Zinswende in den USA bleibt für September wahrscheinlich
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Erwähnte Instrumente
- WTI ÖlKursstand: 46,75 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
Frankfurt (BoerseGo.de) – „Auch wenn die US-Notenbank (Fed) in der Vergangenheit bereits häufiger Krisenmaßnahmen ergreifen musste, so ist eine grundlegende Umstellung der Geldpolitik doch eher selten. Aber nun steht eine geldpolitische Wende unmittelbar bevor und die Fed-Chefin Janet Yellen ist gefordert, vom aktuellen Nullzinsniveau aus eine Rückkehr zur Normalisierung herbeizuführen, wie Robert Michele, Chief Investment Officer der Fixed Income and Currencies Group von J.P. Morgan Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Auch wenn in der jüngsten Fed-Sitzung und dem Offenmarktausschuss (FOMC) noch kein Datum für die Zinswende genannt wurde, ist Michele überzeugt, dass diese in Kürze stattfinden wird. „Wir glauben weiterhin an die erste Zinsanhebung der Fed im September, denn es sprechen einfach kaum Gründe dagegen." So fiel die Einschätzung der US-Konjunktur durch den Ausschuss optimistisch aus, da sowohl Wirtschaft als auch Arbeitsmarkt an Stärke zugelegt hätten.
Gleichwohl werde die US-Notenbank versuchen, eine Erschütterung des Marktes so gut es geht zu vermeiden und hat daher auch wiederholt betont, dass die Zinserhöhungen graduell erfolgen werden. „Der Knackpunkt in diesem Zusammenhang ist der US-Dollar. Höhere Zinsen führen zu einer Aufwertung der Währung, was es der Fed erschwert, die Zinsen zu schnell wieder auf ein normales Niveau zurückzuführen", so der Experte. Michele ist überzeugt: „Da es für die eingesetzten Instrumente noch keinen wirklichen Präzedenzfall gibt, ist es sinnvoll, diesen Normalisierungsprozess bewusst vorsichtig anzugehen. Und es ist durchaus angebracht festzustellen, dass die Fed im Begriff ist, Geschichte zu schreiben."
Der Experte sieht die globalen Märkte derzeit sehr positiv: „Das erste Mal seit 2008 gehen wir in unserem Basisszenario von einem globalen Wachstum über dem Trendniveau aus – und das mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent. Für das Kernszenario des letzten Quartals, eine Erholung unter dem Trendniveau, sehen wir nach wie vor eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 45 Prozent, das Risiko einer globalen Krise ist dagegen auf eine Wahrscheinlichkeit von 5 Prozent zurückgegangen."
Nachdem das globale Wachstum anzieht, ist Michele der Ansicht, dass die verbesserten wirtschaftlichen Bedingungen in Kombination mit der anhaltend hohen globalen Liquidität vor allem die Spread-Märkte weiter unterstützen werden. „Allerdings birgt ein politischer Richtungswechsel nach neun Jahren Niedrigzinspolitik naturgemäß eine gewisse Unsicherheit und auch die potenziell höhere Volatilität und die niedrigere Marktliquidität lässt uns weiterhin vorsichtig agieren." So überzeugen ihn Hochzinsanleihen, ebenso wie einige europäische Finanztitel. Bei Schwellenländer-Bonds gelte es dagegen weiterhin, sehr selektiv zu sein.
Rohstoffe und insbesondere Öl sind zuletzt erneut unter Druck geraten: „Ein niedrigerer Ölpreis wird sicherlich, vor allem in den USA, einen positiven Effekt auf den privaten Konsum mit sich bringen, stellt aber gleichzeitig in einigen Schwellenmärkten auch ein Risiko für die gesamtwirtschaftliche Stabilität dar", so Micheles Abwägung.
In China droht das Wachstum unter die kritische 7-Prozent-Marke zu rutschen und einige Indikatoren deuten auf einen weiteren Rückgang hin. „Die Politik versucht, auf die Kapitalabflüsse und den gestiegenen Wettbewerbsdruck zu reagieren, doch die vorhandenen Überschusskapazitäten und die hohe Verschuldung könnten die Wirksamkeit der Maßnahmen beeinträchtigen. Die Abschwächung in China belastet den Rohstoffsektor und darüber das Wachstum in den Schwellenländern im Allgemeinen“, so der Experte.
Eine weitere Frage sei, wie die Anleihemärkte reagieren werden, wenn die Zinswende in den USA tatsächlich kommt: Werden Geldmarktfonds bei Zinserhöhungen plötzlich eine ernstzunehmende Alternative zu längerfristigen Anlagen darstellen? Welchen Einfluss wird die sich verschlechternde Liquiditätssituation auf den Markt haben? Könnte ein Ausverkauf am Anleihenmarkt eventuell eine Liquiditätskrise auslösen? All das sind Themen, die es laut Robert Michele zu beachten gilt.
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