Zinssenkung im September ?! Doch wie geht`s weiter ?
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Das jährliche Notenbanker-Treffen im malerischen Jackson Hole, Wyoming, rückt wieder einmal ins Zentrum der Finanzwelt. Dieses Jahr ist die Spannung besonders groß, denn das Treffen findet nur wenige Wochen vor einer entscheidenden Sitzung der US-Notenbank im September statt. Der Markt erwartet sicher eine Zinssenkung im September, doch die Höhe des Zinsschrittes ist noch nicht klar.
Die Erwartungen an seine Rede waren hoch, denn die Entscheidungen der Fed könnten nicht nur die US-Wirtschaft, sondern auch die Börsen erheblich beeinflussen. Was genau waren die zentralen Aspekte der Powell-Rede und wie sieht der Zinspfad nach dem September Meeting aus ?
Markterwartungen vor der Rede
Die Spannung vor Jerome Powells Rede könnte kaum größer sein, denn die Finanzmärkte haben sich bereits auf mögliche Zinssenkungen im September eingestellt. Das sogenannte “Fed Watch Tool” der CME Group zeigt, dass die Mehrheit der Marktteilnehmer eine Zinssenkung von 25 Basispunkten fest eingeplant hat.
Doch es gibt auch eine nicht unerhebliche Gruppe, die auf einen größeren Schritt von 50 Basispunkten hofft. Diese unterschiedlichen Erwartungen spiegeln die Unsicherheit wider, wie entschlossen die Fed bei ihrer nächsten Sitzung agieren wird.
Zusammenfassung der Rede von Jerome Powell
In seiner mit Spannung erwarteten Rede auf der Notenbank-Konferenz in Jackson Hole bestätigte Fed-Chef Jerome Powell, dass der Zeitpunkt für eine Zinswende gekommen sei. Dennoch ließ er den geldpolitischen Kurs für die kommenden Monate bewusst offen. Powell betonte, dass die Höhe und Abfolge weiterer Zinsschritte stark von den kommenden Konjunkturdaten abhängen werden. Dabei hob er hervor, dass die Inflation in den letzten Monaten erfreulicherweise zurückgegangen sei und er zuversichtlicher sei, dass die Inflation auf einem nachhaltigen Weg zurück zu den angestrebten zwei Prozent sei.
Die Märkte reagierten positiv auf Powells vorsichtige Signale, was sich in steigenden Kursen von Aktien und US-Staatsanleihen zeigte, während der US-Dollar unter Druck geriet. Interessant ist, dass nach Powells Rede die Wahrscheinlichkeit einer größeren Zinssenkung von 50 Basispunkten im September zugenommen hat, wie das Fed Watch Tool der CME Group zeigt:
Aufgaben der Federal Reserve
Die Federal Reserve hat zwei zentrale Aufgaben: die Gewährleistung von Preisstabilität und die Förderung der Vollbeschäftigung. Diese beiden Aufgaben stehen häufig im Gegensatz zueinander, da Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation möglicherweise negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben können – und umgekehrt.
Aktuell steht die Fed vor der Herausforderung, das richtige Gleichgewicht zwischen diesen beiden Zielen zu finden. Während andere große Zentralbanken, wie zum Beispiel die EZB, bereits damit begonnen haben, ihre Zinspolitik zu lockern, hat sich die Fed bisher zurückgehalten. Dies geschah mit dem Ziel, die Inflation langfristig unter Kontrolle zu halten. Die ausufernde Inflation 2021 und 2022 war überhaupt erst der Grund für den letzten Zinserhöhungszyklus.
Eine stabile Inflationsrate ist entscheidend, um das Vertrauen in die Wirtschaft zu wahren und die Kaufkraft der Verbraucher zu schützen. Doch die Sorge vor einer möglichen Abkühlung der Wirtschaft wächst. Ein zu spätes Handeln könnte die Fed in eine Lage bringen, in der sie gezwungen ist, drastischere Maßnahmen zu ergreifen, was wiederum die Arbeitsmarktlage verschlechtern könnte.
Die Fed muss daher den Arbeitsmarkt genau im Blick behalten. Die Arbeitslosenquote ist ein zentraler Indikator für die Gesundheit des Arbeitsmarktes und spiegelt wider, wie gut die Fed ihr Ziel der Vollbeschäftigung erreichen kann. Ein zu starker Fokus auf die Bekämpfung der Inflation könnte zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen, was wiederum das zweite Ziel der Fed gefährden würde.
Die Aufgabe der Fed ist es, diese beiden Ziele in Einklang zu bringen und dabei eine Geldpolitik zu verfolgen, die sowohl eine stabile Inflation als auch eine robuste Beschäftigungslage gewährleistet.
Das Risiko von zu hohen Zinsen
Während Zinssenkungen in der Regel als Mittel zur Ankurbelung der Wirtschaft gesehen werden, dabei aber möglicherweise auch die Inflation außer Kontrolle gerät, besteht bei zu hohen Zinsen das Risiko, dass sie das Wachstum erheblich drosseln und die Wirtschaft in eine Rezession treiben.
In den USA wachsen derzeit die Sorgen, dass die anhaltend hohen Zinsen die wirtschaftliche Erholung abwürgen könnten. Diese Ängste werden durch jüngste Daten verstärkt, die zeigen, dass die US-Wirtschaft weniger Arbeitsplätze geschaffen hat als ursprünglich angenommen.
Die aktuelle Revision der Non-Farm Payrolls, die monatlich veröffentlichte Zahl neuer Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft, hat gezeigt, dass die US-Wirtschaft deutlich weniger Stellen geschaffen hat als ursprünglich gemeldet. Diese Revision fiel so schlecht aus wie seit der Finanzkrise 2007/08 nicht mehr und lässt auf eine schwächere wirtschaftliche Dynamik schließen, als bisher angenommen.
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Auf einen Blick
Zu hohe Zinsen bremsen Konsum und Investitionen, da teurere Kredite Unternehmen und Verbraucher zurückhaltender machen. Eine schwächere Binnennachfrage könnte den Arbeitsmarkt belasten und eine Rezession auslösen, die auch die globale Wirtschaft beeinträchtigen könnte, wenn die Fed zu spät reagiert.
Das aktuelle Umfeld erfordert daher von der Fed ein sorgfältiges Abwägen: Einerseits müssen die Zinsen niedrig genug sein, um das Wachstum zu unterstützen, andererseits darf die Inflation nicht aus dem Ruder laufen. Doch angesichts der jüngsten Arbeitsmarktdaten scheint das Risiko einer zu restriktiven Geldpolitik, die eine Rezession auslösen könnte, besonders hoch.
Fazit
Das Treffen in Jackson Hole hat die Bedeutung der US-Notenbank für die globalen Märkte erneut verdeutlicht. Jerome Powell bestätigte, dass eine Zinswende bevorsteht, ließ jedoch offen, wie stark und schnell die nächsten Schritte ausfallen werden. Der weitere Zinspfad bleibt ungewiss und stark datenabhängig, insbesondere von der Inflation und der Arbeitsmarktlage.
Die jüngsten schwachen Arbeitsmarktdaten haben die Sorgen vor einer Rezession verstärkt, was die Unsicherheit an den Märkten weiter erhöht. Für Anleger bedeutet dies, dass die kommenden Wirtschaftsdaten genau beobachtet werden müssen, da sie die Richtung der Geldpolitik weiterhin entscheidend beeinflussen werden.