Zinssenkung in den USA vor 2024 unwahrscheinlich
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„In der Pressekonferenz räumte Jerome Powell ein, dass die geringere Kreditvergabe durch die Banken zukünftig wahrscheinlich eine Belastung für die Konjunktur darstellen wird. Das entspricht auch unserem zentralen Szenario für 2023. Powell zeigte sich jedoch zuversichtlicher als die Mitarbeiter des Federal Reserve Board (und wir), dass die US-Wirtschaft eine bevorstehende Rezession vermeiden kann. Die Vorstellungen der Fed und der Anleger unterscheiden sich weiterhin vor allem mit Blick auf mögliche Leitzinssenkungen in diesem Jahr – die Fed sieht keine, die Märkte dagegen einige.
Bei der Zins-Entscheidung der Fed im Juni wird es auf die Inflation, Arbeitsmarktdaten und die Kreditauflagen des Bankensektors ankommen. Risiken gehen außerdem von der Frage der US-Schuldenobergrenze aus. Sofern der Inflationsdruck auf breiter Basis bestehen bleibt, die Zahl der offenen Stellen nicht weiter sinkt und die Verhandlungen über die Schuldenobergrenze im Hintergrund gut verlaufen, könnte eine Zinserhöhung im Juni folgen. Falls die Inflation hingegen generell nachlässt, sich die Kreditverknappung beschleunigt oder die Unsicherheit über die Schuldenobergrenze die Stimmung eintrübt, dürfte es eher eine Zinspause geben.
Insgesamt halten wir es allerdings für unwahrscheinlich, dass die Fed eine Zinssenkung vor 2024 in Erwägung ziehen wird – im Gegensatz zum Markt, wo man mit einer früheren Zinssenkung rechnet.
Inflation bleibt bedeutend
Für den Anleihemarkt ist die Richtung der Inflation wichtig. Wir gehen davon aus, dass der dauerhafte Rückgang der Kerninflation im weiteren Jahresverlauf für festverzinsliche Anlagen positiv sein wird. Es wird erwartet, dass der Verbraucherpreisindex (VPI) für April, der nächste Woche veröffentlicht wird, wieder ansteigen wird. Treiber sind vor allem die Preise für Benzin und Gebrauchtwagen. Die Beschleunigung könnte aber von kurzer Dauer sein. Wenn der Anstieg bei den VPI-Komponenten nur gering ausfällt, kann das unseres Erachtens nach nicht der vorrangige Grund für künftige Zinserhöhungen sein.
Ansonsten sind die US-Wirtschaftsdaten bislang uneinheitlich und liefern keine eindeutigen Richtungssignale für Anleger oder politische Entscheidungsträger. Die Ausrüstungsinvestitionen sind im zweiten Quartal in Folge zurückgegangen – ein Signal, dass Unternehmen ihre Aussichten vorsichtiger einschätzen. Demgegenüber waren die Konsum- und Staatsausgaben sowie die Exporte im ersten Quartal hoch.
Es gibt allerdings eine Warnung: Die jüngsten Belastungen aus dem Bankensektor haben sich noch nicht in den Daten niedergeschlagen. Es ist daher zu früh, um optimistische Schlüsse zu ziehen. Wir gehen davon aus, dass die USA im zweiten Halbjahr 2023 in eine milde Rezession eintreten werden, auch wenn es eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür gibt, dass der Konjunkturzyklus noch weiter andauern könnte. Dies wiederum birgt das Risiko eines späteren stärkeren Abschwungs.
Außerhalb des Bankensektors waren die Marktsignale ebenfalls widersprüchlich: Die Volatilität am Aktienmarkt hat sich im April auf einem historisch niedrigen Niveau stabilisiert. Die Zinsvolatilität ist seit März ebenfalls zurückgegangen, wenn auch nicht so stark wie die Schwankungen der Aktienkurse. Bei Unternehmensanleihen sind die Spreads nach wie vor historisch eng, und wir sehen das Risiko einer Ausweitung, wenn die Anleger beginnen, die Rezessionsrisiken deutlicher einzupreisen.“
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