Zinssenkung der EZB erhöht Risiken für Anleger
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Wie erwartet hat die EZB ihren Leitzins von 0,25 auf 0,15 Prozent gesenkt. Gleichzeitig senkte sie den Einlagensatz von 0 auf -0,10 Prozent. Das bedeutet, dass Kreditinstitute von nun an Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie ihre Gelder bei der EZB parken. „Während es zu erwarten ist, dass die Banken diese Kosten an ihre Kunden weitergeben und es somit für Anleger zunehmend schwierig wird auf ihr Kapital eine angemessene Verzinsung zu erhalten, stellt sich natürlich die Frage, weshalb die EZB zu diesen Maßnahmen greift“, sagt Allan Valentiner, Vorstand der AMF Capital AG. Zumal viele Analysten vermuten, dass niedrigere Zinsen nicht unbedingt zu höheren Verleihungen seitens der Banken führen werden.
Als Folge der Euro-Staatsschuldenkrise habe die EZB Ende 2011 und Anfang 2012 die Kapitalmärkte mit jeweils ungefähr 500 Milliarden Euro versorgt um die Kreditklemme zu bekämpfen. Damit seien die Banken der Eurozone – und besonders die der Peripheriestaaten – mit ausreichender Liquidität versorgt worden, doch der Geldkreislauf unter den Kreditinstituten sei nur schleppend in Gang gekommen. Hauptursache dafür sei die Tatsache gewesen, dass die Banken sich gegenseitig nicht trauten und daher ihre überschüssige Liquidität lieber bei der EZB parkten, als sie anderen Banken über den Geldmarkt zu verleihen, heißt es in der AMF-Capital-Pressemitteilung.
Dieses Phänomen halte weiterhin an, obwohl sich die Bonität vieler Banken verbessert habe. „Es ist anzunehmen, dass der gegenwärtig vorgenommene Stresstest durch die EZB-Bankenprüfung ein Grund dafür ist“, so Valentiner. Dieser solle bis November abgeschlossen sein, wenn die EZB offiziell die Aufsichtsfunktion übernehme. Je weniger Risikokredite eine Bank auf dem Buch habe, umso besser bestehe sie den Test. Daher zögen Kreditinstitute noch immer vor, ihre Gelder bei der EZB zu parken oder Staatsanleihen zu kaufen, als sie an andere Banken zu verleihen. Durch negative Zinsen auf Einlagen wolle die EZB dieses unterbinden. Dass ihr das jedoch gelinge, sei eher unwahrscheinlich, heißt es weiter.
Es sei damit zu rechnen, dass die EZB den Kapitalmarkt auch weiterhin mit ausreichender Liquidität versorgen werde. Doch diese Liquidität gepaart mit den ohnehin sehr niedrigen Zinsen habe dazu geführt, dass die Renditen an den Finanzmärkten drastisch gefallen seien und die Risikoaufschläge für Emittenten mit niedrigerer Bonität kräftig abgenommen hätten. Nur wenn die EZB es schaffe Unternehmen, die Probleme hätten bei ihren Banken Kredite aufzunehmen, direkt oder indirekt mit Geld zu versorgen, werde sie ihr Ziel erreichen, so die Mitteilung weiter.
„Für Anleger steigen mit dem heutigen Tag die Risiken noch weiter an“, sagt Valentiner. Einerseits erzielten die Anleger keine angemessene Rendite mehr, andererseits seien die Renditen auch von Emittenten mit schlechter Bonität fast genauso niedrig, wie diejenigen von guter Bonität. Auf mittlere Sicht führe das dazu, dass hier mit einer kräftigen Korrektur zu rechnen sei. Von daher gelte es, erstens auf Emittenten zu setzen, deren Bonität sich verbessern werde, und zweitens sollten Anleger bei Ihren Rentenengagements auf eine breite Diversifizierung setzen, um so Risiken zu senken, so der AMF-Capital-Experte.
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