großen Depression lag der Zinssatz bei 2 %. Obwohl diese Wirtschaftskrise der letzten Finanzkrise in nichts nachstand, gab es immerhin noch Zinsen. Während der letzten Krise wurde der Zinssatz auf ein neues Tief bei 0,5 % gesenkt und nach dem Brexit-Votum noch einmal halbiert.

Jetzt kommt die historische Trendwende. Zumindest erwarten das alle. Der große Befreiungsschlag ist das nicht. Nach einem Jahr bei 0,25 % geht es lediglich wieder auf das Krisenniveau von 0,5 % hinauf. Den Ausblick der BoE kennen wir noch nicht. Sie entscheidet erst am Donnerstag über den zukünftigen Weg. Dass sich die Zinsen vom historischen Rekordtief entfernen werden, bezweifelt derzeit allerdings niemand.

Wir werden also Zeitzeugen. Kaufen kann man sich dafür nichts. Ganz ernst gemeint ist es mit dem historischen Moment auch nicht. Es ist zwar einer, aber ein sehr unspektakulärer – aber das kann ja mit der Zeit noch werden.

Clemens Schmale

Sie interessieren sich für Makrothemen und Trading in exotischen Basiswerten? Dann folgen Sie mir unbedingt auf Guidants!

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

2 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • Munsch
    Munsch

    Und warum hat der Banner australische Dollar?

    09:54 Uhr, 02.11.2017
    1 Antwort anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten